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Johnny Cash als Vorbild Johnny Cash als Vorbild: Matthias Hassel aus Köthen begeistert mit Gesang und Gitarrenklängen

Von Uwe Lehmann 18.08.2019, 10:00
Der 55-jährige Matthias Hassel ist ein Vollblutmusiker.
Der 55-jährige Matthias Hassel ist ein Vollblutmusiker. Uwe Lehmann

Köthen - Eine angenehme Atmosphäre bietet die kleine Bühne am Maasdorfer Sportplatz an diesem Abend. Dort sorgen sieben Musiker für Stimmung. Und mit Matthias Hassel ist ein Künstler dabei, der weiß, wie man seine Zuhörer mitreißen kann. Hassel organisiert und spielt oft bei diesen „Jam-Sessions“, dem zwanglosen Zusammenspiel von Musikern, die üblicherweise nicht in einer Band sind.

In Maasdorf unterstützen Matthias Hassel u. a. Gerhardt Kindler (Schlagzeug), Dirk Hartmann (Bass), Philip Schwambach (Bass), Sven Meißner (Technik-Bass), Frank Krüger (Saxophon, Flöte), Dirk Axmann (Bass) sowie Nadine Weise (Gesang). Und alle vereint eines - der Spaß und die Freude an der Musik.

Matthias Hassel, der mit der Gitarre in der Hand und Zigarette rauchend der „Vorsänger“ an diesem Abend ist, geht noch weiter. „Musik ist mein Leben“, sagt der 55-Jährige. Das merkt man ihm an. Denn mit Musikwünschen geht er an diesem Abend schnell und beinahe wie ein Profi um. Aber auch das ist Hassel: „Es wird schon fast zum Brauch. Wir sind planlos wie immer und spielen was uns einfällt.“ Improvisieren das kann der 55-Jährige. Aber er weiß auch zu überzeugen mit seiner Musik und seinem Gesang. Dazu sein Fachwissen. Er ist Vollblutmusiker.

Seine Mutter und viele andere Familienmitglieder hatten sich der Musik verschrieben

Schon früh machte er Bekanntschaft mit der Musik. „Meine Oma hat mich immer in den Schlaf gesungen. Wenn ich das Lied ,Guten Abend, gute Nacht’ höre, bekomme ich immer noch Gänsehaut und denke an diese Zeit zurück“, erinnert sich der in Radegast lebende Musiker. „Ich glaube, ich konnte eher singen als sprechen.“ Auch die Mutter und viele andere Familienmitglieder hatten sich der Musik verschrieben. „Der damalige Chor im Ort bestand zu gut 30 Prozent aus unserer Familie“, sagt der 55-Jährige.

Doch nicht nur das Schlaflied, dem Johannes Brahms im Juli 1868 die passende Melodie gab, gehört zum Musikgeschmack des Radegasters. Er hört auch sehr gern die Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven. Bekennender Fan ist Hassel aber von einem amerikanischen Countrysänger und Songschreiber des 20. Jahrhunderts aus Nashville/Tennessee - Johnny Cash.

Cash ist bekannt für seine markante Stimme sowie für seine kritischen, meist unkonventionellen Texte. Sein musikalisches Spektrum reicht von den 1950er Jahren mit Country, Gospel, Rockabilly, Blues, Folk und Pop bis hin zum Alternative Country Anfang des 21. Jahrhunderts. „Ich liebe diesen Mann mit seiner Musik“, erzählt Hassel. Der 55-jährige Musiker ist vertraut mit all den Songs von Johnny Cash. Und das sind knapp 500.

Johnny Cash als Vorbild: Hassel ist ebenfalls im Gefängnis aufgetreten

Matthias Hassel hat sogar ein abendfüllendes Programm mit Liedern der amerikanischen Musiklegende im Repertoire. Die Songs von Cash haben eine melancholische Grundstimmung, welche er oft in Balladen wiedergab - auch die hört sich Hassel sehr gerne an. Sie haben ihm in schweren Zeiten wieder Kraft und Mut gegeben. Sogar eine eigene Ballade schrieb der Radegaster Musiker. „Last Song“ erschien im Jahr 2015.

„Ich liebe Johnny Cash, weil er nichts Besseres sein wollte“, sagt Hassel. „Er war ein Mann des Volkes.“ Legendär sind die Konzerte in den Gefängnissen Folsom und San Quentin Ende der 1960er Jahre. Diese Auftritte nahm Hassel zum Anlass, ebenfalls im Gefängnis aufzutreten, in Halles Strafvollzugsanstalt „Roter Ochse“. „Auch diese Menschen haben ein Recht auf Musik“, sagt der Vollblutmusiker. So ist es nicht verwunderlich, dass er noch einmal in Halle auftreten möchte. Neben diesem Auftritt sind die „Jam-Sessions“ in der Köthener Galerie (jeden zweiten Montag) und im Dessauer „Cadillac“ (einmal im Monat) wichtige Bestandteile im Musikerleben von Matthias Hassel. (mz)