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Ein Herz für Leonie Ein Herz für Leonie: Spenden bringen Mutter einer schwerbehinderten Tochter aus Köthen neues Auto

Von Stefanie Greiner 29.01.2017, 12:00
Mandy Lenk freut sich mit ihrer Tochter Leonie über das neue Auto.
Mandy Lenk freut sich mit ihrer Tochter Leonie über das neue Auto. Heiko Rebsch

Köthen - Mandy Lenk kann gar nicht oft genug „Danke“ sagen. Sie schaut zum Fenster hinaus, sieht den grünen VW Caddy vor ihrer Haustür. Und kann ihr Glück noch gar nicht richtig fassen.

Diese Woche hat die Mutter der schwerstbehinderten Leonie ihr behindertengerechtes Auto bekommen. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie ihre Tochter mühselig ins Auto heben und den Rollstuhl zusammengebaut im Kofferraum verstauen musste. Jedes Mal ein Kraftakt. Und eine Tortur.

Großeinkauf-oder-Rollstuhl-Frage ist vorbei

Ein Beispiel: Die 29-Jährige musste sich vor dem Einkaufen bislang immer entscheiden: Großeinkauf oder Rollstuhl. Dabei hatte sie schon ein großes Auto. In den Kofferraum jedoch passte der Rollstuhl ihrer schwerstbehinderten Tochter dennoch gerade so hinein. Das Mädchen und seine gesunde Schwester, die vierjährige Lina, saßen auf der Rückbank. Für einen Großeinkauf war da dann also auch kein Platz. Die Köthenerin musste den Rollstuhl deshalb oft zu Hause lassen. Ihr blieb dann nichts anderes übrig, als Leonie beim Einkaufen in den Einkaufswagen zu legen. Sitzen kann das Mädchen, das unter anderem unter Epilepsie und Tetraspastik leidet, aus eigener Kraft nicht.

Der umgebaute VW Caddy macht vieles leichter. Denn jetzt  muss die junge Mutter den Rollstuhl mit ihrer Tochter einfach nur ins Auto schieben. Und hat immer noch genug Platz für ihren Einkauf.

Spendenaktion machte Autokauf möglich

Gut 25 000 Euro hat das Auto gekostet. Hinzu kamen 9 000 Euro für den Umbau. Den bezahlte das Sozialamt. Den Rest - das Geld für das Auto an sich - hätte Mandy Lenk selbst aufbringen müssen. Ein Unding für die alleinerziehende Mutter.

Der Großteil des Geldes ist bei einer Spendenaktion zusammengekommen. Die katholische Pfarrei St. Maria in Köthen hatte dafür ein Konto eingerichtet. Rund 21.000 Euro gingen auf diesem Konto innerhalb gut eines Jahres ein. Eine Summe, mit der Pfarrer Armin Kensbock nicht gerechnet hatte. Er freut sich deshalb umso mehr.

Benefiz-Fußballspiel spielte Geld ein

Geld hat Mandy Lenk außerdem von drei Stiftungen bekommen. Hundert hatte sie angeschrieben. Ein bisschen hatte sie selbst zurückgelegt, gab außerdem das Geld für ihr altes Auto dazu.

Das fehlende Geld war im Oktober bei einem Benefiz-Fußballspiel zusammengekommen. 500 Besucher hatten sich die Begegnung der Traditionsmannschaften des 1. FC Magdeburg und des FC Eintracht in Köthen angesehen. Ein schicksalhaftes Spiel.  Von einer Minute auf die andere war der Benefizgedanke in den Hintergrund gerückt. Ein Spieler der Gastgeber war zusammengebrochen und musste wiederbelebt werden. Dem Spieler soll es inzwischen wieder gut gehen.

Doch zurück zum Auto: Es  wurde vom Autohaus Heise in Dessau organisiert. „Wir tragen nur einen kleinen Teil dazu bei“, sagt Axel Schneeberger. Dazu, dass Mandy Lenk und ihrer Tochter geholfen werden konnte. Er staunt, wie viele Menschen die Spendenaktion unterstützt haben, spricht von einer „Belohnung für eine Frau, die jahrelang darum gekämpft hat, etwas für ihre Kinder zu erreichen.“

Das Autohaus hat schon mehrere Fahrzeuge behindertengerecht umbauen lassen. Es arbeitet dabei mit Roy Fritzsche zusammen, Mitarbeiter der Reha Group Berlin. Er sitzt selbst im Rollstuhl.

Nach schwierigen Zeiten geht es wieder bergauf

Ihr Glück in Worte zu fassen, fällt Mandy Lenk schwer. Sie ist überwältigt. Und unendlich dankbar. Nach einem schwierigen Start ins vergangene Jahr  - die junge Mutter musste wochenlang um Leonie bangen, die dem Tod näher war als dem Leben - ging es zum Jahreswechsel endlich wieder bergauf für die kleine Familie. Vom Autohaus Heise kam die Nachricht, dass das Auto fertig ist.

Und noch etwas ließ Mandy Lenk neuen Mut schöpfen: Sie hatte sich bei der Volkssolidarität in Köthen beworben. Und die Stelle bekommen. Die Alleinerziehende arbeitet seitdem 30 Stunden in der Woche in der Tagespflege. Sie kann jetzt endlich finanziell unabhängig sein. Was sie immer wollte. Mandy Lenk macht nebenbei ein Fernstudium im Bereich Ernährungswissenschaften. Im Sommer will sie fertig sein.

Die junge Mutter blickt nach vorn. Sie freut sich auf die anstehenden Ausflüge mit ihren Kindern. Und ihrem neuen Auto. Im Sommer will Mandy Lenk mit ihren Kindern an die Ostsee fahren. (mz)

Mandy Lenk mit ihrer Tochter Leonie beim Benefiz-Fußballspiel
Mandy Lenk mit ihrer Tochter Leonie beim Benefiz-Fußballspiel
Heiko Rebsch