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Immer weniger Blutspender

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 19.10.2008, 18:40

KÖTHEN/MZ. - Die Gebietsreferentin des Blutspendedienstes der DRK-Verbände Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen war am Donnerstag mit einem Blutspendemobil in Köthen an Mensa der Hochschule Anhalt.

Nach Angaben von Frau Breyer habe es auch früher Flauten gegeben, die jedoch nicht so anhaltend gewesen seien. "Seit Mai sieht es schlecht aus", so Breyer. Und obwohl große Fußballereignisse und die Ferien vorbei sind, verbessere sich die Lage nicht. "Unsere Blutreserven reichen nur für ein bis zwei Tage", so die DRK-Gebietsreferentin. "Natürlich ist keine Operation in den 70 Krankenhäusern gefährdet, die wir beliefern. Früher reichten aber die Reserven für vier bis fünf Tage."

Frau Breyer sieht verschiedene Ursachen für zurückgehende Zahl der Blutspender. Ein Rückgang der Bevölkerung spiele hier ebenso eine Rolle wie die schlechte Arbeitsmarktlage. "Gerade in den ostdeutschen Regionen gibt es viele Pendler", sagt sie. "In der Woche sind sie weg, und am Wochenende haben sie dann keine Lust, zu uns zu kommen." Aber auch eine schlechte allgemeine Stimmung wirke sich aus. "Der Zusammenhalt, die Bereitschaft, etwas unentgeltlich für andere zu tun, lässt nach", so Breyer. Dazu würden politische und finanzielle Skandale auf hoher Ebene beitragen.

Die Spende-Aktion am Donnerstag lieferte einen weiteren Beweis für die negative Entwicklung bei Blutspenden. Obwohl der Termin auf verschiedenen Wegen bekannt gegeben wurde, verlieft der Zulauf schleppend. Die Ärztin Sabine Knobloch, die die Spender vorher untersuchte, sowie Cornelia Feustel und Tino Kosmaty vom Blutspendemobil-Team hatten in den ersten Stunden wenig zu tun. Schwester Cornelia hatte eine weitere Erklärung dafür, dass die Zahl der Spender beim DRK sinke. "Inzwischen gibt es private Dienste, die Blutspender bezahlen", sagte sie. "Wenn jemand arbeitslos ist, spielt das bestimmt eine Rolle."

Erst am Nachmittag gab es mehr Bewegung am Spendenmobil. Nach und nach kamen mehrere Studenten, auch Hochschulmitarbeiter Steffen Spiegel ließ sich 500 Milliliter Blut entnehmen. Für den 43-Jährigen war er die elfte Blutspende seines Lebens.

Eine Susanne und eine Susann - Marquardt und Haferkorn, beide Studentinnen im Fachbereich Lebensmitteltechnologie - ließen sich von Schwester Cornelia Blut abzapfen. Auch Simin Yu kam ins Mobil und wurde durch Frau Knobloch untersucht. Eine solche Untersuchung vor der Spende ist Pflicht. An der Hand der Studentin aus China klebte ein Zettel: Erstspender. Acht solche Erstspender nahmen an der Aktion am Donnerstag teil. Insgesamt spendeten 48 Menschen ihr Blut für Unbekannte, die es brauchen werden.

Heidemarie Breyer zufolge würden sonntags mehr Spender zu einer solchen Aktion kommen, als in der Woche. Deshalb wolle das DRK im nächsten Jahr mehr Sonntagstermine in den Plan aufnehmen.