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Köthen Köthen: Früh übt sich

Von Ute hartling-Lieblang 04.05.2012, 17:57

Köthen/MZ. - Der sechsjährige Felix hält seine Hand auf und Jenny Schulz (21) legt ihm behutsam mehrere Samenkörner auf die Handfläche. "Das ist Blumensamen", sagt die junge Frau, "den legst Du jetzt dort in die Rille."

So wie Felix sind an diesem Morgen auch Emma, Alexander, Lisa, Lilly und die anderen Kinder der Vorschulgruppe aus der Köthener Kita "Max und Moritz" eifrig bei der Sache. Alle möchten möglichst viele der Radieschen-, Salat- und Bohnensamen ergattern, um sie auf das vorbereitete Beet zu bringen. Später werden noch Kartoffeln und Mais gesetzt.

Unterstützt werden sie dabei von Betreuer Manfred Brandt und Sozialpädagogin Verena Schild vom Kompetenzzentrum in der Anhaltischen Straße in Köthen.

Gleich neben dem Zentrum befindet sich eine große landwirtschaftliche Fläche, die die Stadt Köthen zur Verfügung stellte und die vom Kompetenzenzentrum jährlich bestellt wird. Die gärtnerischen Arbeiten sind Bestandteil einer Vielzahl von Beschäftigungsmaßnahmen, mit denen die derzeit 25 Teilnehmer fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht werden sollen. Alle beziehen Hartz IV und haben mehrere Vermittlungshemmnisse. Das kann die fehlende Ausbildungsreife sein, ein Schuldenproblem oder auch eine schwierige familiäre Situation. Das Kompetenzzentrum gibt den jungen oder auch älteren Teilnehmern Hilfe zur Selbsthilfe. Bewährt hat sich laut Frank Junkert, Geschäftsführer der Basis gGmbH, die Träger des Kompetenzzentrums ist, auch die enge Zusammenarbeit mit Kindereinrichtungen aus der Region. So unter anderem aus Köthen, Aken, Gröbzig und dem Osternienburger Land.

Die Teilnehmer gehen in die Einrichtungen, um gemeinsam mit den Kindern zu basteln oder sie stellen Material für bestimmte Projekte zur Verfügung. "Lernförderung" nennt das die Koordinatorin des Kompetenzzentrums, Daniela Krispin.

Vor allem für die jungen Mütter und Väter unter den Maßnahmeteilnehmern sieht sie darin eine Möglichkeit, die kreative Beschäftigung mit Kindern zu erproben, um sie im Alltag dann selbst anzuwenden.

In Gesprächen mit der Kita "Max und Moritz" sei so die Idee entstanden, dass die Kinder selbstständig ein Beet beim Kompetenzzentrum bestellen und es auch bis zur Ernte betreuen. "Leider werden dann nicht mehr alle 17 Kinder der Vorschulgruppe dabei sein", sagt Erzieherin Angela Keller. "Die Großen sind dann schon in der Schule." Dennoch freut sie sich mit den Kindern über dieses Projekt. "Dazu haben wir ja sonst kaum Möglichkeiten", räumt Keller ein. Für die Mädchen und Jungen sei es aber wichtig, zu sehen, wo das Gemüse herkommt, dass sie später auf dem Teller haben. Auch das Anliegen des gesunden Frühstücks wird damit unterstützt. Was geerntet wird, wird später in der Kita zum Teil auch verzehrt.

Die Frühjahrsbestellung ist nicht das erste Projekt, das "Max und Moritz" und das Kompetenzzentrum gemeinsam bestreiten. "Zu Weihnachten und zu Ostern haben wir gemeinsam gebastelt", erzählt Angela Keller. "Und die Kinder haben als Dankeschön ein kleines Programm für die Teilnehmer aufgeführt." Davon profitieren beide Seiten, ist die Erzieherin überzeugt. Das zeigt sich dann auch bei der gemeinsamen Frühjahrsbestellung. "Uns macht das viel Spaß", bestätigen die 21-jährige Jenny Schulz und die 17-Jährige Sabine Leupelt.

Auch die Kinder sind Feuer und Flamme. "Zuhause haben wir auch einen Garten, aber da ist alles schon gemacht", erklärt Emma, warum sie soviel Freude am Aussäen hat.