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Naturschutzbund in Jessen Naturschutzbund in Jessen: Vogelbeobachtung mal nicht in Scharen

Von Sven Gückel 10.01.2020, 12:11
Die vom Naturschutzbund organisierte Winterwanderung führte von Jessen aus diesmal in Richtung Mühle Mühlberg und wieder zurück. Rund zwei Stunden lang waren die Naturfreunde an der Schwarzen Elster unterwegs.
Die vom Naturschutzbund organisierte Winterwanderung führte von Jessen aus diesmal in Richtung Mühle Mühlberg und wieder zurück. Rund zwei Stunden lang waren die Naturfreunde an der Schwarzen Elster unterwegs. Sven Gückel

Jessen - Ein grauer Wintertag animierte viele Naturfreunde dazu, die warme Stube zu verlassen. Sie alle folgten am Montag einer Einladung der Ortsgruppe Jessen das Naturschutzbundes (Nabu), der Anfang Januar traditionell zu einer Winterwanderung einlädt.

Bis Mühle Mühlberg

Diesmal waren die Teilnehmer entlang der Schwarzen Elster in Richtung Grabo unterwegs. Unter Führung von Bernd Simon, dem Vorsitzenden der Nabu-Ortsgruppe, lief man geschlossen bis in Höhe der einstigen Mühle Mühlberg, um von dort wieder den Heimweg anzutreten. Zu sehen bekamen die Frauen und Männer entlang der Strecke eine „wintertypische Landschaft“, wie es Simon im Nachgang beschreibt. Einschließlich der gesichteten Vögel, allen voran Stockenten und Graureiher.

Auffällig hingegen war, das Vögel, die sonst typisch in Scharen auftreten wie viele Finkenarten, gar nicht mehr gesichtet wurden. Auch Amseln entzogen sich gänzlich dem Blick der Betrachter. „Was bis dato häufig zu sehen war, ist heute nicht mehr ausfindig zu machen. Ich befürchte, das wird auch andere Vogelarten noch treffen“, erläutert Simon. Neben anderem war dieser Rückzug der Tiere ein in der Gruppe stark diskutiertes Thema.

Zumal viele der Wanderer bislang auch an heimischen Futterstellen im eigenen Garten feststellen mussten, dass die Zahl der Vögel stark rückläufig ist. Dass der Klimawandel eine Ursache dafür sein kann, steht außer Frage. Allerdings weist Bernd Simon auch auf andere Gründe für ein mögliches Verschwinden hin. „Besonders in Südeuropa werden vermehrt Singvögel bejagt und gefangen, aus kulinarischen Gründen. Selbst die Turteltaube, der Vogel des Jahres 2020, bildet da keine Ausnahme“, sagt er.

Bekannt ist den Naturschützern aber auch, dass vorrangig in Ägypten die Singvögel bei ihrem Winterzug in großem Stile mit Netzen eingefangen werden. Kritisch erachtet Simon zudem die EU-Agrarpolitik. Auch sie sei Mitschuld am Rückgang der Singvögel und anderer Kulturen. „Brachflächen werden immer öfter einer landwirtschaftlichen Nutzung unterzogen, statt sie den Tieren als Ruhe- und Rückzugsraum zu überlassen“, bedauert er.

Doch es gibt für die Ornithologen auch Erfreuliches zu berichten. Deutlich zugenommen hat beispielsweise die Zahl der zu beobachtenden Kraniche. „1990 wurden erste Brutpaare in der Jessener Kuhlache gesichtet. Heute gibt es im Landkreis etwa 50 Brutpaare“, so Bernd Simon. Die Trockenheit der vergangenen Sommer erschwere den Tieren aber die Aufzucht der Jungen. So wie vielen Singvögeln, die für ihren Nachwuchs Insekten benötigen, die bei fehlender Nässe aber ausbleiben.

Öfters beobachtet

Ein Freund trockener Sommer ist hingegen der Segelfalter, ein auffallend großer Schmetterling. Fast fünf Jahrzehnte wurde er in der Region nicht mehr gesichtet, erst 2015 wieder an der schwarzen Elster bei Arnsnesta. Mittlerweile, betont Simon, nimmt dessen Zahl erfreulicherweise auch im Altkreis Jessen wieder zu. „Wenn jemand Beobachtungen dazu machen kann, so wären wir an den Ergebnissen stark interessiert und würden uns über eventuelle Rückmeldungen freuen“, sagt Simon, der telefonisch unter 035386/2 41 11 zu erreichen ist.

Nach der mehr als zweistündigen Wanderung an der Schwarzen Elster entlang fanden sich die aktiven Mitglieder der Ortsgruppe Jessen des Nabu im „Schützenhaus“ zur turnusmäßigen Versammlung ein. Gegenwärtig zählt der Verein 95 Mitglieder, wobei sieben Männer und Frauen erst im letzten Jahr ihre Bereitschaft zur Mitarbeit bekundeten.

Nächste Aktivität der Nabu-Ortsgruppe wird am 26. Februar ein Vortragsabend im „Schützenhaus“ Jessen sein. Thematisch geht es dann vor allem um den Vogel des Jahres, die Turteltaube. (mz)

Ein seltener Segelfalter
Ein seltener Segelfalter
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