Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Neptun sorgt für Abkühlung
Prettin/Klöden/MZ. - "Der Name passt zu mir", sagt Justine erfreut, "ich bin gern eine Meerjungfrau". Verliehen bekam sie den Titel, mit dem Attribut "schöne" davor, von Neptun - alias Erzieher Karsten Becker, der aus den Fluten des Kiessees im Prettiner Touristenzentrum gestiegen war.
Genau genommen hatte eins der Tretboote, die man dort ausleihen kann, ihn und seine weibliche Begleitung, Erzieherin Viola Dietl als Seejungfrau, an den Strand befördert. Beide widmen sich mit Hingabe dem Taufen von Erdlingen. Jedes der sechs Kinder der Plossiger Tagesgruppe des Albert Schweitzer Familienwerkes bekommt einen ordentlichen Schwall Wasser aus einem Eimer über den Kopf und eine Urkunde in die Hand.
Das mit dem Taufen empfinden die Mädchen und Jungen, die eine Woche Kinderurlaub in zwei Bungalows des Touristenzentrums verbringen, am Mittwoch als angenehm. Kein Wunder bei weit über 30 Grad Luft- und immerhin reichlich 20 Grad Wassertemperatur. "Hier ist es richtig gut", meint Justine und zählt auf, welche Aktivitäten außer Baden sie bei der Hitze noch mag: Eisessen in der nahen Strandklause und Ausflüge. Im Wachsfigurenkabinett in Berlin war sie mit der Gruppe schon und der Reptilien-Zoo nahe Herzberg steht für Donnerstag auf dem Plan.
Platzwart Heinz Meißner flüchtet in den Schatten, die meisten der Dauercamper und Hütten-Bewohner auf dem Gelände auch. Es ist zu spüren, dass die Ferien begonnen haben. Zwei Schulklassen aus Leipzig waren schon da, ebenso mehrere Behinderten-Gruppen aus Sitzenroda, ebenfalls in Sachsen. "Unser behindertengerechter Bungalow ist ausgebucht bis in den September", macht Meißner die starke Nachfrage deutlich.
Die Tageszelter haben längst zusammengepackt und sind - wegen der höher steigenden Sonne - beizeiten aufgebrochen. Wolfgang und Helga Reichert aus Seyda und Heidi Frenzel aus Leipzig als Dauercamper lassen sich nicht treiben. Reicherts leben den Sommer über tageweise in ihrem Wohnwagen im Touristenzentrum. Heidi Frenzel mit Mann Andreas und Tochter mit Freund machen gerade drei Wochen Urlaub am Stück, auch im Wohnwagen. Sie lobt: "Die Ruhe hier und die Natur sind herrlich."
Zu denen, die angesichts der Hitze früh losgeradelt sind, gehören jene Vier, die am Mittwochmittag im schattigen Hof der Klödener Burg sitzen. Sie stammen aus Ostfriesland und dem Münsterland - Gaby Hasse und Roland Zillmann aus Aurich, Reinhild und Robert Bollerott aus Haltern am See. Von Magdeburg bis Dresden - mit Abschlusskonzert in der Frauenkirche - führt ihre einwöchige Tour auf dem Elberadweg. Am Dienstag waren sie in Wittenberg, am Mittwoch haben sie sich nur eine kleine Etappe bis Dommitzsch vorgenommen. Sportlicher Ehrgeiz ist ihnen fremd bei dem, was sie tun. "Eigentlich geht es auf unserer Reise ganz gemütlich zu, mit Kaffeepäuschen und viel ansehen links und rechts der Strecke", beschreiben sie ihre Tagesabläufe. "Wir haben Glück, der Radweg entlang der Elbe führt öfter durch bewachsene, schattige Ecken", da sei die Wärme erträglich. Natürlich mache man viele Pausen und fülle die Trinkflaschen ständig nach. Auch Stopps zum Baden haben sie auf ihrer Muss-Liste.