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Auf Empfang im Kornfeld

Von Anne Passow 29.05.2008, 16:24

Reppichau/MZ. - Mann leitet einen dreiköpfigen Trupp von Vermessungstechnikern, der von Mittwoch auf Donnerstag bei Reppichau, einem der bedeutendsten Vermessungspunkte Sachsen-Anhalts, tätig war. Neben Manns Gruppe, die vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg kommt, sind momentan noch 33 weitere Vermessungstrupps in der gesamten Republik unterwegs. Vom 26. Mai bis zum 3. Juli vermessen sie mit Hilfe von Satelliten ganz Deutschland neu - auf den Millimeter genau und in drei Dimensionen.

"Sie führen Messungen zum Lage-, Höhen und Schwerenetz durch", erklärte Karin Schultze, Pressesprecherin des Landesamts für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt. Das seien die drei Bezugssysteme, die quasi als Koordinatensystem der Erdoberfläche dienen würden, um diese genauestens zu vermessen. "Dafür arbeiten die Messtrupps mit zwei Satellitennavigationssystemen: dem amerikanischen GPS und dem russischen GLONASS", so Schultze. Eckpfeiler für das deutschlandweite Koordinatensystem sind die 250 Vermessungspunkte, an denen die Teams in den nächsten Wochen arbeiten. "Diese Punkte sind ein grobes Raster, von denen weiter gemessen werden kann", erklärte Gerhard Mann. Den Punkt bei Reppichau bestimmte er, ausgerüstet mit Messlatte, Digitalnivelliergeräten und Satellitenempfangsantenne, gemeinsam mit seinen Kollegen Frank Barth und Elke Deininger. "Alle paar Stunden müssen wir die Geräte kontrollieren. Es könnte zum Beispiel das Stativ einsinken. Dann wären die Messungen ungenau", erklärte er. 24 Stunden dauert eine Messung - das bedeutet auch, dass in dieser Zeit immer jemand bei den Geräten sein muss. "Wir beobachten die Geräte und messen alle sechs Stunden. Außerdem müssen wir vor Ort aufpassen, dass sich niemand an den Geräten zu schaffen macht", so Mann. Nachts teilen sich die drei Vermessungstechniker die Schicht. "Bei unserer letzten Station habe ich im Ort übernachtet", sagte Elke Deininger. Ihre Kollegen blieben bei den Geräten. Die nächste Nachtschicht, auf dem Feldweg bei Reppichau, machte Deininger mit ihrem Kollegen Frank Barth. "Manchmal kommt da schon ein bisschen Campingatmosphäre auf", meinte Barth und Kollege Mann erzählte: "Wir haben immer Klappstuhl und Spirituskocher dabei." Der morgendliche heiße Kaffee nach einer durchwachten Nacht ist den Vermessungstechnikern also sicher.

Nach den Vermessungsarbeiten geht es für die drei Baden-Württemberger weiter zur nächsten Station in Brandenburg. Auch Vermessungspunkte an der Ostsee, der dänischen Grenze, im Emsland oder im Thüringer Wald stehen noch auf der Liste des Teams. Und wenn sie damit durch sind, beginnt die Auswertung am Computer. Am Ende stehen millimetergenaue Daten zur geographischen Breite, Länge und Höhe Deutschlands - wichtig, nicht nur für Städteplaner und Brückenbauer, wie Karin Schultze betont: "Dieses Koordinatensystem soll nach und nach einheitlich in ganz Europa angewandt werden."