Drei Soays verschwinden von Koppel
Halle/MZ. - KÖTHEN / MZ. Eine solche Weihnachtsüberraschung würde sich Helge Rosenkranz aus Köthen gern ersparen. Als der 39-Jährige am ersten Weihnachtsfeiertag zu der Koppel kam, auf der er seine acht Schafe des Rasse Soay hält, waren nur fünf Tiere da. Ein Mutterschaf sowie zwei acht Monate alte Lämmer fehlten. Nachdem Rosenkranz das Gelände untersuchte, war ihm klar: Sie sind von unbekannten Missetätern gestohlen worden. Denn der Zaun hatte kein Loch, durch das die Schafe einfach so ins Freie hätten gelangen können.
Dafür deuteten einige Spuren darauf hin, dass ungebetene Gäste das rund 2 000 Quadratmeter große Areal heimgesucht haben. Helge Rosenkranz demonstrierte diese der MZ vor Ort. So ist der Drahtzaun an einer Stelle von oben etwas eingedrückt. "Offenbar legten die Diebe hier eine Leiter auf den Zaun und gelangten so auf die Koppel", meint der Tierbesitzer. Auf diesem Wege sei es auch möglich gewesen, die gestohlenen Tiere zu einem Fahrzeug zu bringen. Auf dem Gelände, auf dem die Schafe weiden, fand Rosenkranz einen Knüppel, den die Eindringlinge offensichtlich da gelassen haben.
Helge Rosenkranz ist hauptberuflich als Berater für den Anbau von Getreide und Raps tätig. Nebenbei betreibt er selbst Landwirtschaft. Vor drei Jahren legte er sich erstmals Schafe zu. Dabei entschied er sich für die Rasse Soay. "Diese Schafsrasse ist uns in ihrer Urtümlichkeit aus der Zeit von etwa 5 000 bis 3 000 vor Christus erhalten geblieben", so der Landwirt. "Damit gehören die Soays zu den ältesten von Menschenhand gezüchteten Haustierrassen überhaupt."
Es war vor allem die Anspruchslosigkeit dieser Tiere, die ihm zusagte. Sie lammen leicht und werden das ganze Jahr über im Freien gehalten. Beim Fressen reichen ihnen Gras und frische Äste. Außerdem brauchen die Soays nicht geschoren zu werden: Sie werfen die Wolle selbst ab. Rosenkranz, der die Wolle nicht braucht, war das nur recht. Mit der Zeit wollte er die Herde auf zehn Tiere aufstocken.
Das Verschwinden der drei Tiere hat den Züchter nun um das Ergebnis seiner Arbeit im vergangenen Jahr gebracht. "Eines der Lämmer war bereits verkauft, nun stehe ich dem Käufer gegenüber in Erklärungsnot. "Das Muttertier - Ohrnummer 03 192 - war tragend, im März müsste es lammen."
"Es waren bestimmt keine Laien, die die Schafe gestohlen haben", ist Helge Rosenkranzist überzeugt. "Würden die Diebe die Tiere nur schlachten wollen, hätten sie nicht das Muttertier, sondern ein weiteres Lamm genommen", betont er. Wollen die Täter die Tiere verkaufen oder für die eigenen Zucht verwenden?
Auch sei es nicht einfach, die scheuen Schafe auf der großen Koppel zu fangen. "Die Diebe müssen ein Netz gespannt und die Tiere hinein getrieben haben, so der Landwirt. "Dann haben sie sie über den Zaun gehievt, was nicht schwer ist: Ein weibliches Schaf wiegt höchstens 35 Kilo."
Zugeschlagen haben die Diebe nach Angaben von Rosenkranz in der Zeit zwischen dem 23. Dezember, 16 Uhr, und dem 25. Dezember, 12 Uhr. Die Koppel, auf der die Schafe stehen, befindet sich nur einen Katzensprung von der Kleingartensparte "Saubörnchen" entfernt. Auch Hundebesitzer und Spaziergänger ziehen hier gern ihre Runden. Deshalb glaubt der Landwirt, dass die Diebe die Koppel nachts heimsuchten. "Am Tage hätten sie befürchten müssen, dass sie gesehen werden", so Rosenkranz. "Denn das Einfangen der Schafe dauert seine Zeit."
Helge Rosenkranz hat den Diebstahl bei der Polizei angezeigt. Doch diese macht ihm keine große Hoffnung. Deshalb baut der Köthener auf Hinweise von Passanten oder von Mitgliedern der Gartensparte "Saubörnchen". Vielleicht hat jemand das Treiben der Diebe beobachtet oder ein verdächtiges Fahrzeug wahrgenommen. Hinweise, die zur Ergreifung der Diebe bzw. zum Auffinden der Schafe führen, würde Rosenkranz nach eigenen Angaben mit 500 Euro belohnen. Den Wert der drei Schafe gibt er mit 240 Euro an.