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Lesung Lesung: Autorin bedient sich an der Bibel

Von Luisa Peine 11.04.2013, 18:10
Irmgard Powierski liest aus ihrem Roman „Jakob – Träumer, Bruder, Staatsmann“.
Irmgard Powierski liest aus ihrem Roman „Jakob – Träumer, Bruder, Staatsmann“. heiko rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Die Schriftstellerin Irmgard Powierski trat bei ihrer Lesung am Dienstag im Wolfgangstift in Köthen den Beweis an. Die Evangelische Gemeinde St. Jakob hatte sie eingeladen, denn in Powierskis 1999 erschienenem Roman geht es um Jakob, einen der drei Stammväter der Israeliten aus dem 1. Buch Mose.

Familiäre Atmosphäre

Mit sanfter, doch zugleich kraftvoller Stimme rezitierte die Autorin zu Beginn vor den zwölf Zuhörern ihr Frühlingsgedicht „Bald“. Frische Blumen auf dem Tisch vor ihr und zwei brennende Kerzen im Hintergrund unterstrichen die familiäre Atmosphäre an jenem Nachmittag.

Der Roman „Jakob – Träumer, Bruder, Staatsmann“ ist Irmgard Powierskis persönliche Version der Jakobsgeschichte. Doch kann eine biblische Geschichte wirklich als Stoff für ein Buch dienen? Schon die ersten Sätze beweisen: Ja, das kann sie allemal.

Auf die falsche Frau gewartet

In Dialogform erfuhren die Zuhörer, wie Jakob, Josefs Vater, seine wunderschöne Frau kennenlernt. Doch um sie zu bekommen, muss er ihrem Vater sieben lange Jahre dienen, aber die Zuneigung zu Rahel ist zu groß, als dass dies der Liebe im Weg stehen könnte. Doch er wird getäuscht, die falsche Frau wird ihm zugeführt. Nochmal sieben Jahre sollten ins Land ziehen, bis er die Richtige endlich sein ehelichen konnte.

Und das ist die Geburtsstunde Josefs, eines Sohnes der wahren Liebe. Doch Josefs Erinnerung an seine Mutter ist schwammig, sein Gemüt dem Träumen zugeneigt. Verwerflich, wie sein Vater findet, eine Anmaßung Gottes gegenüber. Doch Josef weiß: Träume können verwirklicht werden, denn sie kommen vom Allmächtigen. Als liebster Sohn zog er seit jeher den Neid seiner Brüder auf sich, der sich in Hass wandelt, als der Vater ihm ein Gewand, schön wie ein Regenbogen, schenkt. Die Brüder trachten ihm nach dem Leben, reißen ihm die Kleider vom Leib, werfen ihn in einen tiefen Brunnen. Jakob, im Glauben, sein geliebter Sohn sei tot, von wilden Tieren zerfleischt, wie seine Söhne ihm berichten, verliert sich in seiner Trauer – niemand kann ihm seinen Schmerz nehmen. Josef jedoch überlebt, geführt von einem Engel, der ihn ins Land Ägypten bringt. Sein Herz rein, immer den Worten Gottes folgend, übersteht viele Widrigkeiten. Er widersteht selbst der Verführung einer verheirateten Frau und begegnet seinen Brüdern wieder. Einsehend, verzeihend, kehrt er mit ihnen zurück.

Sein Vater, der beinahe seinen Glauben verloren hat, verzeiht ebenfalls – und so wandelt sich die tragische Geschichte ins Gute, alles unter dem wachsamen Auge Gottes, der im richtigen Moment den richtigen Weg wies.

Begeisterte Reaktionen

„Ganz großartig“, ertönte es nur wenige Sekunden, nachdem Irmgard Powierski die Stimme gesenkt hatte, aus dem Publikum. Ehrliche Bewunderung und Faszination waren aus dem Applaus herauszuhören. Die Stunde war wie im Fluge vergangen.

„Unheimlich spannend, wie man aus einer biblischen Geschichte so ein großartiges Geschehen zaubern kann“, äußerte die Köthenerin Christel Möller. Die 1931 geborene Schriftstellerin Irmgard Powierski sei eine Person, zu der man aufblicken kann. „Ich bin nicht gläubig, aber ich finde es bewundernswert, wenn man in diesem Alter noch so viel Schönes leisten kann“, sagte die geborene West-Berlinerin Christel Möller. Nur die geringe Beteiligung fand sie schade.

Auch die Gemeindekirchenreferentin Helga Warpakowski war angetan von der eindringlichen Lesung: „Es hat mir gut gefallen. Vor allem in unserer Kirchengemeinde ist die Geschichte von Josef Thema und es ist schön, darüber mal in einer anderen Weise zu hören. Ich habe es richtig genossen.“ Sie nutzte die Möglichkeit, ein paar Bücher der Autorin mit Signatur zu erwerben. „Es war eine gute Gemeinschaft hier in Köthen, alle haben sehr schön konzentriert zugehört“, meint die Schriftstellerin aus Schleswig-Holstein zufrieden, „solche Dinge halten mich und meinen Mann lebendig.“