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Anglizismen-Virus Kampf angesagt

Von Stefanie Greiner 20.01.2008, 17:00

Köthen/MZ. - Mit einer Mitgliederversammlung und Vortragsveranstaltung in der Schlosskapelle beging die Sprachgesellschaft am Sonnabend den ersten Jahrestag seit ihrer Neugründung. Am 18. Januar 2007 ins Leben gerufen, knüpft sie an die Tradition der Fruchtbringenden Gesellschaft des 17. Jahrhunderts an und sieht ihre wesentliche Aufgabe im Erhalt der deutschen Sprache.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen die Fruchtbringende Gesellschaft 1617 in Weimar. Einen bedeutenden Vertreter aus dieser Zeit stellte Dr. Gabriele Ball von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in ihrem Vortrag vor: Diederich von dem Werder. Der gebürtige Werdershausener war einer der wichtigsten Partner und Freunde Fürst Ludwigs. Unter dem Namen "Der Vielgekörnte" wurde er Mitglied und Teil der Fruchtbringenden Gesellschaft, die noch bis heute die bedeutendste Sprachgesellschaft in Deutschland ist. Und deren Nachfolger gefordert sind: Nicht nur hierzulande, auch in Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz schleichen sich immer mehr Anglizismen in die Alltagssprache ein. "Es ist wie ein Virus, der die Menschen verwirrt hat", so Dr. Kurt Gawlitta. Unter dem Titel "Unsere Nachbarn - unsere Sprachen: Ist ein gemeinsamer Kampf möglich?" erörterte der Berliner verschiedene europäische Initiativen zur Bewahrung der Landessprache. So gibt es beispielsweise gemeinsame Projekte zwischen dem Verein Deutsche Sprache e.V. und einer französischen Sprachgesellschaft.

"Es gibt sehr viel Raum, aktiv zu werden", war auch Prof. Dr. Uta Seewald-Heeg, Vorsitzende der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft, überzeugt. "Vor allem junge Menschen sollen wieder Freude im Umgang mit der deutschen Sprache haben." Den zunehmenden Gebrauch von englischen Begriffen in der deutschen Sprache und eine mangelhafte Rechtschreibung zieht Seewald-Heeg als großes Problem der jungen Generation.

Unter dem Motto "Mein liebstes Sprichwort" hat die Neue Fruchtbringende Gesellschaft gemeinsam mit der Theo-Münch-Stiftung für Deutsche Sprache einen Schreibwettbewerb ins Leben gerufen. Noch bis zum 31. März können

Schüler ab der dritten Klasse einen literarischen Text zu einem gewählten Sprichwort einschicken. Der Wettbewerb läuft unter der Schirmherrschaft des Kultusministers Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz.

Mit verschiedenen Aktionen zum Thema deutsche Sprache will die Neue Fruchtbringende Gesellschaft verstärkt an die Öffentlichkeit treten. Dabei geht es vor allem darum, das Bewusstsein für den Wert der Muttersprache zu stärken.

Derzeit zählt die Neue Fruchtbringende Gesellschaft 89 Einzelmitglieder und sechs Institutionen. "Wir hoffen, dass es noch viele mehr werden. Unser Verein muss organisch wachsen", so Kurt-Jürgen Zander. Ein weiterer Interessent fand sich schon an diesem Nachmittag. Der Köthener Otto-Walter Kurstedt, der sich intensiv mit der Stadtgeschichte beschäftigte, stieß bei seinen Recherchen schon oft auf die Sprachgesellschaft. "Das ist ein Stück Köthener Historie, so wie Bach und Naumann", war Kurstedt überzeugt.

Musikalisch umrahmt wurde die Vortragsveranstaltung in der Schlosskapelle vom Bachchor unter der Leitung der Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz.