Ab 13. Februar in Köthen Ab 13. Februar in Köthen: Erinnerung an einen zweitgeborenen Fürsten
KÖTHEN/MZ. - Unter dem Titel "Ein Fürst zwischen Warmsdorf und Köthen - Das Schicksal eines Zweitgeborenen" wollen die Mitarbeiter des Museums damit auf die noch wenig beleuchtete Regierungszeit des Fürsten August Ludwig in dem anhaltischen Ort Warmsdorf aufmerksam machen. Warmsdorf ist ein Ortsteil von Amesdorf, das heute zur Verwaltungsgemeinschaft Staßfurt gehört.
1547 erbaute der Dessauer Anhalt-Fürst Georg III. Schloss und Land Warmsdorf anstelle einer Niederungsburg mit Wassergräben. Er starb 1553 im Alter von 46 Jahren. Seine Blütezeit als Regierungssitz und Landeshauptstadt erlebte Warmsdorf im Jahr 1552. "Das Schloss Warmsdorf wurde damit zu einem bedeutenden Ort der Reformation und ist würdig, dort die bedeutende Zeitepoche wach zu halten und zu bewahren", heißt es auf der Homepage des 2008 gegründeten Fördervereins Reformator Fürst Georg III. e.V. in Warmsdorf.
1603 fiel das Amt Warmsdorf mit dem Teilungsvertrag an Anhalt-Köthen, 1847 kam es an die Dessauer Linie, als die Köthener Linie mit dem Tod des kinderlosen Herzogs Heinrich ausstarb. Heute ist das Schloss eine baufällige Ruine, zu deren Erhalt sich im September 2008 ein Förderverein unter Vorsitz von Dr. Klaus Gerner gegründet hat.
August Ludwig von Anhalt-Köthen, der zweitgeborene Sohn von Emanuel Lebrecht und Gisela Agnes von Rath, erbte 1716 die hohe Grafschaft Warmsdorf mit Amt und Gut, jedoch ohne Hoheitsrechte. Er war der letzte Fürst, der bis 1728 als "secundogenitus" (Zweitgeborener) auf Schloss Warmsdorf residierte. 1728 trat er die Nachfolge seines verstorbenen Bruders, des "Bach-Fürsten" Leopold in Köthen an. August Ludwig hatte die Exklave in der Nähe von Güsten von seinem Bruder erhalten, weil 1702 in Anhalt Köthen die Primogenitur eingeführt wurde und danach der Erstgeborene, also Fürst Leopold, die Erbfolge auf Schloss Köthen antrat. Erst nach dem Tod von Leopold und dessen einzigem Sohn konnte August Ludwig in Köthen residieren.
Warmsdorfer Geschichte inklusive
Die Köthener Ausstellung will sich nun vor allem auch der Geschichte des Ortes Warmsdorf widmen. Wie Inge Streuber vom Historischen Museum erzählt, habe man bei der Vorbereitung sowohl mit dem Förderverein als auch mit der Dessauer Historikerin Dr. Ulla Jablonowski Kontakt aufgenommen, die sich anlässlich des 500. Geburtstages von Fürst Georg III. von Anhalt im Jahr 2007 intensiv mit dem Reformationsherrscher beschäftigt hat, der nach landläufiger Meinung frommer als Luther gewesen sein soll und den Beinamen der "Gottselige" trug.
Den drei großen Epochen der Warmsdorfer Residenz will sich die Köthen Kultur Marketing GmbH zusammen mit dem Verein für Anhaltische Landeskunde am Abend des 12. März, 18 Uhr, in der Schlosskapelle widmen. Dazu hält Dr. Ulla Jablonowski aus Dessau den Vortrag. Sie geht darin sowohl auf Warmsdorf als mittelalterliche Grafschaft ein als auch auf seine Rolle als Residenz in der Reformationszeit bis hin zum letzten Fürsten, der auf Schloss Warmsdorf residierte, also August Ludwig. Wie Inge Streuber informierte, will der Vein für Anhaltische Landeskunde (VAL) diesen Vortrag auch in gedruckter Form zum Nachlesen herausbringen.
Dessau, Zerbst, Aschersleben
Zu sehen sein werden in der kleinen Ausstellung im Ludwigsbau laut Inge Streuber unter anderem ein Porträtgemälde des Fürsten als Leihgabe aus dem Zerbster Gymnasium Francisceum, von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz die Porträts der drei Gemahlinnen des Landesherren, grafische Blätter aus der Anhaltischen Gemäldegalerie, eine historische Laute aus dem Musikinstrumentenmuseums Leipzig, eine Leihgabe aus dem Museums Aschersleben, Archivalien aus dem Landeshauptarchiv sowie eigene Exponate des Museums.
Darüber hinaus stellt der Förderverein ein Modell der Domäne zur Verfügung, zu der das Schloss nach der Amtszeit der anhaltischen Fürsten umgewidmet wurde. Auch der Turmknopf des gesprengten Turms von Schloss Warmsdorf, der sich in Privatbesitz befindet, soll gezeigt werden. "Im Landesarchiv schlummert noch erheblich mehr Material", weiß Inge Streuber zu berichten, "doch leider konnte das bisher nur punktuell gesichtet werden."