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Dem Original so nah wie möglich Dem Original so nah wie möglich: Georg Ott restauriert den Nachbau des Mietke-Cembalos im Schloss Köthen

Von Stefanie Greiner 17.08.2019, 12:00
Georg Ott beschäftigt sich intensiv mit den beiden Klaviaturen des Cembalos. Es soll zum „Köthener Herbst“ vom 20. bis 22. September wieder bespielbar sein.
Georg Ott beschäftigt sich intensiv mit den beiden Klaviaturen des Cembalos. Es soll zum „Köthener Herbst“ vom 20. bis 22. September wieder bespielbar sein. Ute Nicklisch

Köthen - Georg Ott sitzt im Eingangsbereich der Fürstenwohnung, heute Teil des Historischen Museums des Schlosses in Köthen. Hier repariert er den Nachbau des Mietke-Cembalos. Zur Veranstaltungsreihe „Köthener Herbst“ vom 20. bis 22. September soll das Tasteninstrument wieder erklingen.

„Wir haben mehrere Baustellen“, sagt der Restaurator historischer Tasteninstrumente. Baustelle eins ist der Resonanzboden. Hier hat Georg Ott sechs Risse ausgemacht. Was problematisch ist, da der Resonanzboden die Aufgabe hat, die Schwingungen der Saiten zu verstärken. Mit Hautleim hat er die Risse versiegelt. Hautleim deshalb, weil er dem entspricht, was damals verwendet wurde.

Der Restaurator versucht, sich bei seiner Arbeit so nah wie möglich an dem zu orientieren, was Michael Mietke seinerzeit genutzt haben könnte. Bei ihm kaufte Johann Sebastian Bach 1719 im Auftrag des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen ein Cembalo. Der Verbleib des Instruments ist heute nicht bekannt.

Martin-Christian Schmidt ist Instrumentenbauer aus Rostock

Für Konzerte und Ausstellungen wurde das Cembalo nachgebaut und 1992 dem Historischen Museum in Köthen übergeben. Martin-Christian Schmidt, ein Instrumentenbauer aus Rostock, hatte monatelang zum originalen Mietke-Cembalo recherchiert. Inzwischen ist der Neubau in die Jahre gekommen. Baustelle zwei ist die Klaviatur. Zwei Klaviaturen hat das Cembalo. „Ein gut reguliertes Instrument macht aus, dass jeder Ton gleichmäßig ist“, sagt Georg Ott.

Ungleichmäßige Töne würden Musiker verzweifeln lassen. Und das Mietke-Cembalo gebe derart ungleichmäßige Töne von sich. Beim „Köthener Herbst“ vor zwei Jahren hatte ein Musiker den schlechten Zustand des Instruments bedauert. Der Freundes- und Förderkreis Bach-Gedenkstätte im Schloss Köthen (Anhalt) kümmerte sich darum, dass das Instrument bis zum nächsten „Köthener Herbst“ restauriert wird.

Was Georg Ott bei seiner Arbeit am Cembalo auch festgestellt hat: Die Reihenfolge der Springer stimmt nicht mehr. An ihnen befinden sich Kiele, die die Saiten des Cembalos anzupfen. „Für jeden Ton gibt es drei Springer“, erklärt er.

Georg Ott hat schon zahlreiche Instrumente restauriert – jedes eine Herausforderung.

„Und drei Saiten.“ Dass die Reihenfolge nicht mehr stimmt, hängt damit zusammen, dass einige Springer verschlissen sind und Musiker die Springer willkürlich ausgetauscht haben, um das Instrument bestmöglich spielen zu können. Springer, die in einem guten Zustand waren, für das Stück aber nicht gebraucht wurden, kamen einfach dahin, wo sie gebraucht wurden. „Das muss rückgängig gemacht werden“, sagt der Restaurator.

Georg Ott hat schon zahlreiche Instrumente restauriert. Und trotzdem ist jedes eine Herausforderung. Und eine Herzensangelegenheit. „Ein klingendes Instrument ist für mich ein lebendiges Instrument“, sagt er. Bis Sonntag will der Restaurator mit seiner Arbeit fertig sein. Zum „Köthener Herbst“ wird er das Instrument immer wieder begutachten. „Ein Instrument verändert sich auch durch das Einspielen“, sagt er. (mz)

Die Springer wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen, ist eine der Aufgaben des Restaurators.
Die Springer wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen, ist eine der Aufgaben des Restaurators.
Ute Nicklisch