Mietvertrag unterschrieben Familie Ritter aus Köthen: Mietvertrag unterschrieben - Karin Ritter ist jetzt keine Obdachlose mehr

Köthen - Der Montag war für Karin Ritter ein besonderer Tag. Ein Tag, an dem sie sich offiziell aus der Obdachlosigkeit verabschiedet hat. Die 65-Jährige, Matriarchin eines durch Kriminalität und TV-Auftritte bekannten Clans, hat am Montag einen ganz regulären Mietvertrag, gültig ab 1. Oktober, unterschrieben - so etwas hat sie seit Jahren nicht mehr in ihren Unterlagen gehabt, da sie seit Jahren lediglich auf Einweisungsverfügung untergebracht war; in der Angerstraße, in der Augustenstraße, in der Kolpingstraße und wieder in der Augustenstraße 63.
In der dortigen so genannten „Ritterburg“ wird Karin Ritter auch erst einmal wohnhaft werden. Die Stadt hat damit ihre Ankündigung umgesetzt, im Rahmen des jüngst präsentierten neuen Wohnhilfekonzepts der Stadt für das Obdachlosendomizil quasi eine „Lex Karin“ zu schaffen.
Karin Ritter bezieht nunmehr als Mieterin ein Zimmer in der Augustenstraße 63
Womit die Möglichkeit eröffnet wurde, der Seniorin eine sozial zumutbare Unterkunft jenseits der Obdachlosenunterbringung zu besorgen. Karin Ritter bezieht nunmehr als Mieterin ein Zimmer in der Augustenstraße 63 - laut Konzept wird ihr damit ein „erster Lösungsansatz auf dem Weg zum selbstständigen Leben“ eröffnet. Karin Ritter bekommt im Erdgeschoss einen Raum, eine Küche und eine Dusche samt Toilette. Für sie ist auch die durch die Stadt im Rahmen des Hausrechts angeordnete Haus- und Duschordnung nicht mehr gültig.
Wie lange Karin Ritter ihre Wohnung in der Augustenstraße nutzen wird, ist unsicher - aber allzu lang, denkt Oberbürgermeister Bernd Hauschild, werde es nicht sein.
Denn es gebe einen privaten Vermieter in Köthen, der Karin Ritter eine Wohnung in einem „normalen“ Mietshaus anbieten will. „Wir sind mit dem Vermieter seit etwa zwei Wochen im Gespräch“, sagt der OB, „und bis jetzt sieht es so aus, als könnte Frau Ritter in absehbarer Zeit in seinem Haus einziehen.“
Karin Ritter wird Unterstützung erhalten durch den Dessauer Verein „Neue Wege“
Dass dieser Einzugstermin nicht ganz deckungsgleich ist mit dem 1. Oktober, den sich die Stadt als Zieltermin für Karin Ritter gestellt hatte, läge daran, dass der Vermieter die Wohnung noch vermietbar herrichten muss. „Er hat dort bislang Möbel untergestellt, für die er erst einmal einen anderen Platz finden muss“, so Hauschild.
Karin Ritter wird einen Teil ihrer eigenen, derzeit eingelagerten Möbel für die Ausstattung der Wohnung verwenden können - ob nun in der Augustenstraße oder anderswo. Und sie wird soziale Unterstützung erhalten durch den Dessauer Verein „Neue Wege“. Vereins-Geschäftsführerin Zvonka Novak-Adler ist zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit zwischen Verein und Karin Ritter funktionieren wird. „Wir haben uns unterhalten und sie hat mir Kooperationsbereitschaft signalisiert“, so die Dessauerin.
„Hier geht es um eine alte Frau, die Hilfe braucht“
Der Verein, der seit 1990 existiert, früher allerdings einen anderen Namen hatte, in Köthen u.a. bereits ambulant betreutes Wohnen betreibt, werde Karin Ritter bei Behördengängen und -kontakten unterstützen, Arzttermine machen, sich um ihre Rentenangelegenheiten kümmern. „Wir sind kein Einkaufsservice oder ähnliches.“ Man kenne die Geschichte der Familie, kenne die Hintergründe zu Karin Ritter, „aber ich bin Ansprechpartnerin ausschließlich für sie und um die Verwandtschaft kümmere ich mich nicht.“
Für Zvonka Novak-Adler ist der Blick auf die Angelegenheit eindeutig und nicht durch alte Ressentiments verstellt: „Hier geht es um eine alte Frau, die Hilfe braucht. Da ist es egal, ob sie Ritter oder Schulze heißt.“ (mz)