Tag der offenen Tür in Annaburg Tag der offenen Tür in Annaburg: Erlebnisreiche Pirsch am Betreuungsforstamt

Annaburg/MZ - #Das Gelände um das Annaburger Betreuungsforstamt ist ziemlich groß, doch am Samstag hätte es fast noch mehr Platz gebraucht: An die 1?000 Menschen besuchen den Tag der offenen Tür. „Unglaublich, zeitweise war sogar der ganze Markt vollgeparkt“, vollzieht Hausherr Frank Ackermann das Geschehen freudig nach. Der Mix aus Information, Aktion und jenen Ständen, an denen es lecker duftet, gefällt den Besuchern. Die Jagdhornbläser und der Forstliche Gesangverein begleiten den Tag auf ihre Weise, was vom Publikum mit Applaus quittiert wird. Vor allem Waldbesitzer und Forstunternehmer nutzen die Möglichkeit, vor Ort mit den Fachleuten über die Folgen des Hochwassers und mögliche staatliche Beihilfen zu sprechen.
Auch Eric Fieseler, der die zwölfte Klasse des Jessener Gymnasiums besucht, betrachtet sich die Informationstafeln. Im Forstamt ist der Schüler nicht unbekannt: „Ich habe hier schon mal ein Praktikum absolviert.“ Sein Interesse am Wald sei dadurch noch gewachsen: „Ich möchte Forstwirtschaft studieren. Das ist total spannend und ein Betätigungsfeld, das Zukunft hat“, lässt er wissen.
Werner Krause aus Pülzig bei Cobbelsdorf ist als Mitglied der Forstbetriebsgemeinschaft (FGB) Senst nicht zum ersten Mal in Annaburg. Forstwirt Ottmar Walther erklärt ihm, wie von hier aus Waldbrände mittels moderner Kameratechnik erkannt werden. „Wir überwachen drei Regionen: Wittenberg, Dessau-Roßlau und Anhalt-Bitterfeld“, erklärt er.
Holz als Heizmaterial
„Das Interesse am Wald ist deutlich gestiegen“, kommentiert Revierförsterin Heike Hinz mit Blick auf die zahlreichen Besucher. „Ein Grund dafür ist, dass Holz als Heizstoff im Zuge steigender Energiepreise an Bedeutung gewinnt.“ Die Fachfirmen reagieren mit entsprechenden Angeboten. Logische Konsequenz: Für die Waldbesitzer wird die Vermarktung zunehmend interessanter. „Es gibt viele Nachfragen zur Preisentwicklung. Die ist aus meiner Sicht relativ stabil, sogar mit steigendem Trend. Auch die Privatwaldbesitzer stellten zunehmend fest, dass sich mit dem Wald Geld verdienen lässt“, schlussfolgert Hinz. Doch dürfe man nicht nur daran denken, die Baumbestände zu Geld zu machen. Auch die Waldpflege sei zu berücksichtigen: „Bei einer Aufforstung müssen mindestens drei Jahre lang auch die konkurrierenden Gräser gemäht werden. Das scheint oft noch zu teuer zu sein und wird leider vernachlässigt“, zeigt Heike Hinz auf und ergänzt: „Auch sollte in Kiefernbeständen, die überaltert sind und oft mehr als 100 Jahre stehen, hin und wieder ein Hektar kahlgeschlagen werden.“ Dass die sachkundige Waldpflege jedoch immer mehr ins Bewusstsein rückt, äußerte sich in Anfragen von Privatwaldbesitzern, so aus dem Raum Jessen und Seyda. „Unter anderem wollen viele wissen, wie teuer der Beitritt zur Forstbetriebsgemeinschaft wird“, informiert sie.
Die meisten Besucher planen den Tag der offenen Tür als Familienerlebnis. Schließlich haben sogar die Jüngsten oft schon eine enge Beziehung zur heimatlichen Natur. Schul- und Kita-Projekttage, die das Betreuungsforstamt begleitet, sorgen dafür. Kein Wunder also, dass Detlef Schulze vom Waldpädagogen-Team von kleinen „Waldfüchsen“ angesprochen wird. Bernd Rehain aus Prettin nimmt seinen Enkelsohn Enzo mit „auf Pirsch“ über die forstliche Erlebniszone. Der Sechsjährige interessiert sich für die von den Jägern ausgestellten Geweihe und setzt sich eine der Trophäen fürs Erinnerungsfoto auf den Kopf. Sein Opa bekundet: „Spaß muss sein. Aber ich komme nicht nur deswegen. Ich will generell wissen, was im Wald passiert.“ Er freut sich, dass auch viele junge Leute dieses Interesse zeigen. Die Aufmerksamkeit von Tim Oehme, Abc-Schütze aus Annaburg, gilt dagegen einer riesigen Waldameisen-Figur, die er an der Bastelstraße des „Wir“-Vereins mit rotbrauner Farbe bemalt. Die Plätze am Tisch sind heiß begehrt. Viele Kinder fertigen sich ihr Wald-Souvenir gern selbst an, während die Erwachsenen nebenan den „Annaburger Forsttee“ probieren, den Heike Krügel vom Teehaus Wirtz ausschenkt: Melisse, Rosmarin, Salbei, Lavendel und Kiefernsprossen enthält der würzige Trank – für lange Herbstabende eine heiße Mischung. Gesundheit aus der Natur präsentiert auch Physiotherapeutin Sabine Priezel von der gleichnamigen Kräuter- und Gartenschule aus Wittenberg. Selbst hergestellte Salben, Tees, Tropfen und Tinkturen mit vielerlei Kräutern hat sie mitgebracht: „Die Natur hilft bei fast allen Beschwerden“, erklärt sie.
Alte Technik fasziniert
Die Arbeit mit Holz funktioniert nicht ohne Technik. Das war schon zu allen Zeiten so, was insbesondere der 73-jährige Reinhard Schulze aus Großkorga zu vermitteln weiß. Als er seine 120 Jahre alte Fliehkraftbohrmaschine mittels Muskelkraft in Bewegung setzt und die mit Moped-Motoren selbst gebauten Kettensägen aus DDR-Zeiten präsentiert, hat er mindestens ebenso viel Publikum wie Erwin Hanke, der hochmoderne Technik zeigt.
Weitere Höhepunkte am Nachmittag sind die Vorführungen der forstwirtschaftlichen Großtechnik und die beeindruckende Greifvogelschau eines Falkners.
