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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Mindestens das 41. Parkfest

Von EVELYN JOCHADE 31.08.2011, 18:05

GORSDORF-HEMSENDORF/MZ. - So genau wissen es die Einwohner des vereinten Dorfes nicht. "Es kann das 41. Parkfest sein, aber auch das 42. oder 43." Elisabeth König, seit 1995, dem Gründungsjahr, Vorsitzende des acht Mitglieder zählenden Heimatvereins, konnte die genaue Zahl bisher nicht in Erfahrung bringen.

Lebendig von der langen Tradition zu berichten wissen Maria und Alois Kassuba. Alois, heute 83 und noch sehr rüstig, war lange Jahre zweiter Vorsitzender des Dorfklubs, der das Fest organisierte. Beide schwärmen noch heute von den Künstlern, die gern beim Parkfest auftraten: "Damals stand eine Freilichtbühne im Park und für die Mitwirkenden ein Wohnwagen als Garderobe." Sogar aus Funk und Fernsehen bekannte Akteure kamen, beispielsweise die Sänger und Schauspieler der Fernsehsendung "Rostocker Hafenbar", allen voran Horst Köbbert, ebenso Musikgruppen für die Jugend.

Zwar sind Kassubas in dem Alter, wo sie den Jüngeren das Heft überlassen, aber was in ihrem Heimatort geschieht, daran nehmen sie regen Anteil. So ärgerten sie sich diesmal, dass am Straßenrand zu wenige Einwohner den von der Freiwilligen Feuerwehr angeführten Festzug von Gorsdorf auf das Parkgelände in Hemsendorf begrüßten und dass die Straße nicht genügend geschmückt war. Hier könnten doch die Leute ihre Heimatverbundenheit zeigen, meinte Maria Kassuba.

Hier Wurzeln geschlagen

Dabei hatte das Wort Heimat aus ihrem Mund einen ganz besonderen Klang. Maria und Alois waren 1945 als Flüchtlinge aus Schlesien gekommen und fanden hier ihre neue Heimat. Sie schlugen Wurzeln in Gorsdorf. Alois wurde Tischler und die beiden bekamen Kinder und fünf Enkel. Ein schönes Haus steht da und zufrieden könnten sie sich zurücklehnen.

Aber da ist die Furcht, all die Arbeit könne umsonst gewesen sein, denn drei Enkel sind schon fort in die alten Länder, wie Alois sagt. Und die anderen Zwei? Wenn sie keine Arbeit fänden, gingen auch sie. Was wird dann aus Haus, Grundstück und Tischlerei? Verkaufen? An wen? So mischte sich am Samstag, der deutschlandweit auch als "Tag der Vertriebenen" begangen wurde, Wehmut in die Feststimmung der Senioren. Doch als Heike Lehmann mit dem Edeka-Transporter, der den Festzug begleitete, Badischen Wein anbot, da genehmigten sich Kassubas ein Schlückchen.

Alle sind gefordert

Rund 270 Einwohner hat Gorsdorf-Hemsendorf, eine aktive freiwillige Feuerwehr und einen Heimatverein, der versucht, mit den heutigen Mitteln und viel Herzblut, etwas auf die Beine zu stellen. Dennoch: Allein werden die wenigen Frauen und Männer das Parkfest auf Dauer nicht erhalten können. Da ist die Mithilfe aller gefragt. Elisabeth König hofft auf die Heimatliebe ihrer Mitbürger.

2002 bei der Elbeflut war die Not groß, aber ebenso der Zusammenhalt. Doch der scheint sich nach und nach zu verlieren. "Viele sagen", so beklagt die Vereinsvorsitzende, "hier ist nichts los". Das wiederum konnte, wer wollte, schnell widerlegen. Bei Kegeln, Preisschießen, Tanz mit Musik vom Zahnaer DJ, Showeinlagen und vielem mehr war für jeden Geschmack etwas dabei. Auch die Sportinteressierten kamen am Sonnabendnachmittag, den wieder die Dorfjugend mit Aktivitäten füllte, auf ihre Kosten. Drei Volleyballteams kämpften um den Sieg, den sich die Groß Naundorfer sicherten.

Ein tolles Highlight hatte das Parkfest außerdem zu bieten: Wer wollte, konnte Live-Musik von Papa Joe erleben und das im alten Hemsendorfer Weinkeller. Lange hatte der Heimatverein nach einem Betreiber gesucht und ihn in Roland Höhne gefunden. Der Inhaber des Jessener Edeka-Marktes kennt das Parkfest aus seinen Kindertagen und verbindet damit schöne Erinnerungen. Aus diesem Grund unterstützt er das Vorhaben des Vereins, den Weinkeller künftig in das Parkfest zu integrieren. Beide Seiten könnten sich vorstellen, vielleicht darüber hinaus zu kooperieren und den Weinkeller dauerhaft zu dem werden zu lassen, was er zum diesjährigen Parkfest schon war, ein Besuchermagnet.