Lichtenburg in Prettin Lichtenburg in Prettin: Die Turmhaube kommt runter
Prettin - Die Sanierung des Renaissance-Schlosses Lichtenburg in Prettin, das nach wie vor dem Bund gehört, schreitet kontinuierlich voran. So hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) auch im zurückliegenden Jahr kräftig investiert in die Sicherung und den Erhalt des alten Gemäuers. Wie Annette Abel, zuständige Abteilungsleiterin bei der BImA in Magdeburg, auf MZ-Nachfrage informiert, wurden 2015 in Prettin Maßnahmen mit einem Kostenumfang von circa 520 000 Euro realisiert. Und für 2016 steht ebenfalls etliches auf dem Plan.
Als Wermutstropfen mischt sich in diese positive Bilanz/Aussicht, allerdings die Auskunft: „Eine weiterführende Nutzung des Schlosses, über das derzeitige Maß hinaus, ist gegenwärtig nicht absehbar.“ Im Klartext: Abgesehen vom Lichtenburg-Museum zur Schloss-, Stadt- und Regionalgeschichte, dessen Öffnungszeiten-Absicherung immer wieder mal - wie momentan auch - in der Luft hängt, und der gut funktionierenden KZ-Gedenkstätte (zwischen 1933 und 1945 hatten die Nazis die Lichtenburg zu einem der ersten Konzentrationslager auf deutschem Boden umfunktioniert) sieht die Perspektive für die geschichtsträchtige Immobilie nicht eben rosig aus.
Dessen ungeachtet ließ die BImA 2015 die Baugrundsanierung, inklusive einer teilweisen Neugründung, im Bereich von Flügel A und der Gebäudeecke zum Flügel B (Komplex entlang der Straße An der Lichtenburg) fortführen. „Der dabei in Teilbereichen vorgefundene Echte Hausschwamm wurde fachgerecht beseitigt“, weiß Annette Abel zu berichten. Außerdem begann im vorigen Jahr als zweite große Maßnahme die Sanierung des oberen Teils vom Glockenturm (erster Bauabschnitt) über dem Portalbau.
Ursprünglich, so die BImA-Abteilungsleiterin, sei beabsichtigt gewesen, die Arbeiten schon 2015 zum Abschluss zu bringen. Doch es tauchten unerwartete Probleme auf. Annette Abel beschreibt diese wie folgt: „Im Zuge der Sanierungsarbeiten am Glockenturm wurden im Mauerwerk bis dahin verdeckte durchlaufende Holz-Längsanker vorgefunden, welche für derartige Renaissance-Bauwerke eine unübliche konstruktive Ausbildung des Tragsystems darstellen und deshalb nicht vermutet werden konnten.
Diese durchlaufenden Holz-Längsanker sind zudem durch Echten Hausschwamm und andere Holzschädlinge zerstört und müssen nun vollständig ausgebaut werden.“ Daher kam es zu Verzögerungen im Bauablauf. Anfang 2016 will man jetzt die komplette Turmhaube mit einem Kran abnehmen, um die Giebel und den oberen Teil des Turms sichern zu können. Übrigens, eine reguläre Winterpause im Baugeschehen an der Prettiner Lichtenburg ist laut Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nicht vorgesehen. „Alle Arbeiten sollen - soweit es die Witterungsverhältnisse und der technisch bedingte Ablauf erlauben - ohne Unterbrechung fortgeführt werden.“
Für den Flügel A und die Gebäudeecke zum Flügel B macht sich in diesem Jahr nach der Baugrundsanierung noch eine Risssanierung erforderlich. Sie kann aber erst in Angriff genommen und vor allem zum Abschluss gebracht werden, wenn es zu keinen weiteren Setzungen und Rissbildungen mehr kommt. „Das muss nun zunächst abgewartet werden“, bringt Annette Abel zum Ausdruck, dass sich ein Fertigstellungstermin momentan nicht nennen lässt.
Außerdem will die BImA 2016, wie bereits geschildert, die Sanierung des Glockenturms im oberen Teil abschließen. Dafür ist das erste Halbjahr veranschlagt. Danach können Planung und Ausführung der Sanierungsmaßnahme angegangen werden, die in einem zweiten Bauabschnitt den unteren Teil des Turm- bzw. Torgebäudes betrifft. Den Beginn dieses Vorhabens datiert die Fachfrau von der BImA ins Jahr 2017. „Daneben sind für 2016 notwendige kleinere Instandhaltungsmaßnahmen geplant, zum Beispiel das Ölen von Fenstern und Reparaturen an der Elektroanlage.“ Letztere gab es auch im zurückliegenden Jahr schon, ebenso wie Überprüfungen und Reparaturen an Dächern und Regenrinnen.
Noch wenig konkret - dafür zuversichtlich - fällt Abels Ausblick aufs Baugeschehen der kommenden Jahre aus: „Weitere Maßnahmen zur Grundinstandsetzung und Substanzerhaltung sind geplant. Zu Umfang, Zeiträumen und Kosten können keine Aussagen gemacht werden, weil diese von den Ergebnissen der Voruntersuchungen abhängen und alle Arbeiten stets in ihren technologischen Abläufen aufeinander abgestimmt werden müssen.“ (mz)