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Ein Sänger des Waldes und politischer Autor

16.11.2009, 17:41

KÖTHEN/MZ/EF. - Zur Feier des Messopfers sang die Gemeinde die hierzulande selten aufgeführte "Deutsche Messe" von Franz Schubert sowie den schlesischen "Mariengruß", zu dem ebenfalls von Eichendorff den Text schrieb.

Mit Herzlichkeit wurden zum Empfang, an dem Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander teilnahm, der Ururenkel des Dichters der Romantik, Georg Freiherr von Eichendorff, Graf Strachwitz, und seine Tochter, Maria Freiin von Eichendorff, Gräfin Strachwitz, die den Vortrag "Eichendorffs staatspolitische Schriften" hielt, willkommen geheißen.

In ihren Ausführungen skizzierte die Gräfin den "Sänger des Waldes" auch als "politischen Autor seiner Zeit". So setzte er sich in einer seiner Schriften mit der Frage einer Verfassungsgebung für Deutschland auseinander. Das erfolgte in der Zeit seiner Tätigkeit im preußischen Außenministerium. In dessen Auftrag befasste er sich auch mit der Pressegesetzgebung. In den Jahren 1831 und 1832 schrieb er vier presserechtliche Schriften. Bereits nach dem Sieg über Napoleon 1812 waren, wie die Referentin ausführte, die Themen Presserecht und Zensur von großer politischer Bedeutung. Auf die Probleme des Vormärz bezogen, formulierte sie: "Mein Ur-Ur-Ur-Großvater lebte in einer Zeit politischer Entwicklung. Besonders die französische Revolution stellte ein schicksalhaftes Ereignis in seinem Leben dar." Weiter führte sie aus, "Eichendorff war gläubiger Katholik und romantischer Dichter. Sorgsam und kritisch beobachtete er Gesellschaft, Politik und Staat." Nachhaltig betonte sie: "Die Werte des Christentums waren für ihn Grundlage und Notwendigkeit für sein Leben."

Als exzellente Kenner der Thematik erwiesen sich Norbert Pietsch, der über Eichendorff als "preußischer Beamter in Breslau, Danzig, Königsberg und Berlin" sprach, sowie Andreas Brandt. Er berichtete über die Herkunft der Eichendorffschen Handschriften im Köthener Museum. Mit Applaus bedacht wurde Wolfgang Giebichenstein für seine Rezitation.