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Unterhaltung  Unterhaltung : Ein Zirkus zieht um

Von Aline Gorldt 15.10.2020, 17:59
John (v. links), Amando, Megan, Sydney, Ramona und Diego (vorn) Renz gestalten die Vorführung des Zirkus Bernardo in Schweinitz.
John (v. links), Amando, Megan, Sydney, Ramona und Diego (vorn) Renz gestalten die Vorführung des Zirkus Bernardo in Schweinitz. Aline Gorldt

Schweinitz - Der kleine John sitzt auf dem Anhänger, der in der Mitte des Zeltplatzes steht. Verschmitzt guckt er aus der Mitte der Zeltplanen und rutscht auf ihnen herunter. „Der Kleine ist nur am Turnen. Das war bei mir damals aber auch nicht anders“, erzählt Ramona Renz lachend von ihrem dreijährigen Sohn, der sich nun eine Eisenstange greift und sie über die Wiese trägt.

„Hier hilft jeder mit“, sagt sie während sie die Seile an verschiedene Punkte auf der Wiese verteilt. Ihr Ehemann Amando stößt derweil die Eisenpfähle in den Boden, die seine Tochter Megan mit dem Radlader neben ihm über das Gelände fährt. Daran werden später die Mast-Segel befestigt. Familie Renz hat viel zu tun. Die Zirkusleute sind gerade von Elster nach Schweinitz gezogen und schlagen hier ihr Zelt auf dem Festplatz auf.

Der Zirkus Bernardo ist ein Fünf-Mann-Betrieb, bestehend aus Ramona und Amando Renz mit ihren Kindern, dem 13-jährigen Diego, der neunjährigen Megan und John. Vom Zeltaufbau über die Tierpflege bis hin zur Vorstellung machen sie alles gemeinsam. Das Zelt für die Pferde und Ziegen steht schon längst. Bis zum Abend soll auch das Zirkuszelt stehen. Während John auf den noch am Boden liegenden Masten herumtollt, wuselt die Familie geschäftig über die Wiese.

Jonglieren, Akrobatik, Reiten

„Da kommt Onkel Stefan“, freut sich Ramona Renz. Heute bekommt die Familie tatkräftige Unterstützung von Amandos Onkel, der selbst Zirkusdirektor in seinem eigenen Zirkus ist. Auch Sydney, die Großcousine von Ramona Renz ist diesmal dabei und hat zunächst vor allem ein Auge auf das Nesthäkchen.

„Der ist immer nur am Klettern“, sagt Ramona Renz und meint, dass sie mittlerweile ganz entspannt sei, wenn der Kleine mal wieder Kunststückchen übt und versucht, es seinen größeren Geschwistern gleich zu tun. John tritt wie Diego und Megan mit in der Manege auf. Jonglieren, Akrobatik und Reiten gehören zu ihren Aufgaben.

Ramona legt nun lange Seile um kleine Rollen, die später ganz oben an den Masten sein werden. Nun werden sie hochgezogen, an den Pfählen befestigt und die Außenbeleuchtung angebracht. Die Kinder stehen zunächst abseits - aus Sicherheitsgründen, falls doch mal etwas schief geht, erklärt ihre Mutter.

Mit geübten Handgriffen ziehen Amando und Ramona Renz die Seile, die Ramona zuvor angebracht hat, herunter. An einer Seite hat Amando die Lichterkette angehängt. So ziehen die beiden die Beleuchtung nach oben. Geschafft! Schnell sammelt Ramona ihren kleinen Ausreißer John ein und springt mit ihm in den Radlader. Mit daran befestigten Seilen wird nun das Zirkuszelt zwischen den Masten hochgezogen. Jetzt helfen wieder alle mit.

Die große rote Plane muss ausgebreitet und mit Ratschen an den Pfählen befestigt werden. Jeder weiß wo er sein muss, jeder Handgriff sitzt. „Teamarbeit ist wichtig“, betont Ramona Renz.

Halbes Jahr ohne Einkünfte

So haben die fünf auch das letzte halbe Jahr gemeistert. Die große Familie, das Ehepaar stammt je aus einer großen Zirkusfamilie, habe sich gegenseitig geholfen. Ein halbes Jahr standen sie still. Ohne Einkünfte. „Da hat man sich schon Gedanken über die Zukunft gemacht“, sagt Ramona Renz. Ende September ging es dann endlich wieder los. Die Preise wurden nicht erhöht. Man wolle die Zuschauer nicht unter der Situation leiden lassen.

Statt 300 können nun coronabedingt nur 100 Gäste ins Zelt. Ramona Renz hofft, dass die kommenden Vorstellungen gut besucht sind. Auch Megan ist schon voller Vorfreude darauf, ihre Kunststücke auf den Pferden zu zeigen. Das Schönste ist, da sind sich alle einig: „Der Applaus am Ende der Vorstellung.“

Dafür muss nun aber noch das Zelt fertig aufgebaut werden „Wo ist John?“, ruft Ramona Renz mal wieder - der Kleine rutscht die Zirkusplane runter und versteht so gar nicht, warum er damit aufhören soll. Die Stangen für das Rondell werden nun aber aufgebaut. Amando Renz klettert auf die Plane und knotet das Dach zusammen.

Jetzt fehlen noch die Seitenwände, die Loge, die Manege, Bänke und Stühle. Nach gut sechs Stunden ist das Zelt fertig für die Vorstellung am Wochenende. Am Sonntagabend schon wird alles wieder ab- und in Falkenberg aufgebaut. Am Reformationswochenende gastiert der Zirkus Bernardo noch einmal in der Region. Nämlich in Holzdorf.

››Die Vorstellungen des Zirkus Bernardo in Schweinitz sind an diesem Freitag und Samstag um 16 Uhr, am Sonntag um 15 Uhr. Karten kosten zwischen zwölf und 16 Euro. (mz)

Die Plane wird ausgebreitet.
Die Plane wird ausgebreitet.
Aline Gorldt
Zwischen den beiden Masten wird das Zirkuszelt hochgezogen.
Zwischen den beiden Masten wird das Zirkuszelt hochgezogen.
Aline Gorldt