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Denkmal in Aken Denkmal in Aken: Turmfassade wird saniert

Von sylke hermann 14.03.2014, 20:14
Sie leisten ihren Anteil, damit die Turmfassade der Akener Marienkirche saniert wird (von links): Bauamtsleiterin Margrit Fietz, Steinmetzmeister Sebastian Scheunert, Baudezernent Roland Berger, Architekt Helmut Schultze und Steinrestaurator Karten Böhm.
Sie leisten ihren Anteil, damit die Turmfassade der Akener Marienkirche saniert wird (von links): Bauamtsleiterin Margrit Fietz, Steinmetzmeister Sebastian Scheunert, Baudezernent Roland Berger, Architekt Helmut Schultze und Steinrestaurator Karten Böhm. Archiv/sylke hermann Lizenz

aken/MZ - „Sie ist ziemlich betagt - und das sieht man ihr an“, urteilt Sebastian Scheunert nach drei Stunden auf der Rüstung. Scheunert ist Steinmetzmeister und zeitig losgefahren, um sich die alte Dame genauer anzusehen. Die Akener Marienkirche. Der Fachmann kommt aus dem Erzgebirge; doch in den kommenden Wochen und Monaten wird er häufiger an der Elbe sein. Er begleitet die aufwendige Sanierung der Turmfassade. Doch jetzt muss er zurück ins Büro - ein Sanierungskonzept schreiben.

Gravierende Schäden

Ohne geht es nicht. Das ist auch für Karsten Böhm die Quintessenz. Noch ein Experte, der sich mit der Kirche beschäftigen wird. Böhm ist Steinrestaurator und arbeitet für das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. „Die Oberfläche“, schildert er, „sandet sehr stark; sie ist instabil.“ Deshalb müssten die massiv zerstörten Steine ersetzt werden, Fehlstellen ausgebessert. Er vermutet, die letzte richtige Instandsetzung des Bauwerkes könnte über 100 Jahre zurückliegen. Als Scheunert und Böhm gemeinsam mit dem Akener Architekten Helmut Schultze die Gebäudehülle an diesem Donnerstagmorgen in Augenschein nehmen, stellt sich sehr bald heraus: „Es gibt wirklich gravierende Schäden, die wir nachhaltig sanieren müssen“, betont der Vertreter vom Landesamt.

Wie genau das geschehen wird, ist offen. Erst muss das Konzept her. Und dennoch sieht die Akener Bauamtsleiterin Margrit Fietz schon enorme Fortschritte bei diesem umfangreichen Projekt. Sie sagt: „Wir können und dürfen jetzt endlich anfangen.“ Die losen Stellen sollen vorsichtig abgeklopft, die Steine vorbehandelt werden, und dann werden mehrere Probeflächen von etwa einem Quadratmeter Größe an der Turmfassade angelegt. „Wir müssen sicher sein, ob es funktioniert und sehen, wie es aussieht“, begründet Fietz. Sicher habe man eine planerische Vorstellung, was passieren muss, um die Hülle zu sanieren, und auch das Fachwissen, trotzdem müsse man sich „an dieses Projekt allmählich herantasten und besonders filigran arbeiten“. Schließlich verfolge man das Ziel, „die größtmögliche Substanz zu erhalten“.

Bis Juni fertig

Um dieses Ziel zu erreichen, sucht die Amtsleiterin den Kontakt zum Landesamt und Experten wie Karsten Böhm. Er will versuchen, so oft es geht bei den Bauberatungen dabei zu sein; doch seine Zeit sei knapp bemessen, gesteht er. Auch deshalb ist jetzt erst einmal Sebastian Scheunert gefragt und das Konzept des Steinmetzes. Informationen haben die Herren bei ihrer Fassadentour an der Marienkirche jede Menge gesammelt. Nun gilt es, diese zu strukturieren und vorzugeben, was wann und wie zu passieren hat. Bis Juni will man das Großprojekt beendet haben.

Und dann? Wie lange hat Aken dann keine Baustelle Marienkirche mehr? Margrit Fietz hofft, es mögen 100 Jahre sein. Karsten Böhm lacht, zuckt mit den Schultern: „Vielleicht.“ Aber normalerweise müssten Objekte diesen Alters und dieser Bedeutung mindestens nach einem halben Jahrhundert gründlich saniert werden; hinzu kämen die ganz normalen Unterhaltungsmaßnahmen - regelmäßig.

Wann man sich dem Turmbauwerk das letzte Mal derart intensiv gewidmet hat, kann Fietz nicht sagen. Aber in den letzten Jahren sei an und in der Kirche, die seit der 850-Jahr-Feier von Aken im August 2012 als Veranstaltungsort genutzt wird, viel passiert. Nur nicht an der Fassade.

Über Jahre hinweg hatte Fietz einen Fördermittelantrag nach dem anderen geschrieben. Ohne Erfolg. Sie wusste: „Die Fassade wird nicht besser, je länger wir warten.“ Spätestens im Frühjahr vergangenen Jahres war klar: „Jetzt wird es akut.“ Die Stadt hatte einen Kran geordert, um sich die Schäden am Turmbauwerk aus der Nähe ansehen zu können. Danach stand fest, es könnten sich Steine aus dem Mauerwerk lösen. „Jetzt mussten wir das Bauwerk sichern“, erinnert sich Fietz - und damit stiegen die Chancen, Fördermittel zu bekommen. „Im Oktober hatten wir den Bescheid.“ Und zwar aus dem Programm Stadtumbau Ost.

236 000 Euro kostet die Maßnahme; 90 Prozent werden gefördert. Doch das Einzeldenkmal, ist die Amtsleiterin bei der Stadt überzeugt, sei es wert. „Die Kombination der verschiedenen Materialien ist schon hochinteressant. Wir haben Backstein und Naturstein in mindestens vier verschiedenen Arten“, erläutert er. Und das käme so häufig nicht vor, weiß der Diplom-Restaurator. „Deshalb ist die Kirche auch sehr signifikant.“ Was sie auch nach der Sanierung der Turmfassade bleiben wird. Die Hell-Dunkel-Kontraste werden nicht verschwinden, deutet Böhm an. „Im Idealfall haben wir am Ende keinen Flickenteppich.“ Aber auch keine neue Kirche, „sondern eine schöne alte“, wünscht sich Margrit Fietz.