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Militärhistorie in Jüterbog Militärhistorie in Jüterbog: "Exemplarisch für ganz Deutschland "

Von H.-Dieter Kunze 20.01.2016, 17:28
Henrik Schulze (li.) in der Uniform eines Wachtmeisters, daneben Fred Asmus als Husar.
Henrik Schulze (li.) in der Uniform eines Wachtmeisters, daneben Fred Asmus als Husar. Kunze Lizenz

Jessen/Jüterbog - Das ehrgeizige Ziel, das sich Jüterbogs ehrenamtlicher Ortschronist Henrik Schulze und sein Verleger Dr. Erwin Meißler selbst gesteckt hatten, wurde erreicht, zum vergangenen Weihnachtsfest ist das militärhistorische Sachbuch „Jammerbock II“ auf dem Markt und in einschlägigen Verkaufsstellen erhältlich. Schulze präsentiert es am Freitag auch seiner interessierten Leserschaft in Jessen.

„Jammerbock II“ beleuchtet die Epoche der Reichswehr in den Jahren von 1919 bis 1934, von der Gründung in den Wirren der Novemberrevolution bis zum Übergang in die Deutsche Wehrmacht. „Die Garnison Jüterbog kann aufgrund ihrer Bedeutung, ihrer Größe und Vielfalt als exemplarisch für ganz Deutschland, für die deutsche Militärgeschichte überhaupt gelten.“ Zu dieser Kernaussage kommt Schulze nach intensiven Recherchen, mit denen er vor 25 Jahren begann. Er studierte dabei Unterlagen im Bundesmilitär-Archiv Freiburg und im Bundesarchiv Koblenz. Eine wahre Fundgrube war für ihn das gut aufgestellte Stadtarchiv Jüterbog. „Da habe ich meistens zwei, drei Nachmittage in der Woche zugebracht und vor allem in alten Zeitungen geblättert“, so Schulze. Das war für ihn äußerst interessant, vor allem, wenn er zwischen den Zeilen las und auch Annoncen unter die Lupe nahm. Denn längst nicht alles stand in den Blättern.

Henrik Schulze stellt sein Sachbuch „Jammerbock II“ - Die Reichswehr von 1919 – 1934“ morgen ab 18 Uhr im Jessener „Schützenhaus“ vor. Auch sein Verleger Dr. Erwin Meißler vom gleichnamigen Verlag aus Berlin wird dabei sein. Der Vortrag wird anschaulich mit historischen Fotos und Filmsequenzen illustriert. Exemplare können zum Preis von 22,50 Euro erworben werden. Ab sofort sind sie auch in der Buchhandlung Fischer, Jessen, Lange Straße, erhältlich. Bezogen werden kann das Buch auch über Schulzes Online-Antiquariat in Jüterbog. Die „Jammerbock“- ISBN lautet 978-3-932566-75-2. Mehr unter www.jueterbook.de

Er hat noch rechtzeitig Zeitzeugen besucht und befragt, denn sehr viele sind mittlerweile verstorben. Leute kramten in ihren privaten Fotoarchiven, zum Vorschein kamen äußerst interessante Dokumente. Nur deshalb konnte „Jammerbock II“ so reich bebildert werden. Denn das einbändige Gesamtwerk „Jammerbock“, erschienen im Jahr 2000, ist unbebildert. Die neuen Bände von „Jammerbock“ sind textlich nur abschnittsweise identisch mit diesem Sachbuch. Schulze hatte einfach die Gelegenheit, noch umfangreicher zu recherchieren.

Dabei kam er auch zu der Schlussfolgerung, dass die Phase, die nach dem Abzug der ehemaligen Sowjetarmee als Konversion bezeichnet wird, nur eine Fortsetzung ist. „Das ist richtig, aber es war nach 1918 und 1945 bereits die dritte Konversion“, stellt er als These auf. Die erste Konversion habe es bereits nach Ende des Ersten Weltkriegs gegeben, als die Siegermächte dem unterlegenen Deutschland die militärischen Rahmenbedingungen vorgaben. Auch in Jüterbog und Umgebung standen in großem Umfang Immobilien leer. Sie wurden zu Unterkünften für vertriebene Deutschstämmige, vor allem aus dem Elsass und aus Lothringen. In diese Zeit fallen unter anderem auch die Auflösungen des Luftschiffhafens Niedergörsdorf und des Pionierübungsplatzes Markendorf sowie die massenhafte Vernichtung von Munition. Dabei kam es zu schweren Unfällen mit Toten und Schwerstverletzten.

„Ich habe mittlerweile so viel interessantes und auch brisantes Material gesichtet, dass die geplante Trilogie „Jammerbock“ auf vier Bände erweitert werden muss“, sagte Schulze. Band drei mit der Zeit von 1935 ist bereits in Arbeit. Band vier schließlich befasst sich mit der Militärgeschichte von 1945 bis 2014. (mz)