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Konzert in Jessen Konzert in Jessen: Balsam für die Seele

Von Sven Gückel 06.11.2018, 15:06
Mit Kat Baloun hatte BluesRudy eine gestandene Bluessängerin und Mundharmonikaspielerin mit nach Jessen gebracht.
Mit Kat Baloun hatte BluesRudy eine gestandene Bluessängerin und Mundharmonikaspielerin mit nach Jessen gebracht. Sven Gückel

Jessen - Wer vom Novemberblues spricht, beschreibt damit zumeist eine traurige Stimmung der eigenen Seele. Vor allem im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, das Wetter sich trüb, trist und grau zeigt. Doch Novemberblues kann auch das ganze Gegenteil sein.

Uwe Haase, alias BluesRudy, ist kein Mann großer Worte. Der Wittenberger besticht viel eher durch eine ruhige Art, überzeugt mit dem, was er musikalisch kann. Und auf diesem Gebiet ist BluesRudy meisterlich. Gitarre, Schlagzeug und Gesang bilden bei seinen Auftritten eine Einheit, geben seinen Liedern Tiefe, fluten den Raum und lassen kaum vermuten, dass hier nur ein Mann am Werke ist.

Nicht nur in der Region hat sich Haase in den vergangenen drei Jahrzehnten so seinen guten Ruf erarbeitet. Und der eilt ihm stetig voraus. Wenn das Weinhaus Zwicker in Jessen alljährlich im November zum Konzert mit BluesRudy einlädt, sind die Plätze schnell belegt. Auch am Samstag, als Haase zusammen mit der US-Amerikanerin Kat Baloun nach Jessen kam.

Für den Wittenberger ist es zur Tradition geworden, die Auftritte immer wieder mit einem anderen Gastmusiker zu bestreiten. Mundharmonikaspieler und Bassist Marko Jovanovic gehörte bis heute dazu, ebenso Gitarrist Peter Schmidt und Bluesharp-Legende Bernd Kleinow. Kat Baloun, die in Texas geboren und in Ohio aufgewachsen ist, kennt Haase seit 2002.

„In Ascherleben haben wir uns auf einem Konzert kennengelernt“, erzählt Baloun, die seit 1994 in Berlin lebt. 2005 traten beide schließlich erstmals gemeinsam auf. Uwe Haase mag die Abwechslung auf der Bühne, spielt deshalb gern mit wechselnden Partnern. „Anderes Duo bringt andere Songs“, umschreibt er den Reiz der Wechsel.

Mit Kat Baloun stand ihm dieses Mal nicht nur eine grandiose Mundharmonikaspielerin zur Seite, die Wahlberlinerin ist darüber hinaus eine begnadete Sängerin. Wenn sie ihre Stimme in voller Größe einsetzt, nimmt sie die Zuhörer mit zu den Anfängen des Blues. Bildlich sieht man dann den Mississippi, Baumwollfelder und dunkelhäutige Sklaven vor sich, die mit ihren Liedern vom Schmerz und Elend dieser Welt erzählen.

Die Grundlagen für diesen Gesangsstil bekam Baloun schon als Kind vermittelt. „Meine Mutter leitete einen Kirchenchor, in dem ich mitsingen durfte. Zwar habe ich später noch etwas privaten Gesangsunterricht genommen, aber die Basis war der Chor“, blickt sie zurück.

Eine Blueswelle, die Ende der 1960er Jahre aus England kommend die USA überrollte, weckte in der damals 13-Jährigen schließlich die Lust, auch das Mundharmonikaspiel zu lernen. Ein echter Glücksfall für Kat Balouns heutige Zuhörer.

Die Liebe zum Blues gab Andrea und Guido Zwicker vor über zehn Jahren den Anlass, Blues-Rudy zu einem ersten Konzert in das Weinhaus Zwicker einzuladen. „Die Abende werden seither immer wieder gut angenommen, bilden fast schon ein kleines Highlight im Jahr“, freut sich Andrea Zwicker. Für sie steht deshalb fest, dass der Wittenberger im kommenden Jahr bei ihnen erneut einkehren wird, um vor der hiesigen Bluesgemeinde zum Novemberblues aufzuspielen.

Dann hat er vielleicht auch die von den Fans lang ersehnte dritte CD dabei. Aktuell, so Haase, laufen dazu die Aufnahmen. Als musikalischen Partner konnte er für das Projekt Henry Heggen gewinnen, mit dem er in diesem Jahr unter anderem beim Schweinitzer Heimatfest im Weinkeller zu erleben war. Mit Blues, der die Seele belebt, ihren traurigen Geist vertreibt.

(mz)