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Straßenverkehr Respekt vor großen „Brummis“: Viertklässler aus Schweinitz meistern Fahrradprüfung

Viertklässler der Grundschule Schweinitz meistern Fahrradprüfung. Was ein Junge im Ziel ruft, warum die Bildungseinrichtung Räder zur Verfügung stellt und worüber sich die Chefin freut.

Von Thomas Tominski 21.09.2024, 15:00
Glücklich und geschafft!  Nil Dinda und Eva Auch sind im Ziel und erfahren kurz danach,  dass sie  die  Prüfung bestanden  haben.
Glücklich und geschafft! Nil Dinda und Eva Auch sind im Ziel und erfahren kurz danach, dass sie die Prüfung bestanden haben. (Foto: Thomas Tominski)

Schweinitz/MZ. - „Geblitzt haben sie mich nicht“, ruft Farell Siebler und steuert fröhlich auf das Ende der Fahrradprüfung zu. Der Junge aus der vierten Klasse der Grundschule Schweinitz erzählt, dass er auf freier Strecke schwungvoll in die Pedale getreten sei. „Ich hatte ordentlich Tempo drauf.“ Da er den Parcours vorher abgefahren ist, kennt der Zehnjährige die Gefahrenstellen aus dem Effeff. Trotzdem: „Die Brummis auf der Bundesstraße 187 sind schon respekteinflößend“, sagt er. Der Junge aus Holzdorf hat die etwa 2,5 Kilometer Strecke durch den Ort nicht auf dem eigenen Rad absolviert. „Der Schulbus war zu voll. Da konnte ich mein eigenes nicht mitnehmen“, klärt der Schüler den Sachverhalt auf. Für solche Fälle stellt die Bildungseinrichtung den Kindern insgesamt drei „Drahtesel“ zur Verfügung.

Eva Auch, die mit zu den 32 Prüflingen der Klassen 4a und 4b gehört, erzählt, dass die Aufregung sich schnell gelegt hat. „Es ist wichtig, den Straßenverkehr genau im Auge zu behalten“, meint das neunjährige Mädchen, das auch privat gern auf dem Sattel sitzt. „Das hält fit und macht Spaß“, so Eva Auch, die stolz ist, die Prüfung gemeistert zu haben. Nil Dinda berichtet, dass er die Strecke im Vorfeld zweimal abgefahren ist. Und: Wer häufiger mit dem Rad auf den Straßen unterwegs ist, verliert zwar nie die Achtung vor den Autos, doch die Angst fährt nicht mehr mit.

13 Helfer an Strecke

Wenn Schulleiterin Marlen Dinda den Arm hebt, schickt Klassenlehrerin Antje Wendt das nächste Kind auf die Reise. „Bei Ankunft im Kreuzungsbereich an der B 187 gebe ich das Signal“, sagt die Chefin, die glücklich ist, dass – neben der Polizei –13 freiwillige Helfer an der Strecke stehen und mit für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Und: Wie auf Bestellung passt auch das Wetter. „Zum Glück ist es nicht mehr so heiß“, sagt die Schulleiterin, die Sekunden später erneut den Arm hebt. Aus der Ferne, so Marlen Dinda, sehe alles ganz leicht aus. Doch die Kinder seien sehr aufgeregt und müssen bei jeder neuen Situation die passende Lösung finden. Lastkraftwagen sind nicht allein auf der B 187 präsent. „Einige steuern auch den Imbiss am Kreuzungsbereich an.“

Schulleiterin   Marlen Dinda gibt per Zeichen das Startsignal.
Schulleiterin Marlen Dinda gibt per Zeichen das Startsignal.
(Foto: Thomas Tominski)

Der Großteil der Fahrer schaue auf die Kinder, außerdem steht die Polizei an der Straße. Kollegin Antje Wendt bestätigt, dass die Strecke „nicht ganz ohne“ ist. Die Kinder müssen insgesamt viermal links abbiegen, den Gegenverkehr beachten und dürfen dabei nicht den Schulterblick vergessen. Vor dem Start haben Polizeibeamte die Räder auf Verkehrssicherheit geprüft und zwei nicht zugelassen. Bei anderen gab es kleinere Mängel, zum Beispiel bei den Bremsen oder an der Lichtanlage.

Bevor die  Teilnehmer aus den beiden vierten Klassen an den  Start rollen,  kontrolliert die  Polizei  die  mitgebrachten  Fahrräder.
Bevor die Teilnehmer aus den beiden vierten Klassen an den Start rollen, kontrolliert die Polizei die mitgebrachten Fahrräder.
(Foto: Grundschule)

Damit jeder zur Prüfung rollen kann, stellt die Schule wie erwähnt den Teilnehmern drei Fahrräder zur Verfügung. Diese seien zwar optisch nicht der neueste Schrei, doch absolut prüfungstauglich. „Die hält unser Hausmeister Stefan Ziehe in Schuss“, so Wendt, die mit viel pädagogischem Geschick versucht, den wartenden Kindern die Angst zu nehmen. „Wir sind“, erzählt die Klassenlehrerin der 4b weiter, „die Strecke abgefahren und abgelaufen. Außerdem haben die Eltern eine Skizze mit der Route erhalten.“ Soll heißen: Die Schule hat viel Wert auf Vorbereitung gelegt.

Zum Glück nicht Berlin

Das Ziel befindet sich am Fahrradständer der Bildungseinrichtung. Die Kinder legen Helm und Startnummer ab und gehen zurück in ihren Klassenraum. Mia Strecke hat vor dem Umzug nach Schweinitz mit ihrer Familie in Berlin gelebt. „Zum Glück muss ich dort keine Fahrradprüfung machen“, sagt sie, denn der Straßenverkehr sei dort um ein Vielfaches größer. Warum Schweinitz? Ihre Eltern, so Mia Strecke, wollten von der Stadt aufs Land und haben ein bezahlbares Haus gesucht. „Ich habe mich hier gut eingelebt. Meine Mitschüler sind nett“, so die Viertklässlerin, die bereits am Start sicher ist: Ich packe das!

Hinten anstellen! Mia Strecke (links) und Farell Siebler nehmen gleich die  ungefähr 2,5 Kilometer  lange  Strecke in  Angriff.
Hinten anstellen! Mia Strecke (links) und Farell Siebler nehmen gleich die ungefähr 2,5 Kilometer lange Strecke in Angriff.
(Foto: Thomas Tominski)

Lara Richter hat im Vorfeld ebenfalls nichts dem Zufall überlassen. Sie habe die Strecke mehrfach in Augenschein genommen. „Schwierig ist es in Höhe Feuerwehr und beim Einbiegen auf den Markt“, erzählt das Mädchen. Vor der Fahrt zur Schule habe ihr Vater das Rad noch einmal genauestens überprüft. Die Polizei hat bei der Kontrolle keine Mängel festgestellt. „Im Urlaub fahren wir viel Fahrrad. Zum Beispiel an den Ostseestrand und zum Eis essen.“

Die letzten Teilnehmer schieben ihr Rad zum Startpunkt und bekommen von Wendt noch eine kurze Einweisung. Zehn Minuten später laufen alle Helfer, die sich am Straßenrand Notizen gemacht haben, zur Bildungseinrichtung zurück und werten ihre Protokolle aus. Das Ergebnis lautet: Vier Kinder müssen zur Nachprüfung! Im zweiten Anlauf schaffen sie die Prüfung ohne Probleme.

Farell Siebler wartet nach seinem Zieleinlauf mit einigen Mitschülern am Fahrradstand und begrüßt jeden mit viel Applaus. Spätestens in diesem Moment sind bei den zuvor aufgeregten Prüflingen alle Sorgen vergessen.