Köthen Köthen: Zeitweise wie in den Alpen
KÖTHEN/MZ. - Als das Multi-Talent Hans-Dieter Frenzel in der Köthener Jakobskirche mit dem Dudelsack auftrat, tat er das gemessenen Schrittes auf traditionell schottische Weise. Weil die Orgel von Martina Apitz erst bei der zweiten Strophe einstieg, klang es so, als wolle man sich spontan zusammentun.
Doch nicht nur Freunde des Dudelsacks kamen bei diesem Konzert auf ihre Kosten. Der Hornist Hans-Dieter Frenzel und die Organistin Martina Apitz streiften die Zeit des frühen Barock bis hin zur Moderne. Bach-Fans wurden beim Orgelpräludium h-Moll erfreut, einem der wirkungsvollsten Stücke der Orgelliteratur, weil es die Kunstfertigkeit mit Volkstümlichkeit in der Melodik und im Rhythmus verbindet. Bei dem populären "Trumpet Voluntary" von John Stanleysso, das in der Form einem Präludium gleicht, spielte Frenzel Waldhorn, wie auch bei der folgenden Sonate von Benedetto Marcello.
Nach der vierteiligen Sonate bekamen die Musiker spontan Zwischenapplaus. Ideal verschmolzen die Hornklänge mit der Ladegastorgel - besonders bei den großen Melodiebögen des langsamen Satzes. Einfach herrlich sind diese warmen, weichen Klänge, wenn sie so voluminös wie bei keinem anderen Instrument strömen und getragen werden von einer großen Orgel und der richtigen Akustik.
Die Orgeltoccata von Dietrich Buxtehude bestach durch den lebendigen Vortrag. Das Besondere an Buxtehudes Orgelmusik ist der Einsatz des Pedals. Bach reiste extra nach Lübeck, um diese Spielweise bei Buxtehude zu beobachten. Dem Publikum wurde auch Gelegenheit zum meditativen Hören mit Telemanns "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend" gegeben. Diesmal mit dem Soloinstrument Corno da caccia - einem Horninstrument, das in der Trompetenlage musiziert.
Die folgende Sonate für Horn und Orgel von Henry Eccles ist das Berühmteste dieses Komponisten. Schon bei der Eingangsmelodie geht einem das Herz auf, zumal die Musiker sich nicht auf die Klangpracht verließen, sondern auch in den virtuosen Passagen makellos musizierten. In der Mendelssohn-Sonate "Vater unser im Himmelreich" konnte man besonders die romantische Klangvielfalt der großen Orgel genießen. Da ist die ganze Gefühlswelt von Stille bis zum Aufbrausen, vereint in einem Lutherlied.
Bei den letzten Stücken wurde mit der Kleinorgel von vorn begleitet. So konnte auch Frenzel mit seinem Alphorn von vorn blasen. Der Alphornist Franz Schüssele schrieb dafür die "Klangbilder". Spätestens nach der humorvollen Einführung in die Tradition des Alphornblasens fühlten sich die Konzertbesucher wie in den Schweizer Alpen. Der berühmte Komponist Gustav Gunsenheimer steuerte vier Stücke bei, die das Alphorn vom Folkloreinstrument zum Konzertinstrument aufsteigen ließen.
Der reizvolle Kontrast zwischen dem etwas schnarrenden Dudelsack und der weichen Orgel wurde dann am Schluss des Abends bei "Highland Cathedral" noch einmal voll ausgekostet.