WM-Fieber zu Hause WM-Fieber zu Hause: Jubelszenen im Stechschritt
Elster/MZ. - Die Zuschauer auf den Bürgersteigen, in Vorgärten und an den Fenstern haben zunächst nur ein neugieriges Kopfschütteln für das bunte Häufchen Fußballer übrig, das hinter der geöffneten Heckklappe eines Kleinbusses marschiert. Die Kicker jubeln, singen und springen, als wären sie gerade noch einmal in die Landesliga und Kreisliga aufgestiegen. Tatsächlich gilt ihre Aufmerksamkeit der deutschen Nationalmannschaft, die mit Hilfe eines mobilen Fernsehers auch während des Festumzuges in Elster ihre Fans verzücken kann. Passend zum Kindertag erwacht das Kind im Manne. Bei dem Schützenfest im fernen Sapporo aber auch kein Wunder.
"Was ist denn hier los", will der Mann am Rande wissen. Er läuft einige Meter mit, erfährt vom 4:0-Zwischenstand. "Frau, schnell nach Hause. Bei der WM gibt es etwas zu sehen", ruft er einer kleinen Menschentraube zu, bevor er sich zügig in Bewegung setzt.
Wenige Meter hinter der fahrenden Live-Übertragung hat sich Dieter Hildebrandt, Vereinsvorsitzender der Eintracht, in den Zug eingereiht. "Eine dufte Truppe, die Fußballer. Die halten zusammen und kommen immer wieder auf originelle Ideen", freut sich der "Chef" über den Einfallsreichtum. Auch wenn der Vorsitzende den Trubel lieber mit etwas Abstand verfolgt, stellt er scherzhaft fest: "Wir sind wohl die einzigen Zuschauer heute, die sich richtig bewegen müssen, um das Spiel zu verfolgen." Peter Müller, einer der Routiniers im Team der Landesklasse-Helden, gewinnt der Tour bis zum Festplatz eine praktische Note ab. "Die Runde können wir als Trainingseinheit verbuchen." Zumal Petra Fleck, die Gattin des Fußball-Abteilungsleiters, am Steuer des Kleinbusses hin und wieder leicht auf die Tube drückt, um die Fußballer ins Schwitzen zu bringen.
Pünktlich zur Halbzeit hat der Umzug sein Ziel erreicht. Und die Fernsehratten verstreuen sich in alle Himmelsrichtungen. Die einen wollen sich auf dem Rummel vergnügen, andere sputen sich, um im Vereinsheim noch den Rest des Spieles verfolgen zu können. Zum Glück erwischt Peter Müller im Clubraum die richtige Wellenlänge. Als verlängerte Antenne sorgt der Hallenwart für gestochen scharfe Bilder. Und reibt sich wie der Rest verwundert die Augen. 8:0 für Deutschland. Das ist schon mal ein Extra-Bierchen wert.