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«Stanzwerk-Schichten sind lang»

Von Detlef Mayer 28.08.2006, 16:36

Prettin/MZ. - Überhaupt erinnerte beim ersten Treffen ehemaliger Lehrlinge des salopp "Töpfchenbude" genannten Betriebes einiges an die gute, alte Zeit. 1992 war das Werk geschlossen worden.

Veronika Wede und Doris Günther sorgten dafür, dass bei dem großen Wiedersehen niemand darüber in Trübsinn verfiel. Beide sind Emaillierer in dem Prettiner Unternehmen gewesen. Veronika Wede leitete zudem vormals die Kabarettgruppe des Stanz- und Emaillierwerkes, und mit Doris Günther zusammen tritt sie seit einiger Zeit als "Prettiner Freiheit" auf.

Am Sonnabend lieferten die beiden im "Speiseraum" (Festzelt) eine furiose Vorstellung als Direktor Blech und Sekretärin Fräulein Ina ab. Sie karikierten das betriebliche Leben zu DDR-Zeiten, und das so lachmuskelstrapazierend, dass kein Auge trocken blieb. Da wurde das "enge Verhältnis" von Chef und Sekretärin, aber auch zwischen anderen Betriebsangehörigen beleuchtet, eine Besten-Auszeichnung ging über die Bühne (mit jeder Menge Seitenhiebe auf die "Ausschussproduktion"), und das von Peter Thomas (bereits verstorben) verfasste Gedicht "Leidensweg eines Bräters" kam noch einmal zu Ehren.

Nach dem Programm ging es open end weiter bis in die Nacht. Gruppenfotos wurden geschossen, Erinnerungen ausgetauscht. Die "Kantine" (Getränke- und Butterbrötchenstand) hatte geöffnet, und in einer kleinen Ausstellung konnten Überbleibsel aus dem Stanz- und Emaillierwerk, darunter Brigadebücher, bestaunt werden.

110 ehemalige Lehrlinge hatten sich zu dem Treffen angemeldet, einige kamen jedoch nicht, wie Veronika Wede berichtete. Hätten alle Ex-Lehrlinge teilgenommen, wären sicher über 200 Leute da gewesen, schätzte sie. Veronika Wede und die Mitorganisatoren hatten zum Bekanntmachen der Veranstaltung auf die Mitteilungsblätter von Annaburg-Prettin und Jessen gesetzt, beziehungsweise auf Mundpropaganda. Anschreiben an die einstigen Lehrlinge gab es nicht.

Die Idee zu dem Treffen hatten Veronika Wede, Doris Günther und einige weitere Ex-Stanz- und Emaillierwerker, als sie bei Lehrmeister Günter König im März zum 70. Geburtstag waren. Veronika Wede setzte sich den Hut auf, ihr Geschenke-Shop wurde zur VEB-Zentrale, man knüpfte Kontakte und lud Ehrengäste (Kantinenchefin, Betriebsschwester, Bürgermeisterin) ein. Als Helferinnen mischten Margit Fritzsche, Monika Mietzsch und Familie, Erika Bendlin, Heike Tetzlaff und Petra Richter mit.