Wirtschaft in Linda Wirtschaft in Linda: Fachleute dringend gesucht

Linda/MZ - Die Welt liegt im Hof des Lindaer Unternehmens Metallbau und Agri-Service GmbH. Genauer gesagt, das stählerne Abbild der Weltkugel. Na gut, es ist zunächst ein Seitenteil dieser Kugel, für eine Präsentation flugs zusammengesetzt, die der heimische Metallbaubetrieb für einen Einkaufsmarkt im kanadischen Toronto fertigt. Der aber durch seine Ausmaße den interessierten Laien bereits beeindruckt. Der logischerweise noch größere Mittelteil dieser Weltkugel - die meisten der Rohrteile und Halteelemente liegen fertig in der Halle und versandbereit im Freigelände - beträgt im Durchmesser gut 30 Meter, erläutert Agri-Service-Geschäftsführer Hartmut Ehlert. Die aus Stahlrohr stilisierte Weltkugel wird, wenn sie über dem Foyer des künftigen Shopping-Centers montiert ist, nicht nur aus dieser Konstruktion bestehen. In ihrem Innern wird eine zweite Konstruktion installiert, die voll verglast wird. Lediglich der untere Teil, der in den Eingangsraum der Mall herunterragen wird, bleibt offen.
Maßarbeit in Deutschland
„In ganz Nordamerika finden die Bauherren kein Unternehmen, das solche Arbeiten ausführen kann“, erklären Hartmut Ehlert und Sohn Danny, der im Unternehmen als Leitender Meister agiert und eng mit dem Fertigungsprozess verbunden ist. Aufträge solcher Art machen Ehlerts natürlich stolz, auch wenn die aktuelle Konstruktion bei weitem nicht die erste ist, die durch Aufwand und Ausführung in Staunen versetzt. In einer Halle liegen Teile einer stählernen und später freitragenden Treppe, die für einen Tempel der Bahai-Religionsgemeinschaft bei Santiago de Chile gefertigt wird. Die Glaubensgemeinschaft hatte sich 1819 im Iran gegründet und als eines ihrer wichtigsten Elemente zählt die Nächstenliebe. „Religion, die zu Zwietracht führt, verfehle ihren Zweck“, zitiert Wikipedia eine Kernaussage. Ihre Tempel, jeder in eigener achitektonischer Gestaltung, stehen bereits in den USA, in Samoa, Panama, der BRD, Indien und Uganda. Der neueste in Chile wird die Form einer Tulpenblüte darstellen. Der Entwurf ist so eigenwillig, dass kaum ein Bauteil dem anderen gleicht, erläutert Danny Ehlert. Auch für die Fassadenkonstruktion liefert das Lindaer Unternehmen wichtige Elemente.
Die Metallbau und Agri-Service GmbH in Linda besteht am gleichen Standort bereits seit 1991. Durch umfassende Investitionen wurde der in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Jüngste Großinvestition ist laut Geschäftsführer Hartmut Ehlert eine erst drei Wochen alte Plasma-Brennschneidanlage. Auf ihr können Metalle bis zu 50 Millimeter Dicke geschnitten werden.
26 Mitarbeiter zählt das Unternehmen aktuell. Darunter sind neben Danny Ehlert noch zwei weitere Meister und auch Ingenieure, ein hochqualifiziertes Team also. Wer sich für eine Ausbildung im Unternehmen interessiert, melde sich bei Hartmut Ehlert, Telefon 035384/2 04 85.
Die Fertigung der beiden ineinanderliegenden Kugeln begann Mitte Februar und wird sich bis Juli hinziehen.
Auftraggeber für die Lindaer sind nicht die Investoren selbst, sondern ist die Josef Gartner GmbH mit Sitz in Gundelfingen und Würzburg. Da sie als Teil eines internationalen Konzerns, der Permasteelisa Group, unter anderem Repräsentanzen in den USA besitzt, kann sie solche Aufträge akquirieren. Unter ihrem Dach erfolgt, wie Hartmut und Danny Ehlert informieren, auch die Konstruktion der Elemente. Seit rund 20 Jahren funktioniert diese Zusammenarbeit bereits, resümiert der Geschäftsführer. Hartmut Ehlert räumt aber ein, dass außer termingenauer und qualitativ hochwertiger Arbeit auch ein gutes Quäntchen Glück half, dass diese Kooperation zustande kam. „Manchmal muss man eben zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein“, kommentiert dies der Unternehmer.
Honorige Referenzliste
Die Liste der Referenzobjekte der Metallbau- und Agri-Service GmbH kann sich sehen lassen. Allein für das vergangene Jahr stehen solche Adressen auf der Firmen-Internetseite (www.mas-linda.de) wie die Europäische Zentralbank in Frankfurt/Main, für die die Fassaden-Unterkonstruktion angefertigt wurde, das Kimbell Art Museum Expansion in Texas/USA und das Heimdal Kulturväv in Umea/Schweden, für das die gesamte Stahlfassade mit 6 000 Quadratmetern Fläche und einem Gewicht von rund 250 Tonnen entstand. Für das Musee des Confluences in Lyon, Frankreich, fertigten die Lindaer Metallbauer die Sekundärstahlkonstruktion der Fassade, ebenso für die New Singapore Chancery of New York, eine diplomatische Mission. Yale University New Haven, Canadian Museum for Human Rights - die Aufzählung ließe sich fortsetzten.
Chancen für die Jugend
Bei solchen Potenzen ist es fast unglaublich, dass Unternehmer Hartmut Ehlert beinahe händeringend um Fachleutenachwuchs werben muss. Dabei bietet sein Unternehmen beste Chancen, wie Ehlert betont. Außerdem besteht fast eine Garantie dafür, dass die fertig ausgebildeten Gesellen in Linda einen festen Arbeitsplatz erhalten. „Wir schicken die Mitarbeiter, wenn sie dafür in Frage kommen, auch zur Meisterschule oder zum Ingenieurstudium“, betont Danny Ehlert. „Uns beutelt es jetzt ganz dolle“, meint Geschäftsführer Hartmut Ehlert. „Allein die neue Rentenregelung ab 63 Jahre macht sich insofern bemerkbar, dass ab diesem Jahr und in den zwei folgenden jeweils ein älterer Mitarbeiter ausscheidet.“
Einen Vorsatz haben sich Ehlerts bereits gesetzt. Sie werden künftig Berufsvorbereitungstage an Schulen mehr für die Nachwuchswerbung nutzen. „Die Ausbildungsmesse in Wittenberg macht für uns aber keinen Sinn“, beantwortet Danny Ehlert eine MZ-Frage. „Das ist zu weit. Das fährt kein Lehrling. Unser Einzugsbereich erstreckt sich so in etwa von Jessen bis Jüterbog und Herzberg.“
