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Projekt an der Sekundarschule Annaburg Projekt an der Sekundarschule Annaburg: Vom Heiderand an die Saale

Von H.-Dieter Kunze 23.12.2014, 19:55
Die Päckchen aus Annaburg gingen im CVJM-Treffpunkt „Schnitte“ in Halle an Kinder unterschiedlicher Nationalitäten.
Die Päckchen aus Annaburg gingen im CVJM-Treffpunkt „Schnitte“ in Halle an Kinder unterschiedlicher Nationalitäten. Kunze Lizenz

Annaburg - „Ich bin ein Mensch. Oder bin ich so anders? Integration gelebt und vorgelebt“ heißt ein Projekt an der Sekundarschule Annaburg. Sie trägt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Dietmar Sette aus Bad Schmiedeberg, Mitglied im Landesnetzwerk für Demokratie und Toleranz, hat die Patenschaft übernommen.

Das Projekt mit Leben füllend wurden in der Adventszeit 73 Päckchen mit Weihnachtsgeschenken gepackt. Nicht nur von den Schülern. „Fleißige Wichtel, Elfen und Feen aus der Schuleinzugsregion Annaburg haben uns dabei geholfen“, sagte Dietmar Sette.

Nun galt es, die Pakete an den Bestimmungsort zu bringen, zur Einrichtung „Schnitte“ des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Halle-Neustadt. Die Leiterin der „Schnitte Ost“ ist Bettina Schaper. Sie und Dietmar Sette kennen sich seit Jahren, beide waren Bedienstete bei der Bundespolizei. Bettina Schaper ist Projektverantwortliche von „Ich bin ein Mensch. Oder bin ich so anders?“, Dietmar Sette begleitet und unterstützt es als Schirmherr.

Ein Kleinbus wurde gechartert, mit 13 Annaburger Sekundarschülern der 8a, Klassenlehrerin Petra Hering und Schulsozialpädagogin Susann Engelhardt ging es nach Halle-Neustadt. Die 73 Päckchen chauffierte Dietmar Sette mit seinem Pkw. Dort wurden sie erfreut von Bettina Schaper und Friedhelm Fritz begrüßt. Er ist Vorsitzender des CVJM Halle. Auch eine quirlige Kinderschar wartete gespannt auf die Gäste vom Heiderand.

Nach einem kleinen Programm ging es ans Verteilen der Päckchen, jedes war mit dem Namen des Empfängers versehen. Die Achtklässler Tobias, Florian, Lucas, Vivien, Lara und Jessica sorgten dafür, dass der Geschenke-Stapel zusehends kleiner wurde. Anschließend probierten alle Gebäck und Kuchen mit internationalem Touch. Denn die Kinder kommen aus den unterschiedlichsten Ländern, aber auch aus Deutschland. Eines haben sie gemeinsam, sie leben in sozial schwachen Familien. Die ausländischen Mädchen und Jungen sind entweder Flüchtlingskinder, hoffen, dass die Asylanträge der Eltern positiv beschieden werden. Oder sie leben bereits in Deutschland. Annaß, ein wissbegieriger, dunkelhäutiger Achtjähriger, klärte auf: „Ich bin in Deutschland geboren, aber meine Eltern kommen aus Marokko.“

Dietmar Sette erinnert sich immer wieder an den Ausspruch eines zwölfjährigen Mädchens: „Ich fühle deutsch und bin eine Deutsche, auch wenn ich eine andere Hautfarbe habe.“ Viele Kinder haben Schlimmes erlebt. In ihre Gedankenwelt können sie es nicht so richtig einordnen, es brennt sich aber in die Seele ein. Sie suchen den familiären Schutz und leiden unter einer verborgenen „Trennungsangst“. Das entlädt sich manchmal in Gewalt und Respektlosigkeit. „Wer Gewalt ausübt, grenzt sich selbst aus. Dem muss entgegen gesteuert werden“, sagt Dietmar Sette bestimmt.

Der CVJM-Vorsitzende Friedhelm Fritz sieht es genauso. In die „Schnitte“ kommen täglich bis zu 90 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Gern, weil sie sich hier verstanden fühlen und sich vor allem auch untereinander verstehen, obwohl sie unterschiedlicher Nationalität und Hautfarbe sind, aus verschiedenen Kultur- und Glaubenskreisen sowie gesellschaftlichen Schichten kommen.

Die „Schnitte-Ost“ besteht im kommenden März zehn Jahre. Untergebracht ist sie in den Räumen einer ehemaligen Sparkassen-Filiale. Wie kam es zum Begriff Schnitte? Friedhelm Fritz klärt auf: „Archen gibt es viele. Sicher hat der Begriff auch eine symbolische Bedeutung. Denn die zu uns Kommenden, haben immer etwas auf ihren Tellern.“ An jedem Wochentag gibt es für jedes Kind eine vollwertige, kostenlose Mahlzeit.

Zum Abschied bekam jeder Annaburger Teilnehmer ein kleines Geschenk. Dies hatten die „Schnitte“-Kinder selbst gebastelt. (mz)