Köthen Köthen: Stimmung in Schwarz und Weiß
KÖTHEN/MZ. - Heidebauer Johann B. und der alte Glasbläser sind auffallend in der Minderheit. Porträts sind nicht die Stärke des Michael Heidenreich. Nicht seine Leidenschaft.
Landschaft in Holland, Jütland, Steppe - diese Bilder sind es, die Heidenreichs Herz höher schlagen lassen. Obgleich er sich derzeit einen kleinen künstlerischen Abstecher erlaubt, Studien anfertigt von Körpern, auch Gesichtern, "die Landschaft bleibt mein Hauptmetier", betont er.
Und das ist unübersehbar. In der ersten Etage der Thalia-Buchhandlung in Köthen, der Galerie, zeigt der Künstler aus Wieskau gerade seine Bilder. Fast ausschließlich Bleistiftzeichnungen. Für ihn, so sagt er, "die einzige Möglichkeit, das auszudrücken, was ich will". Und das sind in erster Linie Stimmungen, "die jeder für sich interpretieren kann und soll". Ein Grund mehr für den 46-Jährigen, seinen Bildern oftmals keinen erklärenden Namen zu geben. Meist genügt ihm ein einziges Wort. "Ich will gar nicht so viel dazu sagen."
Fast 50 Werke umfasst Heidenreichs aktuelle Präsentation mit dem Titel "Nur Schwarz und Weiß...?!" Sicher könnte man mit Farbe unendlich viele Facetten abbilden, tolle Stimmungen erzeugen, "aber mit Bleistift geht das ganz genauso", behauptet der zweifache Vater und lädt ein, sich davon zu überzeugen.
Für ihn sind Ausstellungen wie diese eine willkommene Gelegenheit, seinen in letzter Zeit deutlich zugenommenen Bestand öffentlich zu machen. Wenigstens zum Teil. Die Mehrzahl seiner Bilder steht für gewöhnlich gut verpackt im Keller zu Hause in Wieskau. Sie alle aufzuhängen, ginge auch gar nicht. Wohin damit? Außerdem entstünden ständig neue Produkte.
Mal zeichnet Michael Heidenreich ausschließlich aus der Erinnerung, dann wiederum taugt ein allenfalls mäßiges Handyfoto oder auch ein richtig guter Schnappschuss als Vorlage; selbst Kalendermotive, die ihn ansprechen, faszinieren, bildet er auf seine Weise in Schwarz und Weiß ab. Niemals, berichtet er, greife er unterwegs spontan zu Stift und Papier, auf einer Parkbank sitzend oder irgendwo anders mit unverstelltem Blick in die Natur. "Ich brauche Zeit und vor allem Ruhe für meine Bilder."
Kerstin Deistler-Pabst gehört zu den Fans des Hobbykünstlers. Die selbstständige Kosmetikerin aus Dessau kennt Michel Heidenreich seit fast 20 Jahren, aber erst kürzlich erfuhren beide von der künstlerischen Ader des Anderen. Während er zeichnet, schreibt sie in ihrer Freizeit Gedichte. Einige davon sind direkt zu den Arbeiten des Wieskauers entstanden, später dann auch Bilder zu bestehenden Gedichten und Versen von Kerstin Deistler-Pabst.
Beides zusammen in einer Ausstellung zu platzieren, sei ein Versuch. Wie es weitergeht mit diesem Ansatz, lassen sie offen. Wie es für Michael Heidenreichs Bilder hingegen weitergeht, steht fest. Nach Köthen erwartet Magdeburg die Ausstellung.
Die Bilder Michael Heidenreichs können zu den Öffnungszeiten der Thalia-Buchhandlung in Köthen, Schalaunische Straße, bis zum 30. April besichtigt werden.