Nach dem Brand in Schweinitz Nach dem Brand in Schweinitz: Spenden als Herzenssache

Schweinitz - Als Brigitte Gottwald den Zettel mit der Dankesrede in den Händen hält, versagt die Stimme. „Als ich die vielen Kameraden der verschiedenen Feuerwehren auf dem Hof gesehen habe, war die Brandnacht vom 22. Januar wieder präsent“, sagt die 70-Jährige, die froh ist, dass Schwiegertochter Deike gedankenschnell als Rednerin eingesprungen ist.
Am Abend des Richtfestes löst Brigitte Gottwald auch ihr Versprechen ein. Alle neun an den Löscharbeiten beteiligten Feuerwehren erhalten einen Umschlag. Die Senior-Chefin des gleichnamigen Autohauses in Jessen spricht von einer großzügigen Spende.
„Die Kameraden verrichten ihren Dienst im Ehrenamt. Sie erbringen eine große Leistung für die Gesellschaft“, hakt Ehemann Günter Gottwald ein, der die Geschehnisse in der Brandnacht wie einen Film im Kopf ablaufen lassen kann.
Eis an Atemschutzmasken
Rückblick: Am Abend des 21. Januar geht der 77-Jährige in seine frühere Werkstatt, um im Ofen, der das Wohnhaus mit beheizt, Brennstoff nachzulegen.
Als dessen Frau später auf dem Weg ins angrenzende Wildtiergehege ist, um Rehe und Hirsch zu füttern, macht sie ihren Mann darauf aufmerksam, dass die Werkstatt total verqualmt ist. Sekunden später befindet sich des Ehepaar mitten in der Feuer-Katastrophe. Dachstuhl samt obere Etage stehen in Flammen. Die Feuerwehr wird alarmiert.
Hauptschwierigkeit bei den Löscharbeiten ist die ständige Bereitstellung von Wasser. In der Nacht herrschen Temperaturen um die zehn Grad minus. „Auf dem Hof hat sich schnell eine Eisbahn gebildet. Einige Kameraden hatten sogar Eiszapfen an den Atemschutzmasken“, erzählt Gottwald. Zum Glück, meint er rückblickend, ist es windstill gewesen.
Dadurch seien die umliegenden Wohnhäuser in der Schweinitzer Rosengasse nie in Gefahr geraten, Opfer der Flammen zu werden. „So eine Nacht wollen wir nie wieder erleben“, sagen beide und berichten im gleichen Atemzug mit Stolz in der Stimme, dass ihre Nachbarn die Feuerwehrleute unaufgefordert mit heißem Kaffee versorgt haben.
Der Gründer des Autohauses verrät, dass er drei Wochen gebraucht hat, um die Katastrophe mental zu verarbeiten. Er ist kein Typ, der in schwierigen Situationen den Kopf verliert. Als Geschäftsmann habe er gelernt, strategisch zu denken. Seit der Brandnacht ist viel passiert. Die Schuttberge sind längst verschwunden, der neue Dachstuhl steht.
Fenster und Türen werden demnächst eingesetzt, Elektrik- und Putzarbeiten folgen, eine neue Heizungsanlage wird eingebaut. Dann, meint der 77-Jährige, legen wir erst einmal eine Pause ein. Denn am 27. September feiern Günter und Brigitte Goldene Hochzeit. „Auf unsere Handwerker aus der Region ist Verlass“, sagen sie und betonen, dass alles wie am Schnürchen läuft.
Seltene Veranstaltung
Der Wehrleiter der Schweinitzer Feuerwehr, Stefan Ziehe, der in der Brandnacht Einsatzleiter gewesen ist, erklärt, dass eine Dankeschön-Veranstaltung mit integriertem Richtfest eher Seltenheitswert besitzt. Darüber haben sich die Kameraden sehr gefreut. Der Stimmverlust von Brigitte Gottwald zeigt, dass die schrecklichen Ereignisse nur oberflächlich verarbeitet sind.
„In Zeiten knapper Kassen ist eine Spende sehr willkommen. Unsere Feuerwehr feiert in diesem Jahren ihren 120. Geburtstag.“ Jessens Wehrleiter Thomas Riedel ist der Meinung, dass diese Form eines Festes für die Kameraden eine schöne Anerkennung für die geleistete Arbeit und nicht alltäglich ist.
Denn in der heutigen Zeit gilt der Grundsatz: Ich zahle Steuern, also muss der Staat mir helfen. Im Schreiben der Familie Gottwald heißt es: „Wir sind froh über jeden, der da war. Euer Ehrenamt ist ausgesprochen wichtig. Danke, dass ihr euch für uns einsetzt, um uns zu schützen“. (mz)

