Akens Faschings-Funken glühen seit 40 Jahren
AKEN/MZ. - Eine Modenschau mit speziellen Models, mit speziellen Kostümen - und einer speziellen Geschichte, die sich nicht zuletzt aus zahlreichen Erinnerungen rekrutiert, weshalb Diana Hettstedt ihren Fahrplan für die Ansage auch mit diversen Hinweisen gespickt hat - nach dem Motto: Achtung! Geplatzte Reißverschlüsse!
Diana Hettstedt hat solche Erinnerungen auch selbst. Schließlich hat sie selbst jahrelang in den Reihen der Akener Funkengarde getanzt, die an diesem Sonnabend ihr 40-jähriges Jubiläum in einer Veranstaltung feiern, die schon ein beeindruckendes Ausmaß erreicht. Denn der Organisatorin Kerstin Hanl ist es gelungen, dass von den 85 Akener Frauen, die sich als "Funken" bezeichnen dürfen und eingeladen worden waren, stolze 73 ihre Zusage gegeben haben. So dass der kleine Saal des Schützenhauses samt angeschlossenen Gasträumen an diesem Abend aussieht wie eine vorgezogene Frauentagsfeier - der exklusive Funken-Klub feiert weitestgehend ohne Herren, sieht man mal von einigen dienstbaren Geistern ab. "Auf Prinzen", sagt Ilse Jung und lacht, "wird heute verzichtet."
Die Funkengeschichte steht auf zwei Säulen. Zum einen auf der 1969 geborenen Idee, man könnte doch aus der traditionellen Faschingsfeier des Männerchores Aken (MCA) einen richtigen Karneval machen - mit Büttenreden und Elferrat und Pagen und Funkengarde. Für letztere kamen natürlich erst einmal nur die Ehefrauen der singenden Männer in Frage, erinnert sich Ilse Jung, die zur Gründungs-Mannschaft dazugehörte und auf der 40-Jahr-Feier einen kleinen historischen Rückblick gab.
Aber knappes Dutzend Frauen allein machen noch keine Garde, "beim ersten Mal sind wir nur zur Bühne marschiert und haben geschunkelt" - und da kommt die zweite Säule ins Spiel: Lissi Ebeling. Die inzwischen über 80 Jahre alte Frau leitete damals eine Volkstanzgruppe in Aken und die frischgebackenen Funken hatten die Hoffnung, auch von ihr trainiert zu werden. Was Lissi Ebeling aber erst einmal abwehrte: Sie könne nur Volkstanz, nicht aber einen Marsch wie er karnevalistisch gewünscht wurde. Beim nächsten Treffen aber brachte sie schon einen mit Hilfe von Strichmännchen dargestellten Plan mit, wie sie sich den Marsch vorstellen könnte - es war der Beginn einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit und "Lissis Strickmuster", wie die Zeichnungen genannt wurden, waren bald eine feste Größe. Kein Wunder also, dass die Funken auf ihrer Vollversammlung ihre Trainerin, der sie so viel zu verdanken hatten, hochleben ließen.
Ohnehin achten die Akener Funken in der Regel sehr auf Tradition und Beständigkeit. Was sich auch daran zeigt, dass es nicht nur einmal vorgekommen ist, dass erst die Mutter, dann die Tochter in der Garde mittanzten. Gleichzeitig freilich hat es das noch nicht gegeben, wenngleich man es auch vielen der reifer gewordenen Funken sofort zutrauen würde, in der Reihe noch ihre Frau stehen zu können. Den schlagenden Beweis lieferte die Modenschau, bei der man in die Jahre gekommene Kostüme noch einmal vorführte - und die passten wie angegossen... Wobei man hinzusetzen muss, dass man anno 1969 noch in geborgten Kostümen auftrat - die Leihgabe kam aus Staßfurt und passte ohne Probe, wie Ilse Jung sich noch heute freut.
Die Idee zu dem Treffen kam Kerstin Hanl, die 1985 in die Garde gekommen und 20 Jahre dabeigeblieben ist, als sie sich zufällig mit ihrer Funken-Kollegin Gudrun Damme traf und man ins Erzählen kam. "Da hieß es: Wir Funken müssten uns mal treffen. Aber wo anfangen, wo aufhören?" Am Ende wurde es viel Arbeit, "aber es hat sich gelohnt", findet Kerstin Hanl, Neben der Modenschau gab es drei Tänze zu erleben, mit dem Auftritt des Männerballetts der Narraria (NCA) Aken als krönendem Abschluss. Und natürlich wurde die Gelegenheit genutzt, um sich lange und ausführlich über die alten Zeiten zu unterhalten, Geschichten und Anekdoten auszugraben. Und möglicherweise findet das allererste Generationen-Treffen der Akener Funkengarde ja doch eine Fortsetzung in späteren Jahren. "Das", sagt Kerstin Hanl, "ist noch offen."