Nach Brand in Jessen Nach Brand in Jessen: Katastrophenbilder im Kopf

Jessen - Die Welt von Simone Kitzhofer steht seit ein paar Tagen auf dem Kopf. Sie ist Besitzerin eines der vom Brand betroffenen Wohn- und Geschäftshäuser am Jessener Markt und versucht nun auf die Schnelle, Ordnung in das entstandene Chaos zu bekommen.
Die 57-Jährige gibt offen zu, dass seit Sonnabend viele Tränen über ihr Gesicht gerollt sind. Sie bekommt die Katastrophenbilder nicht aus dem Kopf und kann schlecht schlafen. Das Schicksal ihrer Mieter geht der Geschäftsfrau an die Nieren. „Alle mussten in der Brandnacht die Wohnungen verlassen und kommen derzeit nicht an ihre persönlichen Sachen ran“, so Simone Kitzhofer, die im Rückblick auf den Samstagmorgen lange nach den passenden Worten sucht.
Professioneller Einsatz
Nach dem Anruf eines Mieters um 4.30 Uhr zieht sich die Inhaberin des Hauses in Windeseile an und erscheint kurz darauf an der Brandstelle. Die 57-Jährige betont, dass die Kameraden der insgesamt zehn an der Brandbekämpfung beteiligten Feuerwehren sehr professionell gearbeitet haben.
„Da hat jeder Handgriff gesessen“, ist die Geschäftsfrau überzeugt, die kurz nach ihrer Ankunft sofort im Fokus des Geschehens steht. „Die Kameraden wollten zum Beispiel wissen, wo sich im Haus Sicherungskasten oder Heizung befinden“, meint Kitzhofer rückblickend und fügt an, dass sie „diese Momente eigentlich unwirklich erlebt“ hat. Sie habe unter Schock gestanden.
Trotz Lärm, Feuer und persönlichen Schicksalsschlägen sei das ganze Drumherum schemenhaft passiert. „Wie in Watte verpackt.“ Die Tränen spiegeln ihren seelischen Zustand wider. Der erste Kontakt mit den Mietern sei ebenfalls sehr emotional verlaufen. Da die Flucht durch das stark verqualmte Treppenhaus nicht mehr möglich gewesen ist, müssen fünf Personen mit Hilfe einer Hubrettungsbühne der Jessener Feuerwehr aus der gefährlichen Lage befreit haben.
Die Eigentümerin des Gebäudes ist erstaunt, wie ruhig die Kameraden diese Arbeit verrichten und versuchen „mit gut Zureden“, den Menschen die Angst zu nehmen. Dies sei in der ganzen Hektik eine verbale Meisterleistung gewesen.
„Polizei ist auch gleich vor Ort gewesen. Die Betroffenen konnten sich in den Autos aufwärmen“, schildert sie die Sekunden nach der Rettungsaktion und lobt zugleich den Einsatz der Beamten. In der Pressemeldung des Polizeireviers Wittenberg heißt es: „Am 4. Mai kam es gegen 4.28 Uhr am Markt in Jessen zum Brand in einem Mehrfamilienhaus mit Geschäftsräumen in der unteren Etage. Zunächst habe es sich um einen Schwelbrand gehandelt, der sich jedoch zu einem kompletten Dachstuhlbrand ausdehnte und auf das Nachbargebäude übergriff.
Die Bewohner der beiden Häuser wurden evakuiert. Personen kamen nicht zu Schaden. Das Feuer wurde durch Kameraden der Feuerwehren gelöscht. Bezüglich der Brandursache ermittelt die Kriminalpolizei in Jessen in alle Richtungen. Eine technische Ursache ist nicht ausgeschlossen“.
Freunde bieten Hilfe an
Die Stunden in der Folgezeit haben der 57-Jährigen Kraft gekostet. Sie schätzt den Zusammenhalt in der Familie und sucht die starke Schulter. Da die Ermittlungen zur Brandursache seitens der Polizei noch nicht abgeschlossen sind, verzögert sich der Umzug ihrer Serviceagentur. „Die Räume sind noch nicht freigegeben“, fügt sie erklärend an.
Das provisorische Büro befindet sich künftig zwei Häuser weiter. Zusammen mit den Mitarbeitern wird bereits gemessen und geplant. „Es ist toll, dass viele Freunde ihre Hilfe angeboten haben“, sagt Kitzhofer. Beim Thema Zukunft des Hauses will sich die 57-Jährige nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Sie sei keine Bauexpertin. Es ist ein Altbau mit Lehmdecken. Eine Sanierung dauert bestimmt sechs Monate. (mz)