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Den Tumor besiegt Den Tumor besiegt: Ende 2018 wurde bei Norbert Koch aus Köthen Darmkrebs diagnostiziert

Von Doreen Hoyer 30.03.2019, 13:00
Norbert Koch (rechts) erkrankte im vergangenen Jahr an Darmkrebs. In der Helios-Klinik Köthen ließ er sich behandeln und wurde geheilt, unter anderem von den Chefärzten Brigitte Kipfmüller und Martin Frost.
Norbert Koch (rechts) erkrankte im vergangenen Jahr an Darmkrebs. In der Helios-Klinik Köthen ließ er sich behandeln und wurde geheilt, unter anderem von den Chefärzten Brigitte Kipfmüller und Martin Frost. Ute Nicklisch

Köthen - Norbert Koch ist ein freundlicher Mann. Bedächtig erzählt der 60-jährige Kfz-Meister aus Köthen von seiner Frau, seinen Söhnen, seiner Arbeit - und auch von der Krankheit, die ihn im vergangenen Jahr aus der Bahn warf.

Im September 2018 ging Norbert Koch zu seiner Hausärztin, „um mal alles durchchecken zu lassen“, wie er sagt. Eine Routineangelegenheit eigentlich. Doch bei einer Stuhluntersuchung wurde Blut in der Probe gefunden. Koch erhielt in der Praxis von Dr. Michael Schwerdtfeger eine Darmspiegelung, bei der ein Polyp entdeckt wurde. „Und da war dann die Frage: Ist er gutartig oder bösartig?“

Koch wurde an die Gastroenterologie der Helios-Klinik Köthen überwiesen. Dort stellte man fest: Der Tumor war bösartig, der 60-Jährige war an Darmkrebs erkrankt. „Ein böses Erlebnis“ sei diese Nachricht gewesen, erinnert sich Koch. „Das war hart. Ich bin danach noch ein paar Tage auf Arbeit gegangen, aber ich war mental einfach nicht mehr bei der Sache. Dann habe ich es meiner Chefin gesagt und sie hatte zum Glück Verständnis.“

Zum Glück war der Tumor bislang nur auf den Darm beschränkt

In der Inneren Abteilung der Köthener Klinik erhielt Koch alle vor der Operation erforderlichen Untersuchungen zur Überprüfung von Lymphknotenabsiedlungen oder Absiedlungen in anderen Organen. Zum Glück war der Tumor auf den Darm beschränkt. Danach wurde der Köthener operiert. Der Krebs saß im Mastdarm.

Wie Brigitte Kipfmüller, Chefärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie, erklärt, wird Patienten wie Koch ein 20 bis 30 Zentimeter langes Darmstück entfernt. Wichtig sei, dass alle Lymphknoten, die wiederum an einem großen Blutgefäß hängen, zusammen mit diesem Gefäß entfernt würden. Dann wird der Darm wieder zusammengenäht, in Kochs Fall wurde zusätzlich ein künstlicher Ausgang am Dünndarm angebracht - zum Schutz, damit die wieder zusammengefügte Stelle am Mastdarm heilen kann.

In der Helios-Klinik Köthen werden pro Jahr etwa 50 bis 70 Darmkrebspatienten diagnostiziert

Mit diesem künstlichen Ausgang lebte Koch gut anderthalb Monate lang, bekam dabei zu Hause Unterstützung durch eine Pflegerin. „Das hat ganz gut geklappt.“ Im Januar 2019 dann wurde der Darmausgang wieder zurückverlegt, seitdem erholt sich der 60-Jährige langsam. Noch gebe es einige Probleme mit der Verdauung, sagt er.

„Wir gehen aber davon aus, dass sich das wieder reguliert“, ergänzt Brigitte Kipfmüller. Zusammen mit ihrem Kollegen Martin Frost, Chefarzt für Gastroenterologie, berichtet sie, dass in der Helios-Klinik Köthen pro Jahr etwa 50 bis 70 Darmkrebspatienten diagnostiziert würden. Kochs Erkrankung lief noch vergleichsweise glimpflich ab, weil sie früh entdeckt wurde. Er brauchte weder Chemotherapie noch Bestrahlung.

Entscheidend sei, wie weit der Tumor in die Darmwand eindringe, so Kipfmüller. „Darmkrebs ist der Krebs, der am weitesten erforscht ist“, fügt ihr Kollege Martin Frost an. Die Chancen auf Heilung stünden recht gut, solange noch keine Metastasen gebildet worden seien. Ab einem Alter von 50 Jahren steige das Risiko für Darmkrebs an, erklärt Martin Frost.

„Die Krux ist: Die Tumore bereiten keine Schmerzen“

„Ich hatte aber auch schon einen 18-jährigen Patienten mit Darmkrebs.“ Männer seien etwas häufiger als Frauen betroffen. Begünstigt werde die Erkrankung offenbar durch Rauchen, viel Alkoholgenuss und eine sehr fleischlastige Ernährung. Manchmal trete die Erkrankung innerhalb einer Familie gehäuft auf, manche Polypen seien genetisch bedingt, so Frost.

„Die Krux ist: Die Tumore bereiten keine Schmerzen“, berichtet Brigitte Kipfmüller. So bleibe Darmkrebs lange unentdeckt, wenn man nicht zur Vorsorgeuntersuchung gehe. Ab dem 50. Lebensjahr bezahlen die Kassen die Darmspiegelung. In Extremfällen könne der unentdeckte Tumor so groß werden, dass es zum Darmverschluss komme.

Krebserkrankung wurde früh erkannt, auch weil der Tumor eine Blutung auslöste

Norbert Koch aus Köthen jedenfalls hatte Glück im Unglück. Er muss sich zwar noch einige Zeit erholen, gilt aber als komplett geheilt. Seine Krebserkrankung wurde früh erkannt, auch weil der Tumor eine Blutung auslöste, die beim Arzt erkannt wurde und weitere Untersuchungen nach sich zog. Seine Frau und seine Kinder hätten ihm durch diese schwere Zeit geholfen, erzählt Norbert Koch. „Dadurch war ich positiv eingestellt.“

Er hat nach kompletter Entfernung des Tumors und ohne familiäre Vorbelastungen nur ein geringfügig erhöhtes Risiko, noch einmal an Darmkrebs zu erkranken. Alle drei Monate wird ihm Blut für Tests abgenommen, werden Ultraschalluntersuchungen gemacht, um eventuell auftretende Spätmetastasen oder eine Wiedererkrankung frühzeitig zu entdecken.

Zudem erhält er im nächsten Jahr erneut eine Darmspiegelung, um eventuelle Veränderungen rechtzeitig zu erkennen. Und nachdem er am eigenen Leib erfahren hat, wie wichtig sie sind, empfiehlt er auch Kollegen und Bekannten, regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. (mz)

Der März ist Darmkrebsmonat. Ausgerufen von der Felix Burda Stiftung, der Stiftung LebensBlicke und dem Netzwerk gegen Darmkrebs engagieren sich in diesem Monat Gesundheitsorganisationen, Unternehmen, Städte und Kliniken ganz besonders für die Darmkrebsvorsorge.

2019 gibt es die Aktion bereits zum 18. Mal. Die Werbekampagne der Burda-Stiftung steht unter dem Motto „Es gibt kein zu jung für Darmkrebs. Rede mit deiner Familie!“ Nach Stiftungsinformationen sterben in Deutschland jährlich 26.000 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung.