Festumzug macht Geschichte lebendig
REUPZIG/MZ. - Ihre Schwester Jenny König schiebt unterdessen einen bäuerlichen Holzwagen mit Obst- und Gemüsekörben. Das Trio ist auf dem Weg zum Ortsausgang. Dort nämlich sammelt sich der historische Festumzug. Mit der Parade werden die Festlichkeiten anlässlich des 850-jährigen Jubiläums der Gemeinde Reupzig am Samstagvormittag eröffnet.
An der Spitze des Zuges läuft Ortsbürgermeister Hartmut Burghause. Er ist als Albrecht der Bär verkleidet. Seinem Gefolge schließt sich die Schalmeienkapelle Köthen an, die für zünftige Musik sorgt. In mittelalterliche Gewänder sind die Mitglieder des Fördervereins "Eike von Repgow" gehüllt. Die Reppichauer feierten im vergangenen Jahr ihr 850-jähriges Ortsjubiläum.
An Luthers Reformation knüpfen die Quellendorfer an. Pfarrer Lutz-Michael Sylvester und Mitglieder der jungen Gemeinde tragen zünftige Mönchskutten. Ihnen folgen Gäste aus Trebbichau, die sich thematisch mit dem Bauernkrieg auseinander setzen. In einer Kutsche sitzt Baron von Grothe, der letzte Reupziger Rittergutsbesitzer.
Gabor Dolge ist ins Kostüm des Fürsten Leopold geschlüpft. An seiner Seite schreitet Janine Dolge. Mit einer eleganten Handbewegung grüßt sie die Zuschauer am Straßenrand. Justin, Michelle und Anna haben ihre Alltagskleidung gegen Schuluniformen getauscht. Das Repertoire der folgenden Laufgruppen reicht vom Landleben bis zu den Napoleonischen Kriegen.
"Wir hatten viele Gewerke hier in Reupzig", kommentiert Moderator Falk Fiedler den nächsten Teil des historischen Umzuges. Bewohner des Ortes erwecken die Schmiede Querengässer, den Betrieb des Stellmachers Alfred Bahn, Konsum und Bäckerei zum Leben. Dass vor allem der Ackerbau in der ländlichen Gegend eine große Rolle spielte, wird angesichts der folgenden Fahrzeuge deutlich. Lanz Bulldog, Deutz und Famulus tuckern durch den Ort.
Silvia König fährt einen Traktor vom Typ ZT 300. Die Reupzigerin ist Mitglied des hiesigen Freizeit- und Kulturvereins. Sie freut sich über die rege Beteiligung am Umzug. Kleine und große Reupziger sind auf den Beinen. Mädchen und Jungen erinnern an die Zeit der Pioniere und FDJler. Der elfjährige Christian und sein neunjähriger Bruder Justin tragen rote Halstücher. "Wenn man Reupziger ist, muss man mitlaufen", findet ihre Mutter Yvonne Fritschek.
Seit zwei Jahren wohnt sie in Reupzig und fühlt sich sehr wohl. "Die Leute sind sehr nett und zuvorkommend", erzählt sie. Vom Rahmenprogramm des Jubiläumswochenendes ist Yvonne Fritschek begeistert. "Sie haben sich ganz schön ins Zeug gelegt", lobt die Reupzigerin das Engagement der Organisatoren.
"Es muss gewürdigt werden", betont Volker Sommer aus Breesen. Vor seiner Haustür setzte sich der Umzug in Bewegung. Wie viele Anwohner, so hat auch Volker Sommer historische Erinnerungsstücke an den Straßenrand gestellt. Glücklicherweise zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Sonst hätten die alten Stühle und der massive Holztisch im Haus bleiben müssen. Anwohner aus Breesen und Reupzig haben lebensgroße Puppen gebastelt. Milchkannen und Holzwagen stehen am Straßenrand. Einige haben sogar ihre motorisierten Schmuckstücke aus der Garage geholt. Zwei- und vierrädrige Fahrzeuge aus DDR-Zeiten sind auch beim Umzug dabei. Simson, AWO, MZ, Trabant und Wartburg wecken Erinnerungen.
Die historische Parade endet am Festplatz. "Ich bin überwältigt", macht Hartmut Burghause angesichts der zahlreichen Teilnehmer und Zuschauer deutlich. Auch seine Ehefrau Kathrin Burghause ist begeistert. Sie lobt die liebevoll dekorierten Häuser. "Dieses Wochenende ist ein ganz besonderes für unsere kleine Gemeinde", begrüßt Hartmut Burghause die Reupziger und ihre Gäste auf dem Festplatz.
Der Ortsbürgermeister weist auf die Programmhöhepunkte des Jubiläums hin und rät zu einem Besuch der Ausstellung im Gemeindehaus. Hier erfahren Besucher allerhand Wissenswertes über die Geschichte der Reupziger Feuerwehr, Kindergarten und Schule sowie den einstigen Stellenwert der Landwirtschaft. Historische Fotografien erinnern an das Jubiläum vor 50 Jahren.