Schade Logistic Schade Logistic: Von Jessen aus quer durch Europa

Jessen/MZ - Ein Opel Blitz war es, mit dem Helmut Schade im Jahr 1949 das gleichnamige Transportunternehmen gründete. „Einen Lastkraftwagen zu besitzen, und dann auch noch jenen unverwüstlichen Allzweck-Lkw der Nachkriegsjahre“, das war damals schon etwas Besonderes“, weiß sein Enkel Björn Schade, der nunmehr in dritter Generation den Familienbetrieb führt.
Mittlerweile sind es 80 Lastzüge, die vom Betriebsgelände in der Rehainer Straße aus quer durch Europa touren. Eben gab es Zuwachs durch zwei hochmoderne Trucks: einen DAF XF 460 Space Cab und einen DAF CF. Letzterer ist ein Prototyp, der bereits die Euro-6-Abgasnorm erfüllt.
Zur Übergabe der Zugmaschinen kommt Marcel de Vries, Geschäftsführer des Herstellers DAF Trucks Deutschland GmbH, mit seiner Führungscrew von Frechen (Nordrhein-Westfalen) nach Jessen. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Schade und erläutert: „Nach fünfjähriger Entwicklung der Euro-6-Technik befinden wir uns nun in der Phase der Evaluation. Wir wählen Vertragsfirmen aus, die uns ein Jahr lang über ihre Erfahrungen mit dem Prototyp informieren.“
Björn Schade freut sich, dass er bereits Gelegenheit hatte, die 440 PS starke Maschine des Prototyps auszuprobieren. „Sie fährt sich total gut, ist leichter und schaltet schneller als andere Modelle der Flotte. Die Ladung lässt sich optimaler verteilen. Außerdem ist die Drehzahl nicht mehr so hoch.“
Schwierige sozialistische Ära
Von solcher Technik konnte sein Großvater Helmut nicht mal träumen. Neue Fahrzeuge anzuschaffen, war für ihn zu DDR-Zeiten sehr schwierig. Dem Opel Blitz folgten zwei Lastkraftwagen, Typ W 50. „Sogar die Genehmigung des zweiten Lkw bedurfte damals großer Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Behörden“, erinnert sich Schwiegertochter Gabriele Schade. Auch durfte die Auftragsvermittlung meist nur über staatliche Stellen erfolgen. So wurden unter anderem häufig Waschpulver aus Prettin transportiert oder Zulieferteile für das Annaburger Fahrzeugwerk – immer nur bis zur deutsch-deutschen Grenze.
Dieser Zustand änderte sich abrupt, als die Mauer fiel. Was tun? Den Platz frei machen für Transportriesen aus dem Westen? Keinesfalls. Die für Privatunternehmer schwierige sozialistische Ära hatte Helmut Schade vor allem durch seine Zuverlässigkeit gemeistert und sich damit einen Namen gemacht. Diesen erfolgreich weiterzuführen, war nun Aufgabe seines Sohnes Dieter. 1990 übernahm er die Geschäfte. Als rechte Hand stieg seine Frau Gabriele ins Unternehmen ein. Sie nennt noch einen Namen: „Den Aufbau der Firma unter marktwirtschaftlichen Bedingungen hat vor allem unser Mitarbeiter Rolf Kolditz mitgetragen. Mittlerweile genießt er seinen wohlverdienten Ruhestand in der Nähe von Stuttgart.“
Schon kurz nach der Wende war klar, dass der bisherige Standort in Schweinitz nicht mehr genügt. Das Transportunternehmen Schade fand in der Rehainer Straße 8, in einem Teil der früheren Kaserne der Sowjetarmee, einen neuen Betriebssitz, der heute etwa 50.000 Quadratmeter umfasst. Es wurde kräftig investiert: Ein Verwaltungsgebäude mit Disposition, eine Werkstatt, Lagergebäude und eine eigene Tankstelle. Der Fuhrpark vergrößerte sich erheblich und parallel auch der Personalbestand: „Mit nur zwei Kraftfahrern haben wir 1990 angefangen, jetzt sind es allein in Jessen 110 Mitarbeiter, darunter ein Großteil Stammbelegschaft“, erläutert Gabriele Schade und ergänzt: „Unser Erfolg ist auch immer der unserer fleißigen Beschäftigten. Wir streben Festeinstellungen an und werden uns nicht nach Leiharbeitern umsehen. Viele Angestellte arbeiten seit über 20 Jahren bei uns, zum Beispiel Ilona Hecht als Hauptbuchhalterin und die Fahrer Jens Emmerich und Burkhart Seidemann. Darüber hinaus bilden wir seit 20 Jahren Lehrlinge aus, mit dem Ziel, eigenen Nachwuchs zu gewinnen.“
Zwei Tochterfirmen
Seit 1998 unterhält das Unternehmen eine Tochterfirma in Polen, seit 2006 eine weitere in Rumänien. „Unsere Kunden haben in diesen Ländern Werke gebaut und wollen uns mit vor Ort haben“, sagt Gabriele Schade. Längst touren Schade-Trucks durch ganz Europa, liefern auch für hiesige Firmen tonnenweise Waren aus, so Himmelsberger Mineralbrunnen und Profil-Stahl. Darüber hinaus gilt der Jessener Betrieb als Experte für den Transport von Flachglas.
Gerade ist in der Firma eine wichtige Entscheidung gefallen: „Wir werden in Jessen weiter investieren und 20 neue Sattelzugmaschinen anschaffen. Damit wird mittelfristig neues Personal eingestellt“, bekräftigt der Firmenchef.

