Fremdsprachenwettbewerb Fremdsprachenwettbewerb: Harter Weg zum Spracholymp
weißandt-gölzau/dessau-rosslau/MZ. - Das bisschen Englisch mache ich doch mit links. Von wegen! Manches kann sich schnell als Hindernis herausstellen. Zum Beispiel dann, wenn ein englischer Text Lücken aufweist und das passende Wort einem verdammt noch mal nicht einfallen will. Dann ist das vermeintlich Leichte plötzlich ganz schwer. Willkommen beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen. Es gab nicht wenige der 58 Schüler, die kürzlich in der Aula des Dessauer Philanthropinums über die eine oder andere Lücke in den Texten auf ihren Arbeitsblättern fast gestolpert wären. Aber sie taten das freiwillig, um sich zu testen und zu wissen, wo sie stehen. "Die Sachsen-Anhalter stehen im Bundesvergleich gar nicht mal so schlecht da. Das vordere Mittelfeld ist immer möglich", so Heike Piornak. Sie ist Englischlehrerin am Philanthropinum und Landesbeauftragte des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen.
Seit gut zehn Jahren ist das Philanthropinum der traditionelle Wettbewerbsort für Schüler aus der heutigen Doppelstadt Dessau-Roßlau und den angrenzenden heutigen Landkreisen Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg. "Der Wettbewerb soll motivieren, sich über den Unterricht hinaus mit Fremdsprachen zu befassen", erklärt Piornak das vordergründige Ziel. Hintergründig ist es aber immer auch ein Vergleichstest der einzelnen Bundesländer. Bundesweit saßen an diesem Tag Acht- bis Zehntklässler von Gymnasien und Schulen, die zur Mittleren Reife führen, an Prüfungsaufgaben zu einer (achte und neunte Klasse) oder zwei Fremdsprachen (zehnte Klasse), um Lese- und gesprochene Texte zu verstehen, Wörter zu ergänzen oder sich im Kreativen Schreiben auszuprobieren.
Manche trauten sich da mehr zu, als von ihnen erwartet wurde. So wie Jannis Rademeier. In die neunte Klasse des Philanthropinums geht er. Durch Englisch und Französisch hat der 13-Jährige sich in vier Stunden geknobelt. Für ihn "no big deal" - keine große Sache, obwohl er zugeben muss: "Den Lesetext zu verstehen, war schon recht schwierig. Das Kreative Schreiben dagegen hat Spaß gemacht", sagt der Neuntklässler. Hochbegabung wird ihm bescheinigt. Deshalb hat er auch die Schule gewechselt und fährt jetzt jeden Morgen von Weißandt-Gölzau im Altkreis Köthen zum Unterricht nach Dessau. Das Philanthropinum ist eine zertifizierte Schule zur Begabtenförderung. In Jannis' Gedankenwelt gibt es kaum so etwas wie Lieblingsfächer: "Ich mache alles gerne."
Am Wettbewerb hat der 13-Jährige teilgenommen, um sich auf einen Schüleraustausch in Texas vorzubereiten. Und gebrauchen kann man Fremdsprachen ja immer. Im Beruf zum Beispiel. "Ich möchte Rechtsmediziner werden", erzählt der Schüler aus Weißandt- Gölzau. Sich ganz lässig mit den amerikanischen Kollegen wie in diesen CSI-Serien unterhalten, das wär's. Er weiß ganz genau, wo seine Fremdsprachenkenntnisse schon mal von Vorteil waren. "Ich habe mich in einem Belgien-Urlaub zwei Stunden lang mit einer Amerikanerin unterhalten und Oma hat nichts verstanden", erzählt der 13-Jährige. Für ihn ein Erfolgserlebnis, für die Großmutter weniger.
Für Irene Giannini war die Teilnahme am Wettbewerb ein großer Erfolg, ganz egal wie letztendlich der Test ausfällt. Die Austauschschülerin aus der Toskana, die in diesem Schuljahr die zehnte Klasse des Philanthropinums besucht, hat sich mit Englisch in einem fremden Land in einer fremden Sprache einem Wettbewerb gestellt. "Es lief relativ gut. Ich spreche Sprachen halt gerne", erzählt die 17-Jährige Italienerin, die gerne Dolmetscherin für Deutsch und Englisch werden will.
"Englisch gut, Latein weniger", so das Fazit von Sarah-Marie Berger. "Hauptsache ich bin in der Gesamtwertung nicht Letzte."