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Ausstellung "Damals war's" in Gröbzig Ausstellung "Damals war's" in Gröbzig: Spielzeug und Haushaltsutensilien aus DDR-Zeiten

Von Stefanie Greiner 24.04.2019, 09:29
Otto Kappes (links) führt die Besucher des Mauseturms durch die Ausstellung. Die Exponate kommen von Vereinsmitgliedern und Gröbzigern.
Otto Kappes (links) führt die Besucher des Mauseturms durch die Ausstellung. Die Exponate kommen von Vereinsmitgliedern und Gröbzigern. Ute Nicklisch

Gröbzig - Da hängt er, Jackebull. Ihr Jackebull. Seit Jahren hat Claudia Kappes ihren kuscheligen Freund aus Kindertagen nicht mehr gesehen.

Am Ostermontag gab es ein Wiedersehen. Der braune Plüschhund mit den Schlappohren ist eines der Exponate, die zurzeit im Mauseturm in Gröbzig zu sehen sind. „Damals war’s“ heißt die dortige Ausstellung, die Originale aus DDR-Zeiten zeigt.

„Wir wollen erinnern“, sagt Otto Kappes, Vorsitzender des Heimatvereins Stadt Gröbzig. „Und Geschichte lebendig machen. Mein Lieblingsausstellungsstück ist der Computer PC 1715.“ Der Standardcomputer der DDR aus den 1980er Jahren. „Wie winzig der Speicher ist“, staunt er. „Da würden alle Handybesitzer lachen.“

„Erika war die am meisten hergestellte Schreibmaschine der DDR“

Der Speicher des Computers war standardmäßig mit 64 Kilobyte ausgerüstet. Das reicht heute nicht mal, um ein Foto abzuspeichern. Handyspeicher gehen heutzutage in den Gigabyte-, Computerspeicher in den Terrabyte-Bereich.

Neben dem PC 1715 steht eine Reiseschreibmaschine aus den 1980er Jahren, hergestellt im VEB Schreibmaschinenwerk Dresden. „Erika war die am meisten hergestellte Schreibmaschine der DDR“, sagt Otto Kappes. Eine der Vorgängerinnen dieser Schreibmaschine, die Erika Nr. 1, wurde als erste zusammenklappbare Schreibmaschine weltberühmt. Sie wurde 1910 erstmals produziert.

Für die Ausstellung im Mauseturm haben Otto Kappes und weitere Mitglieder des Heimatvereins - unterstützt von einigen Gröbzigern - auf ihren Dachböden und in ihren Kellern nach Erinnerungsstücken gesucht. Sie kramten Zeitschriften heraus, Spielfiguren, Geschirr, Kittelschürzen, Kartenspiele.

Über mehrere Wochen haben die Mitglieder des Heimatvereins die Exponate zusammengetragen

Einige der Exponate kommen Claudia Kappes sehr bekannt vor. Nicht nur Plüschhund Jackebull. Ob sich der überhaupt so schreibt? Die Tochter von Otto Kappes, die in Leipzig lebt, schmunzelt: „Keine Ahnung. Ich habe den Namen damals ja nur gesprochen.“ Zu sehen ist auch ihr Roller. „Mit dem bin ich überall hingefahren“, erzählt sie. An besonderen Tagen habe sie ihn mit Blumen geschmückt.

Über mehrere Wochen haben die Mitglieder des Heimatvereins die Exponate zusammengetragen. Der Ausstellungsraum in einer der oberen Etagen des Mauseturms ist nicht sehr groß. Er bietet aber dennoch genug Platz, um einen Eindruck vom Alltag der DDR-Bürger zu vermitteln.

Zu sehen sind unter anderem 50 Zeitungen und Zeitschriften. „Wer weiß, wie viele Zeitschriften es damals gab?“, fragt Otto Kappes am Ostermontag in die Runde. „Es waren 1.770.“ So viele verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Journale und Magazine erschienen 1981.

Auszeichnungen, Dokumente, Bücher, Versandhauskataloge und Spielfiguren

Über einem Tisch mit Haushaltsutensilien - auf ihm stehen Eierbecher, Stofftaschentücher und Kurzwaren - hängen zwei Ata-Packungen. In Schaukästen werden alte Fotoapparate gezeigt, außerdem Auszeichnungen, Dokumente, Bücher, Versandhauskataloge und Spielfiguren. „Da werden Erinnerungen wach“, sagt Otto Kappes.

Einige Ausstellungsstücke hat Ingrid Popke beigesteuert. „Das haben meine Kinder zu Weihnachten bekommen“, sagt die Kassenwartin des Heimatvereins und deutet auf einen kleinen Holztisch mit Stühlen. Auf einem sitzt das Sandmännchen, ein Plüschtier ihrer jüngsten Tochter. Die sei, erzählt die Mutter, heute noch ein Fan von DDR-Spielzeug, um ihrem eigenen Kind zu zeigen, womit sie früher gespielt habe.

Das Spielzeug zu bekommen, erinnert sich Ingrid Popke, sei damals nicht so einfach gewesen. „Man war stolz, wenn man für die Kinder was Schönes bekommen hat“, sagt sie. Sie kaufte einiges im damaligen Spielzeugladen unweit des Holzmarktes in Köthen. (mz)

Wie lange die Ausstellung „Damals war’s“ zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Der Mauseturm am Schlossplatz in Gröbzig öffnet an Feiertagen sowie am Tag des offenen Denkmals und zum Stadtfest. Wer den Turm mit seinen Ausstellungen an einem anderen Tag besichtigen möchte, wird gebeten, einen mit Otto Kappes unter 034976/22210 zu vereinbaren.

In der Ausstellung hat Claudia Kappes aus Leipzig ihren Plüschhund Jackebull wiederentdeckt.
In der Ausstellung hat Claudia Kappes aus Leipzig ihren Plüschhund Jackebull wiederentdeckt.
Ute Nicklisch
Plüschtiere, Spielfiguren, Fahrzeuge, Kartenspiele... Mit einigem davon haben die Kinder von Ingrid Popke gespielt.
Plüschtiere, Spielfiguren, Fahrzeuge, Kartenspiele... Mit einigem davon haben die Kinder von Ingrid Popke gespielt.
Ute Nicklisch
Der Mauseturm öffnet an Feiertagen sowie am Tag des offenen Denkmals und zum Stadtfest.
Der Mauseturm öffnet an Feiertagen sowie am Tag des offenen Denkmals und zum Stadtfest.
Ute Nicklisch