Mobilität in Jessen Mobilität in Jessen: Fahrrad statt Ersatzauto
Jessen - Die Idee, ihren Kunden Elektro-Bikes als „Werkstattersatzauto“ anzubieten, ist beim Früchtefasten im Allgäu entstanden. „Jeden Tag mit dem Rad die Berge hoch. Wir sind am Abend total breit gewesen“, erzählen Sabine und Uwe-Ives Schöne, die ein Jahr später auf Elektro-Mobilität setzen und Touren um die 60 Kilometer entspannt meistern.
Das Ehepaar, das in Jessen eine Auto-Werkstatt betreibt, ist überzeugt, dass ihr neues Angebot viele Liebhaber findet. „Vor allem in der Stadt“, ergänzt Sabine Schöne, denn in Zeiten des globalen Klimawandels habe ein Prozess des Umdenkens eingesetzt.
Gespräch auf Augenhöhe
Mit dem Leasing von zwei E-Bikes erweitert die Werkstatt ihr Portfolio in Sachen Mobilität ohne Benzin oder Diesel. „Unser Werkstattwagen fährt voll elektrisch und ist kein Hybrid“, betont Uwe-Ives Schöne, der sich in Jessen als Vorreiter sieht. Mit der Installation einer Elektrotankstelle vor anderthalb Jahren habe er den Grundstein gelegt. Alle Mitarbeiter sind im Besitz einer Kfz-Hochvolt-Ausbildung.
„Sonst bekomme ich Ärger mit der Berufsgenossenschaft.“ Mit ihrem Vorhaben ist das Ehepaar bei Karsten Klöpping, der vor Ort Chef eines Sportwarengeschäfts ist, offene Türen eingerannt. Die Gespräche seien ganz kurz und knackig gewesen. „Wir haben schnell einen gemeinsamen Nenner gefunden“, so Klöpping, der von der Idee Rad statt Auto sofort begeistert gewesen ist.
Der Leasing-Vertrag geht über drei Jahre. Darin enthalten sind die kostenlose Wartung der Bikes sowie eine Versicherung gegen Diebstahl, sagt Klöpping und fügt an, dass die hochwertigen Räder bei Dieben deutschlandweit sehr beliebt sind. Der Kfz-Meister erzählt, dass er extra zwei starke Schlösser gekauft hat, um den Tätern das Leben so schwer wie möglich zu machen. Klöpping rät Schöne bei der Übergabe, die Schlüssel für die Batteriefächer nicht an die Kunden rauszugeben.
Denn die häufigsten Schäden passieren beim Batteriewechsel. Mit einer vollen Ladung ist eine Reichweite zwischen 80 und 100 Kilometern kein Problem. „Wie gesagt“, so Sabine Schöne, „für unsere Kunden aus der Stadt ist der Umstieg auf das E-Bike eine super Alternative.“ Das Ehepaar betont unisono, dass Elektro und Fahrrad sofort den Stempel „etwas für Rentner“ aufgedrückt bekommt.
„Treten muss man trotzdem“, sagt der Kfz-Meister, der mit seiner Frau schon durchs Anaga-Gebirge auf Teneriffa (Kanarische Insel) geradelt ist. Unter Strom, versteht sich. Es kommt nicht darauf an, den Helden zu spielen, sondern entspannt sein Ziel zu erreichen.
Körbchen für Handtasche
Heute geht es auf den Gorrenberg, heißt es kurz vor der Abfahrt. Diese Herausforderung steht anschließend auch für alle Angestellten des zehnköpfigen Teams auf dem Programm. Denn die Mitarbeiter müssen die Bikes aus dem Effeff kennen, um den Kunden bei der Übergabe das Abc zu erklären. Schönes haben auch auf Details geachtet.
Das Damenrad wird mit Körbchen ausgestattet, denn Frauen reisen bekanntlich nie ohne Handtasche. Um das Angebot noch schmackhafter zu machen, stellt der Chef eine einfache Rechnung auf. Ein Werkstattwagen kostet Geld, das Bike inklusive einer Batterieladung gibt es umsonst. Bei großer Nachfrage werden die nächsten Leasingverträge geschlossen. (mz)