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Mediterraneum bei Köthen Mediterraneum bei Köthen: Hier steht eine Pension für exotische Pflanzen

Von Stefanie Greiner 17.12.2016, 11:00
Pflanzen über Pflanzen: Anne Scherschmidt kennt sich im großen Gewächshaus bestens aus. Sie weiß, wo welcher Exot steht.
Pflanzen über Pflanzen: Anne Scherschmidt kennt sich im großen Gewächshaus bestens aus. Sie weiß, wo welcher Exot steht. Heiko Rebsch

Köthen - Hinter dieser Tür sieht es aus wie in einem Dschungel. Eine exotische Pflanze reiht sich an die andere. Das Reich von Anne Scherschmidt.

Die Diplom-Ingenieurin für Garten- und Landschaftsplanung ist neben Stefan Gradzielski die Mitinhaberin des Mediterraneums, der Adresse für südländische Garten- und Wohnkultur am Ortsrand von Köthen. Wo Besucher zwischen Pflanzen aus Italien, Griechenland und Spanien - zumindest gefühlt - einen Abstecher in den Süden machen können.

Pflanzen müssen im Winter ins Gewächshaus

Der Winter in Deutschland ist diesen Pflanzen zweifellos zu frostig. Sie müssen ins Gewächshaus. Das Mediterraneum hat zwei davon. Ein kleines Warmgewächshaus. Für Zitruspflanzen zum Beispiel. Und ein großes Kaltgewächshaus. In dem stehen unter anderem Feigen-, Granatapfel- und Olivenbäume.

Die  Tür des Gewächshauses ist nicht verschlossen. Sie steht auch Besuchern des Mediterraneums offen. In die Türchen-Serie hat es diese Tür dennoch geschafft. Immerhin verbirgt sich dahinter eine besondere Welt, die auch den Lesern nicht verborgen bleiben soll, die das Mediterraneum noch nie besucht haben.

2010 wurde das große Gewächshaus errichtet. Denn das kleine - das heutige Warmgewächshaus - reichte nicht mehr. Sowohl von der Fläche als auch von der Höhe. Die Kübelpflanzen, die im Winter untergestellt werden mussten, wurden immer mehr. Und immer größer.

Zypresse ragt sieben Meter bis zur Decke

Zehn mal 30 Meter misst das Gewächshaus. Es ist sieben Meter hoch. Für die größte Pflanze, die dort überwintert, reicht das gerade noch aus. Die Zypresse ragt bereits bis zur Decke.

Ist es draußen - anders als jetzt - bitterkalt, sind im Gewächshaus immer noch drei bis fünf Grad. Das reicht, um unter anderem Feigen-, Granatapfel- und Olivenbäume unterzubringen. Der Anbieter exotischer Gewächse stellt dort zum einen seine eigenen Pflanzen unter. Und zum anderen Pflanzen von Kunden. Die haben zu Hause nicht immer den nötigen Platz, um ihre Exoten fachgerecht zu überwintern.

Im Mediterraneum gibt es Platz und Wissen

Im Mediterraneum gibt es beides: den nötigen Platz und das nötige Wissen. Die Pflanzen werden - entsprechend ihrer Bedürfnisse - den Winter über gepflegt. „Das Gießen ist eine Meisterleistung“, sagt Anne Scherschmidt. Bei den vielen Pflanzen. Sie weiß genau, wo welche Pflanzen stehen und wie oft diese gegossen werden müssen. Das gilt auch für ihre Kollegen.

Zweimal in der Woche machen die Mitarbeiter im Winter eine Gießkontrolle. Damit keine Pflanze zu wenig oder zu viel Wasser bekommt. Die Töpfe stehen zum Teil übereinander. Kleine Töpfe stehen auf großen Töpfen. Um Platz zu sparen. Sonst würden nicht alle Exoten ins Gewächshaus passen. Den Pflanzen schadet das nicht.

Die Kunden, deren Pflanzen im Gewächshaus überwintern, kommen längst nicht nur aus Köthen, sondern auch aus Bernburg, Dessau, Halle und Leipzig. Unter anderem. Einige haben ihre Pflanzen im Mediterraneum gekauft, andere woanders.

Exoten können zum Überwintern angeliefert werden.

Die Exoten können zum Überwintern selbst angeliefert werden. Die Mitarbeiter holen die Gewächse mit einem Lastwagen aber auch bei den Kunden ab. Ein Service, der viel Zeit kostet. Das Mediterraneum hat deshalb schon mal kurz darüber nachgedacht, es sein zu lassen, diesen Gedanken aber schnell wieder verworfen. Denn viele Kunden wüssten einfach nicht, wohin mit ihren Pflanzen. Ganz zu schweigen davon, dass einige Gewächse viele hundert Kilogramm auf die Waage bringen, die niemand ohne technische Hilfsmittel bewältigen kann.

Die meisten Pflanzen müssen deshalb mit einem Radlader verladen und - im Mediterraneum angekommen - ins Gewächshaus gefahren werden. Anfang Oktober geht es los. Die Wochen bis zum Wintereinbruch brauchen die Mitarbeiter, um alle Pflanzen zu verstauen. „Es ist jedes Jahr eine logistische Meisterleistung“, sagt Anne Scherschmidt.

Im Gewächshaus wird nach Bedürfnissen sortiert

In die Mitte des Gewächshauses kommen die großen Pflanzen. Schon allein, weil es da am höchsten ist. Drumherum werden die kleineren angeordnet. Sortiert wird außerdem nach deren Bedürfnissen. Exoten, die wenig gegossen werden müssen, kommen zusammen. Und Exoten, die etwas mehr Wasser brauchen. Die Pflanzen eines Kunden stehen also nicht unbedingt zusammen. Damit die Mitarbeiter am Ende des Winters dennoch wissen, wem welche Pflanze gehört, werden alle Gewächse mit einem Schild markiert.

Ist es draußen kalt, wird das Gewächshaus geheizt. An wärmeren und noch dazu sonnigen Tagen muss es gelüftet werden. Denn zu warm darf es nicht werden. Dann würde das Wachstum der Pflanzen einsetzen. Das sollte nicht passieren. Die Exoten brauchen ihre Winterruhe.

Je nachdem, wann die Töpfe ins Gewächshaus gebracht und wieder rausgeholt werden, überwintern die Pflanzen bis zu acht Monaten. Wie viel die Kunden für diesen Service bezahlen müssen, hängt unter anderem davon ab, wie viel Platz ihre Pflanze in Anspruch nimmt. Die Mitarbeiter des Mediterraneums verschneiden die Pflanzen auch oder topfen diese um, wenn das gewünscht ist.

Für die Pflanzen war in der Schule kein Platz mehr

Geplant war ursprünglich, die Pflanzen in der Scheune zu überwintern. Dort, wo heute Möbel und Accessoires verkauft werden. Dort, wo italienisch, griechisch oder spanisch gegessen werden kann. Die Scheune wurde aber bereits im ersten Jahr des Mediterraneums - das war 2004 - für den Verkauf von Accessoires gebraucht. Für Pflanzen war da dann schlichtweg kein Platz mehr.

Bis Mitte Mai müssen alle Pflanzen aus dem Gewächshaus raus sein. Stichtag sind die Eisheiligen. Bis dahin ist erst einmal Winterruhe angesagt. (mz)

Seit 2010 steht das Gewächshaus nun schon. Das alte war zu klein geworden.
Seit 2010 steht das Gewächshaus nun schon. Das alte war zu klein geworden.
Heiko Rebsch
Die Tür des großen Gewächshauses steht Besuchern offen.
Die Tür des großen Gewächshauses steht Besuchern offen.
Heiko Rebsch