Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Rettungsdienst für stumme Telefone
Wulfen/MZ. - Ob Sommerhitze oder Schneegestöber, ob Regen oder klirrender Frost - die Männer der Wulfener KaTiKom GmbH müssen 'raus, wenn irgendwo zwischen Zerbst, Köthen und Bernburg, Magdeburg, Wolfsburg und Braunschweig, im Harz bis nach Kassel hin Telefonverbindungen zusammenbrechen, kein Kabelfernsehen mehr zu empfangen ist, Gewerbetreibende und Privatleute nicht mehr ins Internet kommen. Für solche Fälle hat das Unternehmen, das mit vollem Namen "Kabeltiefbau für Kommunikationsanlagen und andere Medien" heißt, einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst eingerichtet und seine Mitarbeiter sind sieben Tage die Woche einsatzbereit.
Im Auftrag der Telekom
Wird KaTiKom über eine Störung an einer Glasfaser- oder Kupferleitung informiert, rücken Messbaufahrer, Fernmeldemonteure und Tiefbauer aus, um die Fehlerstelle aufzuspüren, aufzuschachten und zu reparieren. Hauptauftraggeber sind die Deutsche Telekom und Kabel Deutschland.
"Wir müssen 'raus, egal bei welcher Temperatur", betont der Geschäftsführer von KaTiKom, Jörg Schmiedel. So wie etwa vorige Woche, als die Telefonleitung zu einem Krankenhaus gestört war und die Tiefbauer von KaTiKom bei minus 15 Grad mit Gasbrennern erst den Boden erwärmen mussten, um dann überhaupt die Schadensstelle mit Hilfe von Presslufthämmern aufschachten zu können. Der Boden, so berichtet Fernmeldemonteur Sigo Moosdorf von KaTiKom, sei immerhin bis 80 Zentimeter tief gefroren.
Moosdorf, der in Libehna an der Linde wohnt, gehört zu denen, die zurzeit im strengen Frost Fehler im Kommunikationsnetz aufspüren. "Zurzeit haben wir viele Internet-Störungen" berichtet er. Das habe allerdings nichts mit dem Frost zu tun. Kabelschäden würden durch Erdbewegungen, eindringende Feuchtigkeit und unsachgemäße Tiefbauarbeiten verursacht. Bei Kupferkabeln treffe er ab und zu auch auf unsauber ausgeführte Lötstellen. All diese Schäden würden aber das ganze Jahr über auftreten.
Wird bei Schachtarbeiten ein Kabel beschädigt, sei seiner Meinung nach oft Hektik im Bauablauf im Spiel; denn schließlich gebe es für die Leitungen Lagepläne, die auch die Messbaufahrer von KaTiKom nutzen.
Fernmeldemonteur Sigo Moosdorf hat aber noch ganz andere Hilfsmittel, ist es doch seine Aufgabe, die unterirdische Fehlerstelle möglichst exakt aufzuspüren, damit seine Kollegen vom KaTiKom-Tiefbau nicht so viel schachten müssen. Vor allem bei den derzeitigen Minusgraden sind diese den Messbaufahrern dafür dankbar.
"Ich kann die Fehlerstelle meist auf zehn Zentimeter genau orten", sagt Moosbach und ein wenig Stolz klingt in seiner Stimme. Diese Genauigkeit erreicht er zum Beispiel bei Kupferkabel mit dem Laufzeitmessgerät RB 6000, das unter anderem Fehler in der Isolation und Schwankungen der Leitfähigkeit anzeigt. "Ein unterbrochenes Kabel ist da noch der einfachste Fehler", berichtet der Fernmeldemonteur.
Notleitungen verlegt
Eine besondere Herausforderung sei für KaTiKom im vorigen Jahr das Hochwasser in Bernburg gewesen, das auch in Fernmeldeleitungen eindrang, blickt Geschäftsführer Schmiedel zurück. "Stündlich erhielten wir eine neue Schadensmeldung und mussten schließlich Notleitungen verlegen", berichtet er.
Für die Messbaufahrer und Monteure ist es wichtig, schnell an den Einsatzorten zu sein. Als Jörg Schmiedel und Heiko Heßler sich 2009 entschieden , das Grundstück in Wulfen für ihre Firma zu kaufen, spielte deshalb schon der geplante Bau der B6 n eine Rolle. Außerdem sei der Ort ziemlich zentral in Mitteldeutschland gelegen, nennt Schmiedel einen weiteren Gesichtspunkt. Auf das 50 000 Quadratmeter große Firmengrundstück Ziegelei 1-3 in Wulfen, wurde Heiko Heßler aufmerksam, welcher aus Diebzig stammt und den Schmiedel schon lange Jahre kannte. Heßler ist ebenfalls Geschäftsführer von KaTiKom. Unternehmenssitze befinden sich außerdem in Bautzen, wo Jörg Schmiedel KaTiKom im Jahr 2007 gegründet hat, in Berlin und Salzgitter.
Millionen-Umsatz
Mit fünf Leuten hat Schmiedel 2007 in Bautzen ganz klein angefangen. "Dann haben wir die Zahl unserer Mitarbeiter jedes Jahr verdoppelt", berichtet er. Allein im vorigen Jahr hat KaTiKom 30 neue Leute eingestellt und gehört mit seinen jetzt 60 Beschäftigten und fast zehn Millionen Euro Umsatz 2011 zu den größten Arbeitgebern der Region. Die Subunternehmen hinzugerechnet arbeiten für die Firma aktuell 100 Leute.
Es sei in dieser Gegend gar nicht so einfach, ausreichend Fachkräfte zu bekommen, erklärt der Geschäftsführer. Die kämen deshalb aus einem weiten Umkreis. Im Unternehmen arbeiten Tiefbauer, Fernmeldemonteure und einige Maurer. Vier Lehrlinge werden zurzeit zum Straßenbauer ausgebildet. Gern würde Jörg Schmiedel noch mehr Straßenbauer und Tiefbauer ausbilden, doch es meldeten sich zu wenig Bewerber, und diese wenigen hätten dann oft noch zu schlechte Zensuren, klagt er.
Reparaturen sind nur eine Leistung des Unternehmens, das außerdem Glasfaserkabel und Kupferkabel verlegt. Auch für die langersehnte schnelle Internetverbindung in Zabitz haben die Wulfener im Auftrag der Telekom gesorgt.
Wegen der ungewöhnlich milden Witterung konnten die Ziehtrupps, die die Kabel verlegen, bis Ende Januar durcharbeiten. Doch die Plastrohre, durch die die Glasfaserleitungen mit Druckluft gepresst werden, brauchen beim Verlegen mindestens fünf Grad plus, erklärt Schmiedel. Bis die wieder erreicht werden, wird es wohl noch eine Weile dauern.
Jörg Schmiedel ist optimistisch, dass Internet per Glasfaserkabel auch im ländlichen Raum Einzug halten wird. "Das wird doch auch von der Politik gefordert", sagt er und rät: "Die Bürgermeister müssten da ein bisschen rühriger sein."