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Evangelische Kirche Görzig Evangelische Kirche Görzig: Aus der Scheune zurück

Von helmut dawal 07.01.2014, 18:20
Haben sich für die Sanierung der Orgel stark gemacht: Alfred Hohmann, Martina Apitz und Richard Morch (v.l.).
Haben sich für die Sanierung der Orgel stark gemacht: Alfred Hohmann, Martina Apitz und Richard Morch (v.l.). heiko rebsch Lizenz

Görzig/MZ - Die evangelische Kirche in Görzig ist wieder komplett. Die Orgel, die rund 25 Jahre in Einzelteilen in einer Scheune von Alfred Hohmann eingelagert war, ist an ihren angestammten Platz zurückgekehrt.

Bei einem Konzert zum zweiten Advent 2013, an dem die Kirchenchöre aus Görzig und Wörbzig sowie ein Teil des Köthener Bachchores sangen, fand die verstummte Königin der Instrumente ihre Stimme wieder. Sehr zur Freude der zahlreichen Konzertbesucher im vollbesetzten Gotteshaus und sehr zur Freude des Gemeindekirchenrates.

Auch Alfred Hohmann, der zwei Wahlperioden lang dem Gemeindekirchenrat angehörte, ist nun zufrieden. Er war quasi der „Motor“, der das Projekt Orgelsanierung zum Laufen brachte. Und die Geschichte dazu reicht bis in die 80er Jahre zurück. „Leider war es so, dass das Dach der Kirche immer schlechter wurde“, erzählte der 74-Jährige.

Wo sollte das Geld herkommen?

Es habe immer mehr durchgeregnet und das Innere der Kirche in Mitleidenschaft gezogen. 1988 schließlich sei entschieden worden, einiges aus der Kirche auszulagern, damit es nicht noch mehr Schaden nimmt. Altar, Taufstein und Kanzel wurden aus dem Gotteshaus geschafft und in schützenden Gebäuden, unter anderem im Pfarramt, eingelagert. Die Orgel wurde ebenfalls herausgenommen und landete komplett in Hohmanns Scheune.

Nach der Wende konnte 1990/91 das Kirchendach endlich repariert werden. Es folgten viele weitere Sanierungsarbeiten, beispielsweise am vom Schwamm befallenen Dachstuhl, am Putz und am Tonnengewölbe. Nach und nach konnte das ausgelagerte Inventar zurückgebracht werden, zuletzt vor drei Jahren der Altar, der restauriert werden musste.

Die Orgel freilich lag weiter in der Scheune. „Im Gemeindekirchenrat wurde viel darüber diskutiert, doch keiner wusste, woher das Geld für die Sanierung der Orgel kommen sollte“, erzählte Alfred Hohmann. Er habe sich damit nicht zufrieden gegeben, habe nicht locker gelassen. Letztlich aber nahm die finanzielle Seite des Vorhabens Gestalt an. Geldgeber waren die Lotto-Toto-Gesellschaft, die Kirchengemeinde, die Evangelische Landeskirche, der Landkreis, die Denkmalpflege und viele, viele private Spender. „Sogar der frühere Landeskirchenmusikdirektor hat uns unterstützt“, berichtete Alfred Hohmann. Martin Herrmann habe sich zu seinem Geburtstag anstelle von Geschenken Geld gewünscht und dieses Geld für die Görziger Orgel gespendet. Aus all diesen Quellen kamen die erforderlichen rund 60.000 Euro zusammen.

Noch der letzte Schliff

Zum Klingen gebracht wurde die Orgel durch den Orgelbaumeister Thorsten Zimmermann aus Halle. Alfred Hohmann war sehr beeindruckt von der Arbeit dieses Fachmanns. Vor dem ersten Konzert habe Zimmermann quasi 24 Stunden am Stück gearbeitet, um das Instrument noch rechtzeitig zum Termin fertigzustellen und die Pfeifen zu stimmen. „Die ist noch nicht hundertprozentig spielbar, die letzten Handgriffe dafür werden noch erledigt. Doch schon jetzt klingt die Orgel wunderbar“, schwärmte Hohmann.

Die Tastatur war verloren gegangen und musste komplett erneuert werden.
Die Tastatur war verloren gegangen und musste komplett erneuert werden.
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