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Schul- und Heimatfest  Schul- und Heimatfest : Jessener Wein steigert den Mut

Von Frank Grommisch 10.08.2017, 08:13
Der 24. Jessener Weinprinzessin Maike Richter kam bei der Kürungszeremonie auf der Freilichtbühne im Jessener Schlosspark die Aufgabe zu, ihrer Nachfolgerin Nicole Steckbauer die Krone aufzusetzen.
Der 24. Jessener Weinprinzessin Maike Richter kam bei der Kürungszeremonie auf der Freilichtbühne im Jessener Schlosspark die Aufgabe zu, ihrer Nachfolgerin Nicole Steckbauer die Krone aufzusetzen. F. Grommisch

Jessen - Die Reformation wurde vor 500 Jahren eingeleitet und dennoch gibt es noch immer neue Erkenntnisse. Die Besucher der Kürungszeremonie auf der Freilichtbühne im Jessener Schlosspark haben sie am Dienstagabend als Erste erfahren. Zum einen soll Luther bei Weinbauern in Jessen noch immer Schulden haben.

Zum anderen habe der Jessener Wein ungeahnte Auswirkungen auf die Weltgeschichte gehabt. Wie Luther (Kersten Henze) der alten Bergschen (Sandra Hanke) verriet, habe er sich mit Jessener Wein Mut angetrunken, bevor er die 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg nagelte.

Das Weinfest, so meinte die alte Weinbäuerin, sei ein guter Anlass, den alten Streit um das Begleichen der Schulden beizulegen und wieder gut miteinander zu sein. Darauf wurde dann auch mit einem edlen Tropfen, der höchstwahrscheinlich nicht aus Luthers Zeit stammte, vor den Gästen angestoßen.

Das Publikum fieberte vor allem der Kürung der 25. Jessener Weinprinzessin Nicole Steckbauer entgegen. Die 19-Jährige sei die jüngste Weinhoheit, die Jessen je hatte, informierte Raik Seidel, Vorsitzender des Heimatfestvereins. Beide hätten sie etwas gemeinsam, fügte er an. Beide seien neu in ihren Aufgaben, sie als Prinzessin, er als einer von zwei Vorsitzenden des Jessener Schul- und Heimatfestvereins.

Lob von Weinhoheiten

Abschied von ihrer Aufgabe musste hingegen Maike Richter, die 24. Weinprinzessin, nehmen. Nach einem Jahr endete ihre Amtszeit. So einige Abschiedstränen hatte dabei der leichte Wind über dem Festgelände zu trocknen. Etwa als die Weinprinzessinnen Anna-Lisa Klausa aus Freyburg und Gina-Maria Gräfe aus Burgwerben die Jessenerin Maike Richter aus ihrer „Wochenendfamilie“ verabschiedeten, denn an vielen Wochenenden waren sie sich bei unterschiedlichsten Terminen in Weinregionen begegnet.

Dass dabei nicht allein das Repräsentieren im Vordergrund stand, sondern auch so mancher Spaß in guter Erinnerung bleiben wird, deuteten sie an. In der Rotkäppchen-Sektkellerei sei man in ein Fass gestiegen, wovon nun lustige Fotos zeugen. Auch eine Schlauchboottour bleibt in besonderer Erinnerung.

Gelobt wurden die fröhliche und offene Art der scheidenden Prinzessin. Siegfried Boy, Weinbaupräsident Saale-Unstrut, lobte Maike Richter als eine Bereicherung. Es sei schön, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten bei vielen Terminen dabei war. Da kam einiges zusammen. Bei rund 40 Anlässen vertrat sie die Jessener Region, 14 davon in und um Jessen. Exakt Auskunft konnte die Mitarbeiterin im Autohaus Gottwald, das ihr die „Prinzessinnenkutsche“ stellte, über die gefahrenen Kilometer außerhalb der Region geben.

7.006 Kilometer seien es gewesen. Schweren Herzens nehme sie Abschied von ihren Weinmädels. Sie seien ihr sehr ans Herz gewachsen, bekannte sie. „Ich habe es sehr genossen, die 24. Jessener Weinprinzessin zu sein.“

An Anfänge erinnert

Rebecca Schulze und Thomas Riedel, das Duo führte erstmals durch das Programm zur Kürung und meisterte die Aufgabe souverän, erinnerte an die Anfänge der Weinfeste. Ausgehend von Erhard Hanke, Wolfgang Bour und Hans-Martin Taesch sei der Funke, den sie wohl von einer Tourismusbörse mitbrachten, übergesprungen.

Der Männerchor habe sich daraufhin stark engagiert und das Areal am Kinderkurheim hergerichtet. Und die singenden Männer bereichern seitdem die Kürungszeremonien, so auch am Dienstagabend. Da besangen sie, unterstützt von Tänzerinnen des Freizeittreffs, den „Chianti-Wein“ und sorgten mit „Weil wir Jessener sind, gehen wir zum Weinfest hin“ für gelöste Stimmung auf dem neugestalteten Areal.

Ebenso wie Mädchen und Jungen der Tagesstätte „Villa Teige“, die beiden Tanzgruppen des Freizeittreffs, der Jessener Spielmannszug und die Elsteraner Sängerin Lisa Wehner.

Groß war die Freude über die „wunderbare Anlage“, wie Raik Seidel sie bezeichnete. Denn dank Fördermitteln konnte für einen barrierefreien Zugang der Freilichtbühne im Schlosspark gesorgt werden. Das Bühnenareal wird jetzt besser entwässert, das Halbrund, auf dem die Bänke stehen, hat Treppen bekommen, für das Weinfest wurden Anschlüsse für Elektro, Trink- und Abwasser gelegt.

Der Heimatfestvereinsvorsitzende bedankte sich bei der Stadt, die Willen, Ausdauer und Engagement gezeigt habe, um dieses Projekt, das vom Verein angeregt wurde, umzusetzen. Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) bezeichnete das Geschaffene als ein „tolles Fundament“, um hier die nächsten 25 Weinfeste feiern zu können. Der Zuspruch ist enorm. Tausende waren Dienstag wieder dabei. (mz)

Martin Luther (Kersten Henze) soll sich mit Jessener Wein Mut angetrunken haben, bevor er die 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche nagelte, erzählte er der „alten Bergschen“ (Sandra Hanke).
Martin Luther (Kersten Henze) soll sich mit Jessener Wein Mut angetrunken haben, bevor er die 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche nagelte, erzählte er der „alten Bergschen“ (Sandra Hanke).
F. Grommisch
Das Umfeld der Freilichtbühne im Schlosspark wurde umgestaltet. Dazu gehört auch der neue Pflasterweg.
Das Umfeld der Freilichtbühne im Schlosspark wurde umgestaltet. Dazu gehört auch der neue Pflasterweg.
Grommisch
Mädchen und Jungen aus der Tagesstätte „Villa Teige“ tanzten auf der Freilichtbühne „Annemarie“.
Mädchen und Jungen aus der Tagesstätte „Villa Teige“ tanzten auf der Freilichtbühne „Annemarie“.
Grommisch