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Am Piano und auf dem Fußballplatz

Von CLAUS BLUMSTENGEL 12.10.2009, 16:03

KÖTHEN/GROSSWÜLKNITZ/MZ. - Die Viertklässlerin gehört zu den 99 Teilnehmern aus ganz Deutschland im Alter von sieben bis 19 Jahren.

Seit vier Jahren lernt Lena Klavierspiel bei Tanja Litwinenko an der Musikschule Köthen. "Mutti hat mich angemeldet", sagt die Schülerin aus Großwülknitz, die in einer ausgesprochen musikalischen Familie aufwächst. Vater Matthias Kranz leitet ehrenamtlich einen Posaunenchor, spielt außerdem Klavier und Orgel. Mutter Heidi Kranz spielt Posaune, Waldhorn, Tuba und Bratsche, Lenas großer Bruder Martin bläst ebenfalls die Tuba und spielt Gitarre, der kleine Bruder Phillip spielt Waldhorn, die große Schwester Johanna Geige und Posaune. Wenn Oma und Opa

Geburtstag haben, bekommen sie stets ein wunderschönes Ständchen von dem Familienorchester. In so einer musikalischen Familie sei ihrer Lena gar nichts anderes übrig geblieben, als ebenfalls ein Instrument zu erlernen, meint Mutter Heidi Kranz augenzwinkernd und fügt hinzu: "Ich denke, sie hat eine Ader für das Klavier."

Am Montag gibt es in Köthen gleich zwei Premieren: Für Lena Kranz ist es der erste Wettbewerb, an dem sie teilnimmt. Und sie ist die erste Schülerin von Tanja Litwinenko, die beim Nationalen Bach-Wettbewerb vorspielt. Seit fünf Monaten bereitet die Musiklehrerin ihre Schülerin ein Mal wöchentlich darauf vor. Das Mädchen selbst übt vier bis fünf Mal in der Woche zu Hause. Trotzdem wird sie sich wohl kaum zu einem Stubenhocker oder Außenseiter entwickeln. Lena spielt nämlich außer Klavier noch Trompete - und Fußball. Einmal in der Jungenmannschaft des SV Edderitz, und dann in der E-Jugend Mädchen des FC Köthen.

Ob da ihre Klavierlehrerin nicht entsetzt die Hände hebt? "Sport und Bewegung sind wichtig", zeigt diese durchaus Verständnis für diese außermusikalische Freizeitbeschäftigung ihres Schützlings. "Als Musiker muss man auch körperlich fit sein", begründet das Litwinenko.

Lena Kranz wird beim Wettbewerb am Mittwoch und am Donnerstag auftreten. Sie spielt das Präludium von Johann Sebastian Bach C-Dur, Bachwerke-Verzeichnis 933, und die Musette D-Dur, Bachwerkeverzeichnis 126. Freude auf den Wettbewerb und Lampenfieber würden sich bei ihr die Waage halten, meint die Kleine. Musiklehrerin Tatjana Litwinenko sieht den Auftritten ihres Schützlings eher entspannt entgegen. "Es kommt nicht unbedingt darauf an, dass sie einen Preis erhält", so ihr Kommentar, "sondern Lena soll beim Wettbewerb Spaß haben, mit anderen musikalischen Kindern Kontakte knüpfen und Erfahrungen beim Spiel vor Publikum sammeln." Ihrer Schülerin bescheinigt die Musikpädagogin: "Sie ist sehr diszipliniert und fleißig."

"Es könnte vielleicht sein, dass ich einen Preis bekomme", ist Lena Kranz zuversichtlich. "Ich werde mir Mühe geben", verspricht sie ihrer Lehrerin.

Ausgeschrieben sind drei Bach-Preise für die Sieger in den jeweiligen Altersgruppen, außerdem ein Sonderpreis des Oberbürgermeisters der Stadt Köthen für den Teilnehmer oder die Teilnehmerin mit der höchsten Punktzahl und ein Preis der Kreissparkasse für den erfolgreichsten Teilnehmer aus Sachsen-Anhalt. Seinen Abschluss findet der 6. Nationale Bach-Wettbewerb für junge Pianisten am Sonntag, 18. Oktober, um 16 Uhr mit dem Preisträgerkonzert im Spiegelsaal des Schlosses Köthen, zu dem der Schirmherr, Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) erwartet wird.