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Musikstücke, die ans Herz gehen

Von STEFANIE GREINER 01.01.2010, 17:47

KÖTHEN/MZ. - Während über den Dächern der Köthener Innenstadt die ersten Raketen sprühen, sitzt die junge Frau im Spiegelsaal des Schlosses und lauscht den Instrumenten des Mitteldeutschen Salonorchesters Halle.

Trompete, Klavier, Kontrabass und zwei Violinen schallen durch den Saal. Die fünf Musiker des Orchesters und Sopranistin Julia Preußler laden zu einer musikalischen Reise ins neue Jahr ein. "Ich habe mir die Karten als Weihnachtsgeschenk gewünscht", erzählt Magdalena Dommasch.

Das Konzert ist ausverkauft. 200 Liebhaber klassischer Musik genießen den Melodienzauber zum Jahreswechsel. "Es ist eine Mischung aus Barockem und dem Schatzkästlein der Salonmusik", verdeutlicht Matthias Erben, Leiter des Orchesters.

Er könne sich nichts Schöneres vorstellen, als das alte Jahr mit Musik ausklingen zu lassen. "Das ist das Finale", freut sich Erben. Vom Ambiente des Spiegelsaals ist der Musiker begeistert. "Es ist ein Traum." Im Antlitz der Büste Johann Sebastian Bachs erklingen Meilensteine der Klassik. Zum Abschied des Händeljahres spielt das Orchester unter anderem "Trompeten-Suite D-Dur" und "Trisonate A-Dur". Sopranistin Julia Preußler erweckt die Arie "Rejoice" zum Leben.

"So eine junge Frau und so eine tolle Stimme. Das ist beeindruckend", schwärmt Ingrid Leipold. Sie genießt das anderthalb-stündige Konzert. "Das Ambiente ist einmalig", betont die Köthenerin und lobt die musikalische Vielfalt des Programms.

Antonin Dvoraks "Humoreske op. 101 G-Dur" folgt Robert Stolz' "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein". "Es sind Stücke, die sehr ans Herz gehen. Sie dürfen weinen", wendet sich Matthias Erben an die Gäste. Der Leiter des Orchesters hat zur Musik stets einen flotten Spruch auf den Lippen. Selbst die Geräte, die von den Mitarbeitern der Köthen Kultur und Marketing GmbH verwendet wurden, um die Eintrittskarten zu kontrollieren, bleiben durch Erben nicht unkommentiert. "Köthen wurde als Testfeld für Scanner ausgewählt", scherzt der Musiker.

Sein Humor kommt gut beim Publikum an. "Das ist ein sehr lustiger Mensch", bemerkt Werner Sattler. An der Seite seiner Ehefrau stimmt sich der Köthener auf das neue Jahr ein. Vom Talent der 26-jährigen Sopranistin sind beide sichtlich begeistert. "Die Sängerin hat eine ganz gewaltige Stimme", lobt Ursula Sattler.

Mit ihrem ausdrucksstarken Gesang sorgt Julia Preußler für Gänsehaut. "Mein Herr Marquis" aus Johann Strauss' Operette "Die Fledermaus" ist einer der Höhepunkte des Konzertes. "Schwingen sie sich in das nächste Jahr hinein", bittet Matthias Erben die Gäste beim "Schatzwalzer" zum Tanz. Das Parkett des Saals bleibt allerdings leer. Der Mut zum Singen scheint größer. Bei Franz Lehars "Vilja" stimmen viele Gäste ein.

Johann Schrammels "Wien bleibt Wien" regt zum ausgiebigen Klatschen an. "Nehmen Sie das Feuer und die Glut der Musik mit", verabschiedet sich Matthias Erben vom Publikum. Der Beifall ist groß. Mit Leonard Bernsteins "I Feel Pretty" klingt die musikalische Reise aus. Für die Mitglieder des Salonorchesters geht es weiter nach Wittenberg, wo sie am Abend Händels "Messiah" spielen. Silvesterkonzerte gehören für Trompeter Martin Schiereck zum Musikeralltag dazu.

Für Julia Preußler klingt das alte Jahr ebenfalls musikalisch aus. Sie fährt nach Leipzig und tritt dort mit einer Band auf. "Ich arbeite gern zu Silvester", erzählt die 26-Jährige. Immerhin sei Musik ein wichtiger Teil ihres Lebens. "Ein bisschen Aufregung ist aber immer dabei", gesteht sie.