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Im Wasser Gutes getan Im Wasser Gutes getan: 5.000 Euro für soziale Projekte beim Benefizschwimmen in Glauzig

Von Matthias Bartl 04.08.2020, 12:31
Auf den Bahnen war ständig Betrieb.
Auf den Bahnen war ständig Betrieb. Nicklisch

Glauzig - Mitten im Gespräch unterbricht sich Christian Meyer selbst, hebt entschuldigend die Hand und hört erst einmal genau zu, was der Moderator am Beckenrand des Freibades per Lautsprecher vom Stand der Dinge zu berichten hat.

Dann verzieht sich Meyers Gesicht zu einem zufrieden Grinsen. „51 Kilometer“, sagt der Chef des Kultur- und Freibadvereins Glauzig und schaut auf die Uhr: „14.30 Uhr. Mehr als die Hälfte in nicht einmal der halben Zeit.“

Dass Meyer mitrechnet, hat seinen Grund. Oder vielmehr 5.000 Gründe. 5.000 Euro nämlich können maximal an diesem Samstagnachmittag zwischen 12 und 18 Uhr auf den Bahnen des Beckens „zusammengeschwommen“ werden. 5.000 Euro für drei soziale und gesellschaftlich relevante Projekte. Dafür aber müssen 100 Kilometer geschafft werden - und da liegt man am frühen Nachmittag, als noch dreieinhalb Stunden Zeit zur Verfügung stehen , gut im Fahrplan.

Windparkbetreiber will Gewinn wieder in die Orte zurückfließen lassen

Die Benefizveranstaltung in dem kleinen Ort am Südrand des Altkreises ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Sie ist etwa ein Signal dafür, dass eine Firma, die ihr Geld mit der Erzeugung von Windkraft verdient, etwas vom Gewinn wieder in die Orte zurückfließen lassen will, wo man die Existenz der Windkraftanlagen ertragen muss.

Letzteres ist nicht immer leicht, und der Umstand, dass die Gewinne meist in ferne Kassen wandern, hat die inzwischen weit verbreitete Ablehnung der Windräder nur verstärkt. Hier will man also ein Stück weit gegensteuern. Das heißt im konkreten Fall: der Windparkbetreiber wpd will das, der auch die 5.000 Euro Preisgeld für das Benefizschwimmen zur Verfügung stellt. Und das Ingenieurbüro E3 will das, das mit dem geplanten Repowering von Anlagen im Windpark Trebbichau beauftragt und mehr oder weniger das Bindeglied ist zwischen wpd und Freibadverein.

Geld für die Kinderkrebshilfe Halle, die Mitteldeutsche Krebshilfe und den der Tierpark Köthen

„Wir hatten die Idee, den Verein zu sponsern“, sagt Jens Schöttler von E3, der am Samstag extra von der Waterkant nach Glauzig gekommen ist, um beim Benefizschwimmen vor Ort zu sein. Der Sponsorenvertrag mit dem Verein erstreckt sich über die gesamte Laufzeit des repowerten Windparks - also, zehn, 20 Jahre - und bringt dem Verein von dem Moment an eine gewisse finanzplanerische Sicherheit. Das Schwimmfest ist ein Sahnehäubchen obendrauf.

Ein Sahnehäubchen für drei Vereine und Stiftungen. Profitieren von dem erschwommenen Geld sollen die Kinderkrebshilfe Halle, die Mitteldeutsche Krebshilfe, der Tierpark Köthen. Jede Einrichtung wird in Glauzig durch ein spezielles Team repräsentiert: durch den Freibadverein, durch „Wir sind Glauzig“ und durch „Schulle and Friends“. Jeder, der seine Bahnen geschwommen habe, gebe anschließend an, welchem Team seine Kilometer - und damit anteilig Euro - gutgeschrieben werden sollen. „Viele teilen es auf“, hat Meyer festgestellt.

Der froh darüber ist, dass die Veranstaltung so sichtbar zum Erfolg wird. Damit haben sich auch die Anstrengungen gelohnt, die sich der Verein, der das Bad betreibt, für das Benefizschwimmen aufladen musste.

Sogar eine Paralympics-Siegerin ist mitgeschwomme

„200 Stunden kommen da locker zusammen“, sagt Meyer, Freitag und Sonnabend nicht mal eingerechnet. Das geht nur, weil die Mitglieder des Vereins mitziehen und auch andere Helfer. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, finden auch Sandy Wolter und Jeannette Weinert, die aktiv im Verein mitarbeiten.

Und die sich wie viele andere darüber freuen, dass die Aktion prominent unterstützt wird: Einige SES-Boxer um Ex-WBO-Weltmeister Robert Stieglitz haben sich selbst ins Wasser gestürzt, Cracks der „Saale Bulls“, die von Danny und Torsten Weschke nach Glauzig eingeladen worden waren, haben Autogramme geschrieben.

Und sogar eine Paralympics-Siegerin ist mitgeschwommen, wenngleich nicht direkt in Glauzig. Aber Christiane Reppe ist derzeit im Trainingslager für Tokio 2021 und zugleich Botschafterin der Mitteldeutschen Krebshilfe, wie Vorstandsmitglied Petra Hort informiert: „Sie ist heute früh drei Kilometer für das Benefiz geschwommen.“ Hort bedankt sich bei Meyer dafür, „dass man uns ausgewählt hat. Wir brauchen für unsere Projekt Spenden und Sponsoren.“

Von der Struktur her dürfen nur Vereinsmitglieder hier in Glauzig baden

Die braucht auch der Freibadverein: Von der Struktur her dürfen nur Vereinsmitglieder - 309 derzeit - hier in Glauzig baden, Glauzig ist in dem Sinne kein öffentliches Bad. „Wir nehmen auch keinen Eintritt“, betont Christian Meyer. Möglich ist aber, Veranstaltungen wie die am Samstag durchzuführen. Möglich ist, dass andere Vereine das Bad nutzen. Insgesamt gesehen aber sind für Organisation und Betrieb des Bades die Beiträge eher knapp bemessen, so dass man selbst immer wieder Unterstützung braucht.

Lokale Firmen wie KRS oder KSD oder Jarski helfen, selbst Firmen aus Österreich und Ungarn haben mit Sachspenden erheblich geholfen, das Freibad am Leben zu erhalten. „Aber es könnte mehr sein.

„Es wurden 180,375 Kilometer zurückgelegt“

Wir könnten mehr Hilfe gut gebrauchen“, sagt Christian Meyer. Der sich über Leute ärgert, die beklagen, dass es in den Dörfern keine Kneipen mehr gibt, dass die Bäder schließen, „aber selbst nicht darauf kommen, zum Erhalt einen eigenen Beitrag zu leisten“. Auch die Eintrittskosten am Samstag machten Ärger, „aber allein die notwendigen Desinfektionsmittel haben uns einen Haufen Geld gekostet“.

Dennoch will Meyer nicht klagen: Der Samstag jedenfalls „lief Spitze“ - von der Einhaltung der Regeln her, dass Bürgermeister Schneider und Vizelandrat Böddeker auch noch vorbeischauten und erst recht mit Blick auf den Erfolg im Wasser. „Es wurden 180,375 Kilometer zurückgelegt.“ Was nicht heißt, dass es auch mehr Geld gibt. „Die 5.000 sind ja schon eine Menge.“ Eine Menge, die unter den drei Projekten fair aufgeteilt wurde - für jeden gab es 1.666,67 Euro. (mz)

Anna Göhlig (rechts) und Gabi Reuter-Gappa von der Wasserwacht notierten die geschwommenen Bahnen.
Anna Göhlig (rechts) und Gabi Reuter-Gappa von der Wasserwacht notierten die geschwommenen Bahnen.
Nicklisch
Doris Schmidt sorgte für die richtige Übersicht: Sie nahm sämtliche Anmeldungen entgegen.
Doris Schmidt sorgte für die richtige Übersicht: Sie nahm sämtliche Anmeldungen entgegen.
Nicklisch
Boxer des SES Boxstall schwammen ebenfalls ihre Bahnen für den guten Zweck. Mit dabei von links: Elvis Hetemi, Tom Dzemski und sein Vater Dirk Dzemski, Jürgen Uldedaj und Robert Stieglitz.
Boxer des SES Boxstall schwammen ebenfalls ihre Bahnen für den guten Zweck. Mit dabei von links: Elvis Hetemi, Tom Dzemski und sein Vater Dirk Dzemski, Jürgen Uldedaj und Robert Stieglitz.
Ute Nicklisch
Christian Meyer (M.) im Gespräch mit Jens Schöttler (r.) vom Ingenieurbüro E3 und Olaf Hilbig, einem der Gründungskommanditisten der geplanten Bürgerenergiegesellschaft, die eines der repowerten Windräder bewirtschaften soll.
Christian Meyer (M.) im Gespräch mit Jens Schöttler (r.) vom Ingenieurbüro E3 und Olaf Hilbig, einem der Gründungskommanditisten der geplanten Bürgerenergiegesellschaft, die eines der repowerten Windräder bewirtschaften soll.
Nicklisch