Letzter Wahlgang endet mit Eklat
Elsnigk/MZ. - Der Vorschlag des Vorstandes, den 38-jährigen Ronald König aus Roitzsch als Bewerber für das Amt des Landrates zu benennen, fand weitgehend Zustimmung. Er erhielt 58 Ja-Stimmen, zwölf Delegierte stimmten gegen ihn, fünf enthielten sich. Ronald König ist von Beruf Lehrer für Polytechnik sowie Betriebswirt und arbeitet derzeit bei der Deutschen Kreditbank. Er ist verheiratet und Vater eines siebenjährigen Sohnes. 1990 wurde er Mitglied der SPD, gehört dem Bitterfelder Kreistag an, ist im Roitzscher Gemeinderat Vorsitzender der SPD-Fraktion und engagiert sich auch im Sport- und Heimatverein seiner Gemeinde. "Ich stehe für diese Region und will, dass wir sie partnerschaftlich und auf Augenhöhe gemeinsam gestalten", sagte er. Er wolle Ansprechpartner sein und "für Integration" sorgen. Als eines seiner Credos bezeichnete er es, "Ideen nicht einfach vom Tisch zu fegen, auch wenn sie von Parteien kommen sollten, die uns vielleicht nicht so genehm sind".
"Wir wollen den Menschen für die Kommunalwahlen ein gutes personelles und inhaltliches Konzept geben", äußerte Kreisvorsitzender Thomas Engler. Mit Ronald König habe der Kreisverband einen jungen und dynamischen Kandidaten, der integrativ wirke und in der Lage sei, die Interessen von Bitterfeld, Köthen und Zerbst zusammenzulegen. Gute Wünsche und das Angebot der Unterstützung im Wahlkampf erhielt der Landratskandidat außerdem von Innenminister Holger Hövelmann, der als Mitglied des SPD-Ortsvereins Zerbst am Kreisparteitag teilnahm, sowie von den Bundestagsabgeordneten Klaas Hübner und Waltraud Wolff.
Einstimmig verabschiedeten die Sozialdemokraten ihr Wahlprogramm, das in einigen wenigen Punkten noch ergänzt wurde. So hatte es bereits in der Phase der Ausarbeitung des Programms seitens der Zerbster Mitglieder die Forderung gegeben, das Optionsmodell "Kommunale Beschäftigungsagentur" mit einzuarbeiten und künftig im gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld anzuwenden. Da das nicht geschehen war, erneuerten die Zerbster ihren Antrag. Das Modell bringe strukturelle Vorteile, erklärte der Zerbster Andreas Dittmann, der neue Landkreis könne damit für den Arbeitsmarkt eigene Akzente setzen.
Während dieser Antrag schließlich Zustimmung fand, wurde ein von den Jusos unterbreiteter Vorschlag abgelehnt. Sie sprachen sich gegen den Passus im Wahlprogramm aus, der besagt, dass die Sozialdemokraten den Modellversuch "Schulbekleidung" in der Köthener Ganztagsschule Rüsternbreite unterstützen. Eine einheitliche Schulkleidung sei nicht gut, sie enge die Individualität der Schüler ein, hieß es unter anderem. Das sah die große Mehrheit aber anders, weil es der Schule nicht aufgedrückt wird, sondern sie von sich aus dieses Modell ausprobieren will.
Die Wahl der SPD-Kreistags-Kandidaten für die insgesamt sechs Wahlbereiche schien reibungslos zu laufen. Beim letzten Wahlgang für den Wahlbereich 6 (Bitterfeld) kam es jedoch zum Eklat. Eckbert Flämig vom Ortsverein Bitterfeld erhielt nur 31 Ja-Stimmen und war damit nicht gewählt worden.
Auch der frühere Bitterfelder Landrat Horst Tischer und der Bitterfelder Bürgermeister Werner Rauball schnitten schlecht ab und erhielten nur 41 bzw. 39 Stimmen. Beide wären zwar noch Kreistags-Kandidaten gewesen, nahmen die Wahl aber nicht an und verließen noch vor dem Schlusswort den Saal. "Dieser Kreisverband hat soeben auf mindestens 10 000 Wählerstimmen verzichtet", äußerte der sichtlich verärgerte Flämig. Noch härter fiel das Urteil von Maik Brandt aus Burgkemnitz aus. Mit den Stimmen gegen die Bitterfelder Kandidaten sei die Partei tief gespalten worden, meinte er.
"Das war nicht unbedingt ein Indiz für Geschlossenheit. Wir dachten, dass das Innenverhältnis schon gestaltet ist", zeigte sich Kreisvorsitzender Thomas Engler bei seinen Schlussbemerkungen betroffen. Er bedauerte sehr, dass nun drei Listenplätze nicht besetzt worden sind.