Linden gefällt Linden gefällt: Bürgerin schenkt Görzig neue Bäume - und sucht nach Gleichgesinnten

Görzig - Es war ein sehr unerfreuliches Geburtstagsgeschenk: Als Julia Pawlak an ihrem Ehrentag im Februar aus dem Fenster schaute, sah sie etwas, das sie bestürzte. Die beiden Linden gegenüber ihrem Wohnhaus in der Alten Gartenstraße in Görzig wurden gefällt. Dieser Anblick habe sie tief traurig gemacht, erzählt die Ingenieurin.
Schnell war der Entschluss gefasst: „Ich will als Ersatz neue Linden pflanzen.“
Fast 18 Jahre lang hätten sie und ihr Mann Tilo neben den Linden gewohnt. Julia Pawlak ging zu den Baumstümpfen und zählte deren Jahresringe. Auf 84 kam sie. Und fasste einen Entschluss. „Ich will als Ersatz neue Linden pflanzen - und nicht nur zwei.“
Eigentlich sollen es für die beiden Linden und deren Alter zwei mal 84 neue Bäume werden, also 168. Da so viele neue Linden auf einmal aber doch sehr teuer wären, fängt Julia Pawlak erstmal mit vieren an. Die hat sie für 400 Euro und mit Unterstützung der Stadt Südliches Anhalt in der Baumschule Priorau erstanden.
Vier neue Linden für Görzig
Und seit Dienstagmittag stehen sie am Görziger Sportplatz, wo sie zwei Mitarbeiter des städtischen Bauhofes eingepflanzt haben. Das Loch dafür müsse jeweils etwa die doppelte Wurzelballengröße haben, erklärt Klaus-Dieter Bothe beim Erdeschippen. Die neuen Bäume sind Winterlinden, jede schon etwa fünf Meter hoch.
Die Bäume an der Alten Gartenstraße habe man fällen müssen, weil sie eine Höhe erreicht hatten, mit der sie zur Gefahr für umliegende Häuser wurden und in die Stromleitungen hineinwuchsen, erklärt Fachbereichsleiter Christian Volkmer von der Stadtverwaltung Südliches Anhalt. Regelmäßig habe man den Strom abstellen und die Bäume verschneiden müssen.
Julia Pawlak: Auf jeden Fall noch mehr Bäume pflanzen
Im nächsten Jahr möchte Julia Pawlak auf jeden Fall die nächsten Bäume pflanzen. Und sie will außerdem noch eine viel größere Aktion anstoßen. Sie hofft, Gleichgesinnte zu finden, die in ihren Orten ebenfalls neue Linden pflanzen - schon, um die Biodiversität zu befördern. Denn der süße Nektar aus den Lindenblüten sei eine ideale Nährquelle für Bienen und andere Insekten. „Und das zum Beispiel Bienensterben ein großes Problem ist, sollte ja bekannt sein.“
Wenn sich pro Ort nur eine Person fände, die einen Baum pflanzen will, wäre das schon toll. „Und wenn dann die Nachbarn noch jeweils einen Euro spendeten, um sich an den Kosten zu beteiligen, wäre viel geschafft“, meint die Görzigerin. Sie hofft, dass so 4.000 neue Bäume gepflanzt werden und verweist auf ein Rechenbeispiel: Ein 20 Meter hoher Baum mit zwölf Metern Kronendurchmesser verarbeite an einem Sonnentag 9.400 Liter Kohlenstoffdioxid, so viel wie zwei bis drei Einfamilienhäuser ausstießen. Gleichzeitig produziere besagter Baum am Tag 13 Kilogramm Sauerstoff, was den Bedarf von zehn Menschen decke, so die Ingenieurin. „Das sollte man sich mal vor Augen halten.“ (mz)