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Oldtimer in Jessen Oldtimer in Jessen: Partys mit Pferdestärken

Von Thomas Tominski 23.02.2018, 17:39
Für Jürgen (im Hintergrund), Brigitte und Günter Gottwald wird das Jahr 2018 ein ganz besonderes. Nach dem Treffen der Alt-Ford-Freunde im Mai, hier ein Ford Eifel Karmann-Cabrio, das von 1935 bis 1940 gebaut wurde, folgt im Oktober die große Party zum 50. Firmenjubiläum.
Für Jürgen (im Hintergrund), Brigitte und Günter Gottwald wird das Jahr 2018 ein ganz besonderes. Nach dem Treffen der Alt-Ford-Freunde im Mai, hier ein Ford Eifel Karmann-Cabrio, das von 1935 bis 1940 gebaut wurde, folgt im Oktober die große Party zum 50. Firmenjubiläum. Thomas Tominski

Jessen - Brigitte Gottwald ist die Vorfreude deutlich anzumerken. Die 68-Jährige, die als Buchhalterin im gleichnamigen Autohaus arbeitet, bringt mit 50 und 100 permanent zwei Zahlen ins Spiel. Aus Anlass der 50-jährigen Firmenjubiläums macht der Verein Alt-Ford-Freunde ab 10. Mai Station in Jessen.

„Die Ausfahrt 2018 ist sozusagen für uns reserviert gewesen“, erklärt Brigitte Gottwald und verrät durch die Blume, dass ihr Mann Günter, der Mitglied im Verein ist, den kurzen Dienstweg genutzt hat. „Wir erwarten 100 Oldtimer plus viele Begleiter“, so die Mitbegründerin des Autohauses. Laut ihrem Kenntnisstand sind aufgrund dieser Veranstaltung am Wochenende nach Himmelfahrt Hotels und Pensionen in der Region ausgebucht.

Ehemann Günter, der seinem Sohn Jürgen in der Geschäftsführung beratend zur Seite steht, hat viel Zeit und Liebe in die Restaurierung seiner Oldtimer gesteckt. „Alles Ford“, sagt seine Frau, die das Wortspiel sehr amüsant findet.

Die große Fete zum runden Geburtstag steigt im Oktober. Das Autohaus wird dann zur Partymeile umgestaltet. „Alles wird piekfein eingedeckt“, betont die 68-Jährige, die sich freut, dass ihr mit aufgebautes Lebenswerk in der Familie bleibt. „Unser Sohn ist der Chef. Mein Mann und ich geben Tipps“, stellt sie die Hierarchie in der Firma klar.

Die Eröffnung des Autohauses betrachtet Brigitte Gottwald als „großes Glück“. Den Startschuss in die Selbstständigkeit hat die Familie am 1. Oktober 1968 in Schweinitz mit der Eröffnung einer Stoßdämpfer-Werkstatt abgefeiert. „Zwei Jahre später haben wir einen Wirtschaftsvertrag mit Imperhandel Berlin abgeschlossen“, so Gottwald. Der Laden brummt. Stoßdämpfer bekannter Marken wie Lada, Wolga oder Fiat werden regeneriert.

Ab 10. Mai reisen die Mitglieder des Vereins Alt-Ford-Freunde zum 41. Treffen im Jessener Autohaus Gottwald an. Am Freitag erfolgt hier die Anmeldung. Die Ausfahrt beginnt in der Rehainer Straße am Sonnabend um 9.30 Uhr. Von dort aus geht es über Holzdorf, Herzberg, Torgau, Dautzschen und Annaburg dem Marktplatz in Jessen entgegen. Hier können sich Fans der Marke die Autos ansehen. Das Ende der Veranstaltung ist für 17 Uhr geplant. Zwischenstopps zur Präsentation sind am 12. Mai zudem in Herzberg, Pferdegestüt Graditz, Torgau und in Annaburg auf dem Parkplatz des Porzellaneums vorgesehen.

Die unerwartete Wende kommt vor der Wende. Im Urlaub 1988 am italienischen Gardasee werden Brigitte und Günter von einem Mann „aus dem Westen“ angesprochen, der sich für die DDR interessiert. Willi-Paul Huber avanciert in der Folgezeit zum Türöffner. Er stellt Kontakt zu einem Ford-Autohaus im Odenwald her und begeistert Gottwalds für die Marke.

„Mit der Wende ist der Stoßdämpferservice zusammengebrochen“, erinnert sich die 68-Jährige. Wie erwähnt, hat die Familie vorgesorgt und nutzt ihre guten Kontakte. Pünktlich zur Währungsunion wird am 1. Juli 1990 in Schweinitz ein Autohandel mit Reparaturwerkstatt eröffnet, zwei Jahre danach erhalten Gottwalds den Haupthändlervertrag.

Mit dem Kauf einer Fläche an der Rehainer Straße wird der nächste Grundstein im Gesamtkonzept „Lebenswerk“ gelegt. Im Oktober 1995 knallen die Sektkorken: Das neue Autohaus ist eröffnet! Gottwald erzählt, dass es nie richtig schlechten Zeiten gegeben hat. Aktuell gehören 34 Mitarbeiter zur Firma, jährlich werden Lehrlinge ausgebildet.

Bei der Fete im Oktober werden die Gäste mit auf die Reise durch die Geschichte genommen. „Auf einer CD ist das Baugeschehen dokumentiert“, so die 68-Jährige, die darin erinnert, dass ihr Autohaus auf einem ehemaligen Kasernengelände steht. Ohne schwere Technik sei damals nichts zu machen gewesen.

Der Kontakt zu Willi-Paul Huber ist nie abgerissen. Es sei eine Freundschaft fürs Leben, meint sie, manchmal spielt einem das Glück einen Streich. Brigitte Gottwald legt eine Mappe auf den Tisch. Die Ausfahrt der 100 Oldtimer am 12. Mai ist bis auf das i-Tüpfelchen vorbereitet. (mz)