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Die Tanne zum Fest Die Tanne zum Fest: Hans-Joachim Lins verkauft in Köthen seit über 20 Jahren Weihnachtsbäume

Von Matthias Bartl 09.12.2017, 11:00
Hans-Joachim Lins inmitten von Weihnachtsbäumen
Hans-Joachim Lins inmitten von Weihnachtsbäumen Heiko Rebsch

Köthen - Vielleicht würden hier Häuser stehen, wenn die Planungen anders gelaufen wären. Denn eigentlich hatte Hans-Joachim Lins die 1,7 Hektar Acker zwischen der Straße nach Elsdorf und der Bahnlinie von Köthen nach Dessau erworben, um es eventuell als Bauland zu nutzen. Was aber nie zustande kam.

Stattdessen kam Lins auf eine neue Idee. Und nutzte die Fläche als Plantage für etwas, das hierzulande gut Konjunktur hat, aber immer nur für ein paar Tage im Jahr: Lins pflanzte Weihnachtsbäume an. Eine Plantage wie aus dem Märchenwald, nur mehr die preußische Richtung, in Reih und Glied.

„Die Idee kam von meiner Tochter“, erinnert sich Lins. Die hatte in Niedersachsen gesehen, dass man dort Weihnachtsbäume für das Geschäft im Advent angebaut hatte. Lins fand an dieser Vorstellung Gefallen: „Wenn du mal Rentner bist, habe ich gedacht, da hast du gleich was zu tun.“

Weihnachtsbäume: Ein Geschäft, für das man einen langen Atem haben muss

Umgesetzt hat Hans-Joachim Lins diesen Plan zunächst auf einer anderen, kleineren Fläche. 1992/93 war das, erst später, 1995, hat er die Fläche am Köthener Ortsausgang gekauft und zum Weihnachtsbaumwald gemacht.

Das alles ist nicht weit weg von Lins’ beruflicher Orientierung. Der gebürtige Bitterfelder hat in der Landwirtschaft gearbeitet, hat Getreide und Futter heranwachsen sehen, erst in Löberitz, später auf dem Lehr- und Versuchsgut Radegast, ehe er 1974 nach Elsdorf wechselte - und Verwalter des dortigen Kirchengutes wurde.

Auch wenn Lins heute anderswo wohnt, hat er doch sein Geschäft, für das man - der Natur gehorchend - einen langen Atem haben muss, nach wie vor regelmäßig im Blick. „Man hat hier immer etwas zu tun“, erläutert er: Um die Triebe und Spitzen der Bäume muss man sich kümmern und darum, dass Vögel nicht zu viel Schaden anrichten.

Die treue Kundschaft hat Hans-Joachim Lins auch mit 81 noch zum Weitermachen ermuntert

„Sie beißen gern die frischen Spitzen ab.“ Das Unkraut zwischen den Baumreihen muss weg, auch wenn die Arbeit nicht mehr ganz so üppig ausfällt wie am Anfang, als die Bäume noch klein waren. „Da habe ich zwei-, dreimal im Jahr alles komplett per Hand durchgehackt.“

Eigentlich hatte Hans-Joachim Lins seinen Job als Weihnachtsbaumproduzent aufgeben wollen, als die erste Tracht geerntet war. „Aber die Kundschaft hat protestiert.“ Also hat Lins, nun 81, noch einen Zyklus drangehängt.

Was derzeit auf der Fläche wächst, rund 3.000 Bäume, wie Lins sagt, ist schon die zweite Tracht. Die erste Runde Weihnachtsbäume ist längst den Weg alles Irdischen gegangen. Eine geschlagene Nordmanntanne lebt lange, aber nicht ewig.

„Den Baum kauft man im Dezember und Ostern hat er noch alle Nadeln“

Lins hat - nach anfänglichen Versuchen mit Blautannen - ausschließlich Nordmanntannen angebaut: „Den Baum kauft man im Dezember und Ostern hat er noch alle Nadeln“, sagt er forsch - um noch dranzuhängen: „Allerdings nicht im Wohnzimmer bei 25 Grad Hitze.“ Stolz ist Lins auch darauf, dass er in all den Jahren, in denen er Weihnachtsbäume verkauft hat, nur eine Beanstandung der Ware erleben musste.

Was ihn allerdings auch nicht wundert, denn natürlich sieht er zu, dass die Bäume, die sich die Leute bei ihm aussuchen können, ebenso gerade wie voll sind. Wenn sie gepflanzt werden, sind sie drei oder vier Jahre alt, dann wachsen sie acht Jahre lang bis auf etwa zwei Meter Größe heran und taugen dann als Weihnachtsbaum.

Wer krumm und schief wächst, wer keine ordentliche Spitze hat, der beendet sein Baumdasein als Schnittgrün, das Lins in Fünf-Kilo-Bunden verkauft.

Bäume werden von Montag bis Samstag, von 9 Uhr bis zur Dunkelheit verkauft

Seit 2. Dezember werden bei ihm wieder Bäume verkauft, Montag bis Samstag, von 9 Uhr bis zur Dunkelheit. „Wenn man nicht mehr sieht, was man kauft, wird es sinnlos.“ Die gefällte Tanne wird an die „Preislatte“ gehalten, die an der kleinen Bude auf der Plantage befestigt ist.

Man zahlt, und dann kann man das Bäumchen Richtung Heimat mitnehmen und auf den Tag warten, an dem es weihnachtlich geschmückt wird. (mz)