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Köthen Köthen: Bahnhof, Schloss und Jakobskirche

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 11.05.2011, 17:56

KÖTHEN/MZ. - Hartmut Schmiegel hat Mühe, die aufgeweckte Schar zusammen an die Kaffeetafel zu bekommen. Zu vertieft sind die Teilnehmer des Künstlerpleinairs in ihre Arbeit oder die Fachsimpelei über Gestaltungstechniken. Erst nach mehrmaligem Anlauf des Malzirkel-Vorsitzenden legen auch die Letzten Pinsel, Beistift oder Kreide für einige Minuten aus der Hand. Doch ihre Gedanken sind noch immer beim letzten Pinselstrich, wie man den Gesprächen entnehmen kann.

Zum 11. Mal findet das Künstlerpleinair, für das der Malzirkel FK seit Jahren den Hut aufhat, von Montag bis Freitag in Köthen statt. Zu den Teilnehmern zählen diesmal Künstler aus den Köthener Partnerstädten Wattrelos (Frankreich), Siemianowicze Slaskie (Polen) sowie aus Lüneburg. Aber auch die Gäste aus Rogatschow (Weißrussland) sind bereits alte Bekannte für die Köthener Vereinsmitglieder und kommen alle Jahre gern für eine Woche nach Köthen.

Mit Händen und Füßen, einigen Brocken Deutsch, Russisch oder Englisch klappt die Verständigung bestens, bestätigen alle. "Wo ist mein Wörterbuch?", ruft die Französin Brigitte Hardeman, als sie von der MZ nach ihren Eindrücken gefragt wird. "Das Buch ist jetzt mein Kopf", lacht sie und berichtet dann doch ohne Hilfe des kleinen Nachschlagewerkes von dem rund 100 Mitglieder zählenden Verein Atelier des Arts in Wattrelos, dem sie angehört und dessen Präsident Claude Sauvage diesmal persönlich mit nach Köthen gekommen ist. "Weil wir so viel über das Pleinair in Köthen erzählt haben, wollen nun auch andere hierher fahren", sagt die Französin mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Seit vier Jahren kommt sie regelmäßig zum Pleinair und ist begeistert. Vor allem von den neuen Techniken, die sie hier gelernt hat. Die Radierung habe sie zuvor zum Beispiel nie ausprobiert. In ihrer Heimat sei eher die fotografische Abbildung von Motiven üblich, erzählt Hardeman.

"Wir gehen mit den Teilnehmern raus in die Natur und das gefällt allen sehr", sagt Hartmut Schmiegel nicht ohne Stolz. Die vielen neuen Eindrücke spiegeln sich in den Bildern wieder. Überwiegend Köthener Motive, darunter sehr oft die Jakobskirche und das Schloss, entdeckt man auf den unzähligen Aquarellen, Radierungen oder Zeichnungen, die auf den Tischen im Atelier des Malzirkels häufen, das sich seit einem Jahr über der Volksbank in der Köthener Springstraße befindet. "Manchmal wissen wir gar nicht mehr, wohin", freut sich Schmiegel über die Kreativität der Pleinairteilnehmer.

Bahnhöfe sind zum Beispiel ein Lieblingsmotiv der Lüneburgerin Marianne Heitmann, 1. Vorsitzende der Lüneburger Palette e.V.. Der Verein besteht seit 1979 und zählt etwa 40 Mitglieder. Zusammen mit Gabriele Schmalfeldt ist sie auf Einladung der Bürgermeister der Partnerstädte erstmals nach Köthen gekommen und sehr beeindruckt von den hiesigen Bedingungen und der "liebevollen Aufnahme".

"Köthen Gleis 1" heißt eines der Bilder, die Heitmann inzwischen fertig gestellt hat. Hier mit französischen, polnischen und weißrussischen Hobby-Malern zusammen zu arbeiten und sich auszutauschen, findet die Lüneburgerin einzigartig.

Ebenso begeistert sind die Mitglieder des Köthener Malzirkels selbst. Klaus Jorke, Wolfgang Frühauf, Hans-Jürgen Baumann und Hannelore Scheibner sind nicht nur seit vielen Jahren Mitglied im Zirkel, der für sie zugleich Heimat ist, sie nehmen auch mit großem Interesse an dem alljährlichen Pleinair teil. Scheibner ist mit ihrer Pension "Zum Rüdesheimer" zugleich Gastgeber für einige Pleinairteilnehmer. "Ohne sie könnten wir das nicht so gut schultern", lobt Hartmut Schmiegel.

Doch nicht nur Malen steht auf dem Programm, auch Exkursionen nach Potsdam und zum Dessauer Sportboothafen sind im Angebot und sorgen für Abwechslung und viele neue Motive.