Vorlese-Wettbewerb an Jessener Grundschule Vorlese-Wettbewerb an Jessener Grundschule: Jury und Schüler hören genau zu

Jessen/MZ - Ob es den Osterhasen wirklich gibt, das werden die Schüler der Max-Lingner-Grundschule in Jessen in den nächsten Wochen erkunden. Vorerst freuen sie sich über einen ganz anderen „Fahndungserfolg“: Der Lese-Löwe wurde gefunden und hat ein neues Zuhause.
Neun Schüler beteiligen sich
Am Mittwoch saß er plötzlich im Speisesaal und fühlte sich offensichtlich recht wohl, während neun Mädchen und Jungen der drei dritten Klassen der Bildungseinrichtung Geschichten aus ihren Lieblingsbüchern vorlasen. Nach zwei spannenden Stunden übergab Schulleiterin Heidrun Dinda das braune Kuscheltier an Charlotte Schneider. Das Mädchen hat die Jury des Vorlese-Wettbewerbs am meisten überzeugt. Ganz dicht hinter ihr folgen in der Punktezahl Alina Nowinski und Elias Fromm.
Bereits in der Vorwoche wurden im Deutschunterricht die jeweils drei besten Vorleser der drei dritten Klassen ermittelt. Qualifiziert für die Finalrunde hatten sich neben den bereits genannten Schülern außerdem Christopher Lehmann, Liv Jähnichen, Vanessa Oehler, Pia Bräsick, Keanu Lange und Chantal Kloppisch.
Etwas aus dem Lieblingsbuch
Alle Kinder lasen zunächst einen bekannten Text aus ihrem Lieblingsbuch vor. Dafür hatten sich die Schüler vor allem Detektiv-, Fantasie- oder Tiergeschichten herausgesucht und meisterten diese Aufgabe durch die Bank weg mit Bravour. Immer, wenn Kerstin Kratschke, Mitarbeiterin der Bibliothek, nach genau vier Minuten am Tisch der Jury den Gong als Stoppsignal auslöste, hätten die Schüler am liebsten noch etwas länger gelauscht wie es beispielsweise in der „Geheimsache Mädchenclub“, geschrieben von Katja Reider, oder mit „Schildkröte Emma“ (Margot Scheffold) weitergeht.
Nach der Pause galt es, Abschnitte aus einem bisher unbekannten Buch vorzulesen. Dafür hatte die Jury das Leselöwenbuch „Der sagenhafte Schatz“ herausgesucht. Hier war es schon etwas schwerer, die Sätze fließend in der richtigen Betonung und Sprachgestaltung vorzulesen. Neben Kerstin Kratschke und Steffen Fischer von der gleichnamigen Jessener Buchhandlung hatten auch Lukas Dannenberg und Gina Marie Günther die Ohren gespitzt.
Einstige Schüler in der Jury
Gern waren die beiden Schüler der Sekundarschule Jessen-Nord an ihre einstige Grundschule zurückgekehrt, um den Wettbewerb als Juroren zu begleiten. Die Bewertung fiel denkbar knapp aus. Doch den Leselöwen gibt es an der Schule alljährlich nur einmal – und diesmal eben für die Siegerin Charlotte Schneider. Der kräftige Beifall der Mitschüler, Lehrer und aller Zuhörer galt jedoch allen Vorlesern.
Im Wissen um solche tollen Leseerfolge denkt Schulleiterin Heidrun Dinda schon ein paar Jahre voraus: „Immer wieder erfahren wir, dass auch bei uns im Land viele Menschen gibt, die kaum oder gar nicht lesen und schreiben können. Ich bin mir sicher, dass diese Schüler nicht dazu gehören werden.“ Dabei zeigt sie auf die Drittklässler, die sich nach dem Wettbewerb intensiv die Bücher anschauen, die ihre Mitschüler vorgelesen haben.
Übrigens, im Vorjahr gehörten in Sachsen-Anhalt laut Angaben des Kultusministeriums in Magdeburg bis zu 200 000 Erwachsene zur Gruppe der „funktionalen Analphabeten“. Diese Menschen sind nicht in der Lage, zusammenhängende Texte zu verstehen oder zu schreiben.